Pechstraehne
natürlich seine Steuern immer brav und pünktlich bezahlt hat, gibt es ein ziemlich dickes Dossier über ihn bei der BaFin. Da hattest du übrigens einen guten Riecher, Paul, ich muss dich loben.«
»Und die BaFin hat dir das so mir nichts dir nichts gesteckt?«
»Nein«, grinste Gecks. »So einfach geht das nun doch wieder nicht. Dazu brauchte es die Hilfe meines Kumpels vom Finanzamt, der mal zusammen mit einem ziemlich hohen Tier von der BaFin ein Seminar besucht hat, wo sie eine Nacht lang die Bar leer gesoffen haben. Seitdem sind die beiden befreundet, was uns heute für die Informationsbeschaffung ohne großes Tamtam äußerst dienlich gewesen ist.«
»Und was steht jetzt in diesem Dossier?«, wollte Hain wissen.
Wieder griff Gecks zu einem Blatt vor sich und tauschte es gegen das in seiner Hand befindliche aus.
»Sven Vontobels Methoden sind seit etwa zwei Jahren immer wieder das Thema von Beschwerden, mit denen die BaFin sich herumschlagen muss. Das geht von Falschberatung bis hin zu bewusstem Betrug. Allerdings ist er bisher nicht ein einziges Mal auch nur in die Nähe einer Rüge oder etwas Ähnlichem gekommen. Das liegt nach Meinung des BaFin-Mannes allein daran, dass die Beschwerdeführer ohne Ausnahme auf eine strafrechtlich relevante Anzeige verzichtet haben.«
»Wie jetzt?«, warf Hain dazwischen. »Die Leute fühlen sich beschissen, beschweren sich halbherzig über ihn, aber zu mehr reicht es dann nicht? Das will mir überhaupt nicht in den Kopf.«
Gecks fing an zu grinsen.
»Ja, da ist was dran, Thilo. Aber, so hat es mir zumindest mein Kumpel beim Finanzamt erklärt, seine Handlungen sind strafrechtlich eben nicht oder nur sehr schwer angreifbar.«
Er legte das Papier auf den Tisch.
»Jeder, der mit ihm zu tun hatte, musste ein paar Unterschriften leisten. Zum Beispiel musste er unterschreiben, dass er für die Anlagestrategie am Ende selbst verantwortlich zeichnet und den Berater für seine Tipps nicht zur Rechenschaft ziehen oder in Haftung nehmen kann. Somit fällt es natürlich schwer, dem Vontobel einen direkten Vorwurf zu machen. Etwas anders würde die Sache aussehen, wenn der Berater den Kunden betrügen würde, er ihm also etwas raten oder verkaufen würde, von dem er weiß , dass es in einem Verlust endet. Aber in diese Bredouille hat der gute Vontobel sich nach jetzigem Erkenntnisstand nie gebracht.«
»Aber wir können schon konstatieren, dass er, zumindest moralisch, Dreck am Stecken gehabt hat«, fasste Lenz zusammen.
»Man kann moralisch keinen Dreck am Stecken haben«, widersprach Hain. »Man kann unmoralisch sein oder handeln, aber Dreck am Stecken ist für mich was anderes.«
»Von mir aus, du Wortklauber. Was aber nichts daran ändert, dass es im Leben von Sven Vontobel vermutlich eine ganze Reihe Menschen gab, die ihm nicht wohlgesonnen gewesen sein dürften.«
»Habt ihr etwas über seine privaten Verhältnisse herausgefunden?«, wollte Gecks wissen.
Seine beiden Kollegen vor dem Schreibtisch schüttelten unisono die Köpfe.
»Nichts, was wir nicht schon gewusst hätten.«
»Und gab es …«
Er stockte, weil Hains Mobiltelefon sich meldete.
»Ja«, sagte der Oberkommissar und lauschte ein paar Sekunden. Mit einem schnellen »wir kommen gleich runter« beendete er das Gespräch und steckte das Gerät zurück in die Sakkotasche.
»Die Jungs von der Kriminaltechnik. Es gibt Probleme, weil sämtliche Datenträger passwortgeschützt sind. Sie kommen im Augenblick nicht weiter.«
»Gab es eigentlich noch etwas von diesem Clown, der auf dem Hof auf dicke Hose gemacht hat?«, nahm Gecks seinen Gedanken wieder auf.
»Eigentlich nicht«, erwiderte Lenz und gab seinem Kollegen einen kurzen Abriss der Besuche bei Rudolph Gieger und dem Polizeipräsidenten.
»Und Bartholdy hat euch wirklich völlig freie Hand gelassen? Das kann doch nicht unser Präsi gewesen sein. Da muss sicher ein Klon an seinem Schreibtisch gesessen haben.«
»Doch, ob du es glaubst oder nicht.«
»Ich vermute, dass er auch auf der Liste derer steht, die von Vontobel über den Tisch gezogen wurden«, erklärte Hain. »Und wenn nicht er persönlich, dann jemand aus seinem näheren Umfeld.«
Gecks schüttelte energisch den Kopf.
»Ob er jemanden über den Tisch gezogen hat, muss sich erst noch herausstellen, Thilo. Oftmals gehen solchen Beratern Leute auf den Leim, die den Hals nicht vollkriegen können. Die immer mehr und noch mehr Rendite erzielen wollen, und die dabei jeglichen gesunden
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