Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

angerufen. Wollte herausfinden, wo sie steckten und warum sie uns nicht erwarteten, um uns von unserem Gepäck und unseren Kindern zu befreien.
    » Entschuldige, Schatz«, meinte sie ein wenig geistesabwesend. » Weil es so windig war, hat das Golfen heute ein wenig länger gedauert. Nehmt euch doch einfach ein Taxi zur Wohnanlage. Wir sehen uns dann beim Mittagessen.«
    Hatte keine andere Wahl, als mich mit dem Gepäck nach draußen zu kämpfen und, zitternd vor Kälte, auf ein Taxi zu warten. Joe versuchte, Katie und Jack aufzuheitern. War stinksauer, da meine Eltern meine Gefühle mit Füßen traten. Habe beschlossen, ihnen die Maxirolle Pringles vorzuenthalten.
    PS: Spiele ernsthaft mit dem Gedanken, mich mit der Flugaufsichtsbehörde oder einer anderen zuständigen Stelle in Verbindung zu setzen und zu fordern, dass die Fluggesellschaften an Bord bessere Bedingungen für Kinder schaffen. Zum Beispiel durch die Einstellung von Betreuerinnen oder die Einrichtung eines ausgewiesenen Spielbereichs. (Natürlich weit weg von den Sitzen der Erwachsenen.) Könnte auch an Richard Branson schreiben und es ihm vorschlagen. Wer weiß? Vielleicht lädt er mich ja zu einer Strategiesitzung mit Kate Moss auf seine Privatinsel ein und bezahlt mir eine Stange Geld dafür, dass er meine Ideen patentieren lassen kann.

3. November
    Regen. Bin verzweifelt. Nur die Enthüllungen über Lindsay Lohan in OK! verhindern, dass ich den Verstand verliere.
    Mache mir außerdem ein wenig Sorgen um Mum und Dad. Sie haben offenbar Schwierigkeiten, Englisch zu sprechen, und fallen immer wieder ins Portugiesische zurück. Ziemlich beängstigend.
    » Glaubst du, sie werden senil?«, fragte ich Joe, als wir im Bett lagen und uns wegen der Kälte eng aneinanderkuschelten, während draußen der Wind heulte.
    » Senil?« Er prustete. » Die beiden führen ein tolles Leben. Ich würde mich auch gern hier zur Ruhe setzen.«
    Bin mir da nicht so sicher. Wenn man in Portugal mit so miserablem Wetter rechnen muss, hätte ich lieber ein Ferienhaus in Hollywood wie Angelica Law.

4. November
    Wetter heute Morgen besser, allerdings noch immer nicht mild, tropisch oder sonst irgendwie geeignet für meinen vielseitigen Batik-Sarong von M&S.
    Mum und Dad wollten Joe und mich dazu überreden, eine Runde Golf mit ihnen zu spielen, während Katie und Jack den Nachmittag in der zur Anlage gehörenden Kinderbetreuung verbrachten. Habe jedoch festgestellt, dass es für sie nicht in Frage kommt, nur so zum Spaß mit dem Golfkarren über den Platz zu kurven.
    » Sei nicht so überbehütend«, meinte Dad, als ich an der Eignung und den Fähigkeiten des Betreuungspersonals zweifelte, um mich drücken zu können. » Wir sind ja nur ein paar Stunden weg.«
    » Komm schon, Susie«, lockte Joe, sofort bereit, für achtzehn Löcher unter einem grauen Himmel seinen Nachwuchs im Stich zu lassen. » Sie freuen sich bestimmt über die Gelegenheit, mit anderen Kindern zu spielen.«
    » Ich fasse es nicht, dass du sie fremden Leuten anvertrauen willst«, zischte ich. War sauer, weil er sich nicht freiwillig erbot, hierzubleiben und auf sie aufzupassen, damit ich zur Maniküre in den Schönheitssalon gehen konnte.
    Den restlichen Nachmittag, in eine Decke gewickelt, Katie und Jack bewacht, damit sie nicht in das Kinderschwimmbecken fielen. (War allerdings unwahrscheinlich. Sie haben nur unter Schreckensschreien die Zehen in das eiskalte Wasser gesteckt.)
    War froh, mich durchgesetzt zu haben, obwohl Katie und Jack ein bisschen enttäuscht waren, als einige andere Kinder, angeführt von zwei fröhlichen Mitarbeiterinnen mit roten T-Shirts und Stirnbändern, auf Schatzsuche an uns vorbeimarschierten.
    PS: Muss vielleicht kurz ins nächste Einkaufszentrum fahren. Nach dem Herumsitzen am Pool bin ich so durchgefroren, dass ich einige meiner Gliedmaßen nicht mehr spüre.

5. November
    Bin heute Abend beinahe eine tragische junge Witwe à la Jackie Kennedy geworden.
    Um sieben, nachdem wir uns stundenlang über Katies Dora the Explorer -Scrabble (das einzig verfügbare Brettspiel) gezankt hatten, beschlossen, der Kälte zu trotzen und das Fischrestaurant am Hafen aufzusuchen.
    » Ihr werdet es nicht bereuen!«, begeisterte sich Mum, als wir mehrere Kleiderschichten übereinander anzogen, um uns gegen den mit hundertfünfzig Stundenkilometer wehenden Wind und den peitschenden Regen zu stemmen. » Bei Antonio gibt es den besten Seebarsch diesseits von Lagos. Die hiesigen Fischer liefern