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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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irgendwie frech, wenn ich das sagen darf. Uns mit so einem Verhalten zu konfrontieren, mag ja noch zu erklären sein, aber bei Ihnen, also dem Polizeipräsidenten, sollte man das nach meiner Meinung nicht probieren.«
    »Das sehe ich genauso, Herr Hain. Allerdings gehört es durchaus zum Selbstverständnis dieses Herrn, dass alle Welt seinen Forderungen unverzüglich nachkommt.«
    »Kennen Sie ihn?«, wollte Lenz wissen.
    Bartholdy sah an die Decke, schloss kurz die Augen, und sog erneut tief Luft in seine Lungen.
    »Ach, kennen ist zu viel gesagt. Man läuft sich hie und da mal über den Weg, ja, aber ich bin alles andere als gut bekannt mit ihm. Und wenn Sie sich ein wenig mit der Prominenz in unserem lieben Nordhessen auskennen, wissen Sie sicher, dass Rudolph Gieger die Dinge lieber aus einer gewissen Deckung heraus gestaltet. Will heißen, dass er die erste Reihe und das Rampenlicht möglichst meidet.«
    »Ja, den Eindruck hatten wir vorhin, als wir ihn befragen wollten, auch. Und sehr kooperativ kann man sein Verhalten auch nicht nennen.«
    Über das Gesicht des Polizeipräsidenten huschte ein Lächeln.
    »Also waren Sie schon vor Ort, ich meine, bei der Nordhessenbank ?«
    »Ja. Leider traf unser Besuch, wie schon gesagt, nicht auf große Gegenliebe.«
    »So sind sie, die Banker. Wenn sie an unser Bestes wollen, also unser Geld, dann sind sie freundlich und zuvorkommend. Wenn allerdings etwas schiefgegangen ist, und man sie um ein Gespräch bittet, beißt man auf Granit.«
    »Klingt, als hätten Sie persönliche Erfahrungen mit Gieger oder der Nordhessenbank gemacht«, fasste Hain Bartholdys Erklärung mit einem fragenden Blick zusammen.
    »Das kann ich getrost verneinen, Herr Kollege. Aber ich bin trotzdem ein wenig über die Bank informiert.«
    »Schon in Ordnung«, verzichtete der Oberkommissar auf weiteres Nachfragen, obwohl es ihm sehr schwerfiel.
    »Also, dann machen Sie sich am besten gleich auf den Weg und sorgen dafür, dass diese Datenträger kopiert werden, wenn es noch nicht geschehen sein sollte.«
    »Das machen wir«, gab Lenz zurück, stand auf, verabschiedete sich und verließ mit Hain im Schlepptau das Büro.
    »Warum hast du ihm nicht gesagt, dass wir das Kopieren längst in Auftrag gegeben haben?«, fragte der, als sich die Fahrstuhltüren hinter ihnen geschlossen hatten.
    »Weil ich dein Boss bin, und du noch etwas Zeit brauchst, bis du meinen Job übernehmen kannst. Und bis dahin hältst du Augen und Ohren offen. Klar?«
    »Oberarschloch.«
    »Wenn wir«, setzte Lenz zu einer Erklärung an, während der Lift sich langsam in Bewegung setzte, »ihm das gesteckt hätten, wäre uns damit nicht gedient gewesen. So wie es jetzt läuft, glaubt er, diese Kopieridee sei ausschließlich auf seinem Mist gewachsen, und wir kleinen Deppen freuen uns, was von ihm lernen zu können. Warum der nämlich heute so derart viel Kreide gefressen hat, stellt für mich das eigentliche Rätsel des Tages dar. Sei sicher, bei der nächstbesten Gelegenheit ist er wieder ganz anders, und dann will ich nicht, dass er uns so einfach ausrechnen kann. Also erheben wir ihn heute in den Heldenstatus, damit wir morgen in Ruhe unsere Arbeit machen können.«
    »Du bist echt ein Fuchs«, zeigte Hain ein wenig gespielte Anerkennung. »Nicht so clever, aber zumindest riechst du so.«
    »Mistkerl.«

    *

    Eine halbe Stunde später wurden die beiden Polizisten von Rolf-Werner Gecks in dessen Büro gebeten.
    »Das war ein ganz schöner Ritt«, begann der Hauptkommissar, »aber wenn ich alles zusammenaddiere, was ich herausgefunden habe, ergibt sich schon ein erstes, wie ich finde ziemlich aussagekräftiges Bild der Person Sven Vontobel.«
    »Dann lass hören«, forderte Lenz ihn auf.
    »Also, der Mann hatte keine Schulden, ganz im Gegenteil. Man kann ihn, von unserer armen Beamtenwarte aus betrachtet, sogar als ziemlich reich bezeichnen. Alle Autos sind auf ihn zugelassen, ebenso die Motorräder. Kredite laufen keine, selbst Haus und Hof sind frei von jeglicher Belastung.«
    Er griff nach einem Din-A4-Blatt auf seinem Schreibtisch.
    »Was mit weiteren Immobilien ist, habe ich noch nicht herausfinden können, aber auf seinem Festgeldkonto schlummern knapp 900.000 Euro. Dazu ist sein Aktiendepot rund sieben Millionen schwer.«
    Hain pfiff anerkennend durch die Zähne.
    »Das ist wirklich reich, da gebe ich dir uneingeschränkt recht.«
    »Allerdings ist das nur die eine, die glänzende Seite der Medaille. Davon abgesehen, dass er

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