Pechstraehne
nichts auf gleich geht das schon mal gar nicht.«
»Ja, du Maulheld. Das glaube ich, dass du Bartholdy gegenüber schon noch ein bisschen wachsen müsstest. Aber macht nichts, du hast ja auch noch jede Menge Zeit.«
»Arschloch.«
Der Polizeipräsident empfing die beiden hinter seinem Schreibtisch sitzend. Entgegen den normalen Gepflogenheiten stand er jedoch auf und reichte jedem seiner Mitarbeiter zur Begrüßung die Hand.
»Was gibt es also, Herr Dr. Bartholdy, das unser Erscheinen so dringend macht?«, fragte Lenz, nachdem sie sich gesetzt hatten.
»Ich hatte, kurz bevor ich Sie gebeten habe, zu mir zu kommen, ein sehr interessantes Telefonat.«
Ach , dachte Lenz. Sag nur.
»Es ging um den toten Bankier von heute Morgen, diesen Herrn von Tobel.«
»Vontobel«, verbesserte Lenz vorsichtig. »Der Mann heißt Vontobel. Sven Vontobel.«
»Ja, wie dem auch sei«, verfiel Dr. Bartholdy ein wenig in seine bekannte Rolle, um sich jedoch sofort wieder eines gütigeren Tonfalls zu bedienen.
»Es ist in dem Fall von einem Tötungsdelikt auszugehen?«, fragte er in die Runde, was von beiden Ermittlern mit jeweils promptem Kopfnicken beantwortet wurde.
»Ja, der Mann wurde erschossen«, klärte Hain seinen obersten Vorgesetzten im Präsidium auf. »Suizid können wir definitiv ausschließen.«
»Gut, gut. Sie haben die Ermittlungen aufgenommen, stehen aber noch am Anfang?«
Nun durchzuckte es Lenz. Was genau willst du von uns? , dachte er. Und warum kommst du, verdammt noch mal, nicht auf den Punkt?
»Genau, ja. Sein Hund wurde vor seinen Augen erschossen, und die gesamte Tat ist, wie es sich derzeit darstellt, mit größtmöglicher Brutalität ausgeführt worden.«
»Unappetitliche Sache also.«
Lenz hätte aus der Hose springen können.
»Gab es sonst irgendwelche Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Sache?«, wollte Bartholdy nun wissen.
Hain warf seinem Boss einen verstohlenen Blick zu, der kaum merklich den Kopf schüttelte.
»Was genau meinen Sie, Herr Dr. Bartholdy?«
Der Polizeipräsident legte die Stirn in Falten, holte tief Luft, und beugte sich nach vorn.
»Es geht um die Nordhessenbank , da müssen wir nicht um den heißen Brei herumreden, meine Herren. Und der Anruf, den ich eingangs erwähnt habe, kam von Rudolph Gieger, dem Direktor der Bank. Ich vermute zwar, dass Sie schon in irgendeiner Form Kontakt mit ihm oder seinen Leuten hatten, aber wenn Sie nicht darüber reden wollen, soll es für mich auch in Ordnung sein. Vermutlich war der Kontakt ohnehin nicht besonders angenehm.«
Sein Körper sackte wieder nach hinten.
»Gieger hat mich …«
Er machte eine Pause.
»Er hat mich aufgefordert, irgendwelche Datenträger, die vermutlich Sie beide sichergestellt haben und bei denen es sich um Eigentum der Bank handeln soll, sofort an den Justiziar, einen gewissen van Roon, herauszugeben.«
Wieder stockte er.
»Wissen Sie etwas von diesen Datenträgern?«
»Natürlich wissen wir davon«, entgegnete Lenz so selbstbewusst wie möglich. »Wir haben sie sichergestellt, weil wir uns von ihnen Hinweise auf den oder die Täter versprechen. Und es sollte klar sein, dass …«
»Moment, Herr Lenz«, wurde der Hauptkommissar ungewöhnlich sanft von Bartholdy unterbrochen, der beide Hände gehoben und vorsichtig nach vorn geschoben hatte.
»Die Datenträger sind bei uns im Haus?«
»Ja«, nickte Lenz unwillig. »Und …«
»Nun lassen Sie mich doch bitte erst mal ausreden«, ging Bartholdy erneut dazwischen, »bevor Sie zu Ihrer Verteidigungsrede ansetzen. Ich weiß, dass wir uns mit der Sicherstellung auf dünnem Eis befinden, aber das ist mir völlig egal. Wir werden diese Dinger so schnell wie möglich kopieren, sofern das möglich ist, damit wir einer eventuellen richterlichen Anordnung zur Herausgabe etwas gelassener entgegensehen können.«
Der Blick, den die beiden Polizisten vor dem Schreibtisch nun austauschten, gehörte eindeutig in die Rubrik wie bitte? Hab ich mich gerade verhört?
»Und nun schauen Sie nicht so erstaunt drein. Um das Geschäftsgebaren der Nordhessenbank steht es, so weit man hört, nicht zum Besten, also gebe ich Ihnen absolut recht bei Ihrer Annahme, dass uns die Auswertung dieser Daten dem oder den Tätern durchaus näher bringen könnte.«
»Das ist …«, wollte Lenz etwas erwidern, jedoch fehlten ihm die weiteren Worte.
»Dieser Herr Gieger hat Sie aufgefordert , die Datenträger herauszugeben?«, wollte Hain stattdessen wissen. »Das erscheint mir schon
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