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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Mitarbeiter der Kasseler Verkehrsgesellschaft, während er den Fahrausweis in Augenschein nahm und ihn dann zurückwandern ließ.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein durch und durch freundlicher und zuvorkommender Mensch sind?«, fragte Anselm höflich, während er die Karte erneut in die Brieftasche schob.
    »Nö«, erwiderte der Kontrolleur überrascht.
    »Das wird auch nie jemand tun.«

6
    Markus Specht betrat den Flur des kleinen Reihenmittelhauses, stellte seine Arbeitstasche neben sich ab und schloss die Tür hinter sich.
    »Hallo«, kam es erstaunt aus Richtung des Wohnzimmers, wo im Türrahmen der Kopf seiner Frau Silke auftauchte. »Warum bist du denn schon zu Hause? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Specht warf seiner hochschwangeren Frau ein gequältes Lächeln zu, streifte sich die Schuhe von den Füßen, schlüpfte in die Hausschuhe und nahm sie ein paar Sekunden später in den Arm.
    »Es ist etwas Furchtbares passiert, Schatz.«
    Sie machte sich von ihm frei, was wegen des mächtigen Bauchs recht kompliziert war, und sah ihrem Mann ängstlich ins Gesicht.
    »Was ist Furchtbares passiert? Etwas mit dir?«
    Specht schüttelte den Kopf.
    »Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Es geht um Sven. Er ist tot!«
    Silke Specht riss die Augen auf und schob die rechte Hand vor den Mund.
    »Tot? Wie ist denn das passiert? Ein Unfall?«
    Wieder schüttelte ihr Mann den Kopf.
    »Nein. Er wurde ermordet.«
    Es dauerte nur wenige Zehntelsekunden, bevor jegliche Farbe aus dem Gesicht seiner Ehefrau gewichen war. Ihre Hände fingen an zu zittern, und mit ihnen kurz darauf ihr gesamter Körper.
    »Oh Gott, Markus!«
    Specht streichelte sanft über ihre Wange, presste seine Stirn an ihre und schluckte laut.
    »Er ist erschossen worden. In seinem Haus ist alles voll mit Polizei und so, es ist wirklich grausam.«
    »Woher weißt du das? Bist du dort gewesen?«
    »Ja. Weber hat van Roon und mich beauftragt, ein paar Dinge aus dem Haus zu holen, da habe ich es natürlich gesehen.«
    »Was für Dinge denn?«
    »Computer und Datenträger. Aber es hat nicht geklappt, die Polizei hat es nicht erlaubt.«
    »Weiß man schon, wer es gewesen ist?«
    Der Banker zuckte mit den Schultern.
    »Das kann ich dir nicht sagen. Im Radio haben sie eben gesagt, dass die Polizei noch keine Informationen dazu an die Öffentlichkeit gegeben hat, also vermutlich nicht.«
    Silke Specht machte ein paar Schritte auf die Küche zu.
    »Willst du auch ein Glas Wasser?«, fragte sie mit vor dem Bauch verschränkten Armen, was aussah, als wolle sie ihr ungeborenes Kind vor dieser schlechten, gewalttätigen Welt beschützen.
    »Ja gern.«
    »Ich glaube, ich will das alles gar nicht verstehen«, erklärte sie ihm nach ihrer Rückkehr aus der Küche. »Du weißt, dass ich ihn nie leiden konnte, und dass es Tage gab, zum Beispiel, wenn er dich wieder mal wie einen Hund behandelt hatte, an denen ich ihn hätte umbringen können. Aber nun, wo es jemand wirklich gemacht hat, will es nicht so richtig in meinem Kopf ankommen.«
    Specht lächelte müde.
    »Mir geht es so ähnlich. Auf der einen Seite finde ich es schrecklich, dass einem Menschen so etwas widerfährt, auf der anderen denke ich halt daran, wen es erwischt hat. Und bei diesem Gedanken kann ich eine heimliche Freude nicht unterdrücken.«
    Er nahm einen großen Schluck Wasser.
    »Heute Morgen, als die Nachricht die Runde gemacht hat, musste ich unwillkürlich lachen, ob du es glaubst oder nicht. Alle in der Abteilung haben geschockt getan und bestürzt, und dabei war es den meisten eine echte Wonne, dass dieser Arsch tot ist.«
    »Meinst du, es war einer, den wir kennen?«
    Er machte eine lange Pause, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    »Das weiß ich nicht, Schatz, und ich will mir auch keine Gedanken darüber machen. Sicher ist, dass ich es nicht gewesen bin, obwohl ich mehr als einmal darüber nachgedacht habe, ihn zu vierteilen, zu ertränken oder einfach nur mit meinen bloßen Händen zu erwürgen.«
    »Wer erbt eigentlich seinen ganzen Besitz?«, wollte sie mit Blick auf einen imaginären Punkt an der Wand wissen. »Das geht doch garantiert in die Millionen, was nun zu verteilen ist.«
    »Keine Ahnung. Ich jedenfalls wollte nicht einen Cent davon haben.«
    »Und du weißt auch nichts über Verwandtschaft oder so?«
    »Nein. Ich frage mich viel mehr, wie es in der Bank weitergehen wird. Kriegen wir einen ganz neuen Chef, oder wird einer von uns zum Leiter der Abteilung

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