Pearls of Passion - Tabuloses Spiel
einem Treffen ihres Debattierclubs gehen. Das hieß, ich hatte das Apartment bis mindestens Mitternacht für mich.
So hatte ich es zumindest geplant. Leider tendieren Pläne dazu, schiefzugehen – vor allem, wenn man komplett nackt im Schlafzimmer liegt und die Mitbewohnerin mit einem Besucher zurückkommt, vier Stunden bevor man sie eigentlich zurückerwartet hätte!
Verdammte Scheiße. Verdammte verflixte Scheiße.
Für eine Sekunde glaubte ich, mein Herz würde stehen bleiben. Dann spuckte mein Hirn diverse Fragen aus. Na ja, eigentlich nur eine Frage:
Was soll ich tun? Was soll ich tun? Was soll ich tun?
Tief in mir wusste ich aber, dass es nichts gab, was ich tun konnte. Ich war gefesselt – nackt und gefesselt. Die Kette war fest zwischen den Streben meines Bettes verankert. Mein Herz schlug so laut, dass ich sicher war, Sonia konnte es im Wohnzimmer nebenan hören. „Was sind das für Trommelschläge?“, würde sie ihren Besucher fragen. „Hat hier irgendwer Led Zeppelin aufgedreht?“
Vielleicht hatte sie nur etwas vergessen. Sie und ihr mysteriöser Besucher würden einfach kurz das holen, was sie vergessen hatte – Jacke, Handtasche, Notizzettel oder was zum Teufel es sonst sein mochte – und dann wieder verschwinden. Aber wenn dem so war, was war das dann für ein Geräusch? Man musste kein Ingenieur sein, um zu wissen, was die langsam näher kommenden Schritte bedeuteten.
Oh Gott, warum hatte ich das getan? Warum hatte es mir nicht gereicht, einfach eine Schelle anzulegen? Warum musste ich unbedingt zwei Schellen ausprobieren? Verzweifelt versuchte ich, freizukommen. Ich zerrte an der Kette, doch ohne Erfolg. Vielleicht würde ja die rotglühende Hitze auf meinem Gesicht das Eis schmelzen. Nein. Ich stemmte mich gegen die Matratze.
In meinem Kopf explodierte eine Wolke von Beschimpfungen.
Sonia klopfte niemals an. Nie. Wieso hatte ich nicht daran gedacht, das Zimmer abzuschließen? Ganz einfach. Das war mein idiotische „Falls doch etwas passiert“-Vorsorge . Ich hatte Angst gehabt, dass ich eventuell doch Hilfe brauchen würde. Für den Fall, dass etwas schiefging. Möglicherweise würde sich das Schloss verklemmen oder so was. In dem Fall konnten die Feuerwehrmänner einfach die Tür öffnen und mich befreien. Sie mussten sie dafür nicht aufstemmen oder aufbrechen.
Also, was konnte ich tun? Konnte ich das gesamte Bett quer durch den Raum bewegen und die Tür blockieren? Nicht sehr wahrscheinlich.
Die Stimmen wurden lauter.
Meine nahe Zukunft hielt keine gut gebauten Feuerwehrmänner bereit. In dem Moment, als mir das klar geworden war, hätte ich einfach rufen müssen: „Kommt nicht rein!“ Ich tat es nicht, und selbst wenn, wäre es ohnehin zu spät gewesen. Sonia und Eleanor, eine Freundin von ihr aus dem Debattierclub, betraten mein Zimmer. Sie waren in ein Gespräch vertieft, weswegen sie mich nicht sofort bemerkten. Zumindest bemerkten sie nicht sofort, wie ich aussah. Dann aber sog Sonia scharf die Luft ein, und ihre Freundin starrte mich fassungslos an, während ich mir auf die Lippen biss und versuchte, nicht loszuweinen.
Die andere Frau verließ höflicherweise den Raum, aber Sonia blieb im Türrahmen stehen und starrte mich weiter an. Wäre ich jemand anderes gewesen, wäre ich vielleicht empört gewesen. Diese andere Karen hätte Sonia vielleicht entgegengerufen: „Was zum Teufel starrst du mich so an?!“ Aber ich war nicht diese andere Karen.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie mit einem Zittern in der Stimme.
„Also …“, begann ich, während ich dachte, verdammt, es ging mir schon mal besser.
„Hat dir das jemand angetan?“
Oh Mann.
Ja, ich habe das getan, weil ich dein blödes Tagebuch gelesen habe, du Idiotin. Ich habe das getan, weil ich wissen wollte, wie sich das anfühlt, ohne erst mühsam einen Freund zu finden und ihn dann anzubetteln, dass er mich fesselt. Mir rennen Männer nicht nach und bitten mich, mich fesseln zu dürfen. Ich bin nicht du.
Ich schüttelte den Kopf.
„Willst du, dass ich dich losmache, oder soll ich dich lieber allein lassen?“
Musste ich ihr wirklich die Sache mit dem Eisschloss erklären? Ich atmete tief ein. „Mach dir um mich keine Sorgen“, sagte ich und fügte hinzu, „aber vielleicht könntest du etwas über mich legen.“
Sie wirkte, als wollte sie mir nicht zu nahe kommen. Ich war versucht ihr zu sagen, dass ich nicht beißen würde und dass sie sich sowieso keine Sorgen machen müsste, da ich ja ohnehin
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