Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
gerade aus einem Wellness-Urlaub.
» Hallo, Leute, ich bin ja soooo erledigt«, verkündete sie mit einem strahlenden Lächeln. » Die ganze Nacht habe ich für unsere Reise nach L.A. gepackt. Eigentlich lohnt sich der lange Flug für nur eine Woche gar nicht, aber ich muss unbedingt in die Sonne. Das irische Wetter kotzt mich an!«
Beifälliges Gemurmel. Die anderen rückten näher heran, um mehr über ihr glamouröses Leben zu erfahren.
» Geht es Ihnen inzwischen besser, Angelica?«, fragte ich, um ihr zu zeigen, dass ich während ihrer Krankheit an sie gedacht hatte.
» Besser?« Sie wirkte verdattert.
» Hatten Sie denn nicht die Grippe? Bei unserer letzten Begegnung haben sie ziemlich krank ausgesehen. Sie waren erhitzt und durchgeschwitzt und…« Meine Stimme erstarb, als sie mich verständnislos anstarrte.
Im nächsten Moment lächelte sie breit. » Oh jaaaa. Danke, Susie, ich fühle mich schon viel besser. Wirklich reizend, dass Sie sich Sorgen um mich gemacht haben.«
Sie hakte mich unter und eilte zurück zu ihrem Range Rover Sport. » Hören Sie, hätten Sie Lust, mich im Dezember zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu begleiten? Ich weiß, dass es bis dahin noch lang ist, aber die Eintrittskarten sind rar wie Goldstaub. Es geht um Umweltfragen, Sie wissen schon, wie wir unseren CO 2 -Fußabdruck verkleinern können. Absolut zum Gähnen und todlangweilig. Doch die ganze Bande wird da sein, also wird es bestimmt ein Spaß.«
» Sehr gerne!«, erwiderte ich mit vor Aufregung überschnappender Stimme. Allein der Gedanke, mit echten Promis an einem Tisch zu sitzen! » Wann findet sie denn statt?«
» Äh, ich bin nicht sicher. Ich schaue mal in meinen Terminkalender, okay? Jetzt muss ich los, mein Trainer wartet. Sie wissen ja, wie die sein können.« Sie kicherte.
Dann küsste sie mich– tatsächlich – auf die Wange.
PS: Den Vormittag damit verbracht, Umweltthemen wie den Treibhauseffekt und so weiter zu recherchieren, um mitreden zu können, wenn ich mit echten Promis beim Abendessen sitze. Berühmte Menschen engagieren sich häufig für die Umwelt. Bin auf einige sehr beängstigende Informationen in Sachen Erderwärmung und CO 2 -Fußabdruck gestoßen. Habe nun ein kleines bisschen Angst, dass eine riesige Welle uns verschlingen könnte. Wäre auch möglich, dass todbringende Monstermoskitos in Irland einfallen. Außerdem berechnet, dass mein CO 2 -Fußabdruck eine schwindelerregende Größe haben muss, weshalb ich vermutlich die Alleinschuld trage, wenn die Erde von einer nicht mehr zu verhindernden Umweltkatastrophe heimgesucht wird. Wundere mich ein wenig, warum ich auf eine derart hohe Zahl komme, obwohl ich weder ein Privatflugzeug im Stand-by-Modus laufen lasse noch CDs herstelle oder sonstige fiesen Dinge betreibe. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich Katies neues Glätteisen so häufig benutze.
29. Oktober
Panischer Anruf von Louise. » Ich kriege Schwangerschaftsstreifen, Susie«, jaulte sie. » Wie konnte das geschehen? Dabei ertränke ich meine Haut Abend für Abend in eimerweise dämlicher Feuchtigkeitslotion, und zwar ausnahmslos.«
» Das wird schon wieder, Lou«, erwiderte ich. » Hör zu, du wirst es nicht glauben! Ich gehe mit Angelica zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Und sie hat mich geküsst!«
» Auf den Mund? Igitt.« Louise war eindeutig nicht beeindruckt.
» Nicht auf den Mund, auf die Wange. Sie muss das Datum noch in ihrem Terminkalender nachschlagen. Es ist eine große Umweltgala mit massenweise Promis! Ich bin ja soooooo aufgeregt.«
» Spitze«, entgegnete sie wegwerfend. » Aber was ist mit meinen Schwangerschaftsstreifen? Ich werde nie wieder einen Bikini tragen können.«
Weil sie kläglich zu schluchzen begann, eine Ewigkeit mit dem Versuch verbracht, ihr klarzumachen, dass es sich bei Schwangerschaftsstreifen um Orden der Mutterschaft handelt, derer eine Frau sich nicht zu schämen braucht. Wollte ihr nicht sagen, dass Schwangerschaftsstreifen nur einer von vielen Gründen sind, aus denen ein Bikini für sie ohnehin nicht mehr in Frage kommt. Ein Schwabbelbauch und ein schlaffer Hängebusen machen einen korsettartigen, sündhaft teuren Omabadeanzug in Zukunft nämlich zur einzigen Alternative.
30. Oktober
Louise besucht, um mir ihre neuen Schwangerschaftsstreifen anzuschauen. Nachdem ich ziemlich lange und laut an die Tür geklopft hatte, machte sie schließlich auf. Sie hatte einen Kopfhörer auf dem Bauch.
» Was tust du denn da?«,
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