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Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Titel: Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh Greene
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dem Nervenzusammenbruch steht.
Katie und Jack erörtern stundenlang, welche Leckereien wohl in ihren Süßigkeitentüten landen werden, und prügeln sich deswegen ausgiebig.
    » Mummy, können wir bei uns auch viele Lämpchen und Gespenster aufhängen?«, fragte Katie, als sie nach der Schule ins Auto stieg.
    » Das wäre vielleicht ganz nett«, erwiderte ich ausweichend, um sie abzuwimmeln.
    » Brandon behauptet, sein Haus wird das schönste«, fuhr sie, ein blutrünstiges Glitzern in den Augen, fort. » Aber ich habe gesagt, dass unseres noch schöner wird. Viel schöner.«
    Sofort Versagensangst bekommen. Angelica hat jahrzehntelange Übung in der Herstellung kunstvoller Lichtinstallationen. Ein ungeschickt ausgehöhlter Kürbis und eine Schnur mit harmlos aussehenden Gespenstern, die auf der Veranda flattern, werden Katies hohen Ansprüchen sicher nicht genügen. Deshalb beschlossen, an der Villa der Laws vorbeizufahren, um die Dekoration in Augenschein zu nehmen. Das Haus war von oben bis unten mit Lichterketten, Kürbissen und Geistern geschmückt. Außerdem wehten an der Veranda Dutzende von kunstvoll drapierten Wimpeln mit der Aufschrift » Happy Halloween«. Auf der Vortreppe schwankte eine lebensgroße Hexe. Gewiss hat Angelica eine Firma beauftragt. Allein hat sie das sicher nicht hingekriegt, nicht in ihrem geschwächten und vergrippten Zustand.
    PS: Mrs H. hat ein Tässchen Tee bei mir getrunken. Sie sagt, sie benutze keine Enthaarungscreme mehr.
    » Ich bin zum Wachs übergegangen, liebe Susie«, behauptete sie. » Eine gute brasilianische Enthaarung hält Ewigkeiten vor und ist so hygienisch. Du solltest es ausprobieren.«
    Sie nahm einen Schluck Tee und grinste ausgesprochen selbstzufrieden. Frag mich manchmal, ob Mrs H. nicht ihre dunklen Geheimnisse hat. Habe die Enthaarungscremes unter der Treppe verstaut, bis ich weiß, wie ich sie loswerden kann.

25. Oktober
    Heute Vormittag beim Abholen von Jacks Kindergärtnerin beiseitegenommen worden.
    » Wie gewöhnt sich Jack Ihrer Ansicht nach bei Little Angels ein, Mrs Hunt?«, erkundigte sie sich und sah mich dabei durchdringend an.
    » Äh, gut?«, tastete ich mich vor. Hatte plötzlichen Schweißausbruch. Dass sie mich Mrs Hunt nannte, war kein gutes Zeichen.
    » Jaaa … Die Sache ist nur, dass es ihm ein wenig schwer zu fallen scheint, Anschluss zu finden und die Spielsachen mit den anderen Kindern zu teilen.« Es folgte eine bedeutungsschwangere Pause.
    » Was genau meinen Sie?«, fragte ich.
    » Nun, er tut die meiste Zeit so, als wäre er ein Hund.«
    » Ein Hund?« Weil es offenbar nichts Ernstes war, erleichtert aufgelacht. » Er hat eben viel Phantasie.«
    » Ja, und wir hier bei Little Angels wollen auch zu phantasievollen Spielen ermutigen.« Sie machte ein strenges Gesicht. » Allerdings bestehen wir auch auf geordnete Aktivitäten in der Gruppe, und Jack verhält sich… wollen wir es einmal störend nennen? Wir glauben, dass er in diesem Bereich eine besondere Förderung und Unterstützung braucht.«
    Sie drückte mir einen Stapel Literatur über interaktives Spielen in die Hand.
    » Warum tust du im Kindergarten so, als wärst du ein Hund, Jack?«, wollte ich auf dem Heimweg wissen. Habe versucht, im Rückspiegel Blickkontakt aufzunehmen.
    » Wau, wau!«, bellte er fröhlich.
    Bin sehr besorgt. Was, wenn er eine schwere psychische Störung entwickelt und irgendwann gar nicht mehr spricht? Der einzige Trost ist, dass man dann für den Living Channel einen Fernsehfilm über sein Leben drehen könnte.
    Eine Ewigkeit die Broschüren durchgeackert, die die Kindergärtnerin mir mitgegeben hat. Danach beschlossen, neue Methoden anzuwenden, damit Jack gesellschaftsfähiger wird.
    Plan, Jack dazu zu bringen, mit anderen Kindern zu teilen, Freunde zu finden und nicht mehr Hund zu spielen:
Ihn auffordern, über seine Gefühle in puncto Teilen zu sprechen.
Ihn fragen, was er empfindet, wenn andere mit ihm etwas teilen.
Sich erkundigen, welches Spielzeug er am liebsten mit anderen teilen würde.
Ein Bild malen, auf dem er mit einem Freund etwas teilt.
Mit ihm den Zoo besuchen und ihm erklären, wie Tiere Nahrung, Wasser und Unterkunft miteinander teilen.
    Bin überzeugt, dass er in null Komma nichts auf dem richtigen Weg sein wird. Allerdings sieht der Plan viele Gespräche vor, und Jack ist nicht unbedingt redselig.
    PS: Katie und Jack haben den Hund mit dem Inhalt von zwei Tuben der Enthaarungscreme eingerieben, die ich unter die Treppe gepackt

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