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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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gegenüber Platz nahmen.
    »Heute Morgen«, begann Lenz, »wurde einer Ihrer Mitarbeiter tot in seinem Haus aufgefunden, Herr Gieger. Es handelt sich um Sven Vontobel.«
    »Ich bin darüber informiert.«
    »Kannten Sie Herrn Vontobel gut?«
    »Ich kenne keinen unserer Mitarbeiter gut . Das würde meinen Vorstellungen vom Führen eines privaten Bankhauses widersprechen.«
    »Interessant«, stellte der Hauptkommissar mit erstauntem Gesichtsausdruck fest. »Aber Sie wissen schon, dass er bei Ihnen gearbeitet hat?«
    »Das natürlich.«
    »Wie viele Menschen arbeiten insgesamt für die Bank?«, wollte Hain wissen.
    »Ungefähr 450. Natürlich nicht alle hier am Stammsitz in Kassel; wir unterhalten unter anderem auch Büros in Frankfurt, London, Tokio und New York.«
    »Und Ihre Bank verdient ihr Geld womit genau?«
    Giegers Haltung spannte sich, während er sich Lenz zuwandte.
    »Ich habe leider nicht die Zeit, Ihrem jungen Kollegen das Wirken und die Geschäfte einer Privatbank wie der Nordhessenbank zu erklären, Herr Hauptkommissar. Für diese Informationen möge er sich bitte an die IHK oder ein anderes Institut wenden, das in diesem Bereich Seminare anbietet.«
    Über Hains Gesicht huschte der Anflug eines Lächelns, als Lenz zu seiner Erwiderung ansetzte.
    »Ach, ich denke, mein junger Kollege hat gar keine tief greifenden Ausführungen erwartet. Einfach einen kurzen Abriss, womit die Nordhessenbank ihr Geld verdient.«
    »Wir verwalten, erhalten und mehren die Vermögen unserer Kunden. Außerdem sind wir natürlich ein hervorragender Ansprechpartner, wenn es um die Beratung bei Firmenfusionen und Übernahmen geht.«
    »Ah, ja, Mergers and Aquisitions«, warf Hain ein, ohne jedoch bei Gieger auch nur die geringste Aufmerksamkeit oder Anerkennung zu ernten.
    »Aber eine Filiale, bei der man zum Beispiel Geld abheben könnte, haben Sie nicht«, fragte Lenz weiter.
    »Nein, so etwas haben wir nicht.«
    »Und Herr Vontobel war wofür genau zuständig?«
    »Er war der Leiter unserer Anlageberatung. Persönlich betreut hat er natürlich nur eine überschaubare Anzahl an guten Kunden. Gute, langjährige Schlüsselkunden.«
    »Der Leiter der Abteilung? Erstaunlich, wenn man sein Alter bedenkt.«
    »Erfolg und Kompetenz ergeben sich nicht bei jedem Menschen erst im fortgeschrittenen Alter«, gab Gieger mit einem strengen Blick Richtung Hain zurück. »Auch junge Menschen stellen manchmal die richtigen Fragen und haben, wenn auch sehr selten, auf viele dieser Fragen die richtigen Antworten parat.«
    »Dann könnte man sagen«, nahm Hain unbeeindruckt den Ball wieder auf, »dass Herr Vontobel einer dieser von Ihnen geschilderten, äußerst raren Überflieger war?«
    »Das würde ich nicht in Abrede stellen.«
    »Wie war sein Verhältnis zu den Kollegen?«, ergriff Lenz wieder das Wort. »War er beliebt bei denen?«
    »Es ist nicht die Aufgabe einer Führungsperson, beliebt zu sein, Herr Kommissar.«
    »Und was ist, Ihrer Meinung nach, die Aufgabe einer Führungsperson?«
    »Seine Mitarbeiter spüren zu lassen, dass er alles für seinen und ihren Erfolg zu tun bereit ist. Ziele definieren, die Richtung vorgeben. Dazu braucht es Autorität, Durchsetzungskraft und Loyalität.«
    Er sah dem Polizisten lang ins Gesicht.
    »Wenn der Abteilungsleiter einer großen Privatbank geliebt werden möchte, sollte er sich einen Hund anschaffen.«
    »Na, den hatte er ja wenigstens«, meinte Hain, während er sich Notizen in seinem kleinen Block machte.
    »Wie meinen Sie das? Vontobel, … ich meine, Herr Vontobel hatte einen Hund? Davon ist mir nichts bekannt.«
    »Zumindest hat ein toter Hund vor seinen Füßen gelegen, als wir ihn gefunden haben.«
    »Das ist befremdlich.«
    »Wie würden Sie Ihr persönliches Verhältnis zu Herrn Vontobel beschreiben?«, wollte Lenz wissen.
    »Er war Mitarbeiter unseres Bankhauses. Mehr gibt es über mein Verhältnis zu ihm nicht zu sagen.«
    »Haben Sie Herrn Vontobel eingestellt?«
    »Ich hatte natürlich die letzte Entscheidung, ja. Ausgewählt und vorgeschlagen wurde er von einer Personalagentur.«
    »Wann war das?«
    »Da müsste ich, wenn Sie es ganz genau wissen wollen, nachsehen. Ich glaube, vor vier Jahren.«
    »Und Sie waren mit seiner Arbeit zufrieden?«
    »Sehr, ja. Außerdem wäre er sonst längst nicht mehr Mitarbeiter unseres Hauses gewesen.«
    Lenz und Hain sahen sich kurz an und standen dann auf.
    »Gut, das wäre dann alles, Herr Gieger. Wir würden uns gern noch Herrn Vontobels

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