Pechstraehne
Zahltag, sonst werde ich ernsthaft ungehalten.«
»Bis dahin sollte alles über die Bühne gegangen sein.«
Es knackte in der Leitung, und das Gespräch war beendet. Eisenberg wählte sofort eine Nummer und nahm das Gerät wieder ans Ohr.
»Ja bitte«, meldete sich eine dunkle Männerstimme.
»Wir haben ein Problem.«
»Nein, das siehst du falsch. Nicht wir haben ein Problem, sondern du hast eins.«
»Das mag sein, aber aus meinem Problem könnte umgehend eines werden, das uns allen über den Kopf wächst.«
»Ich bezahle dich dafür, keine Probleme zu haben. Also verschon mich mit solchen dummen Argumenten.«
»Die Sache ist diesmal leider nicht so einfach zu lösen. Am besten wäre es, wenn wir uns treffen könnten.«
»Das ist im Augenblick nicht möglich, und du weißt genau, warum das so ist. Oder besser, du bist der Auslöser dafür.«
»Ist das dein letztes Wort?«
»Definitiv ja.«
»Und es bleibt dabei, dass du die Zahlung für den letzten Auftrag verweigerst?«
»Auch das ist definitiv, ja.«
»Du pokerst wirklich hoch.«
»Das hat mich zu dem gemacht, der ich bin.«
Ein weiteres Knacken, und auch diese Verbindung war unterbrochen.
Zur gleichen Zeit saß in Lollar Norman Wachter einem zutiefst verängstigten Werner Bellof gegenüber.
»Glaubst du, unser gemeinsamer Freund meint das ernst?«, wollte der Mann mit der Waffe in der Hand wissen. »Meinst du, er gibt mir wirklich etwas von seinem eigenen Geld?«
Bellof schüttelte schluckend den Kopf.
»Siehst du, Werner, das Gleiche hab ich auch gedacht, als er mit dieser Geschichte um die Ecke kam.«
»Irgendwie erinnert mich das alles an eine Fernsehserie aus dem letzten Jahrhundert, die hieß Gauner gegen Gauner . Müsste ein Mann in deinem Alter eigentlich kennen.«
Bellof nickte ergeben.
»Ja, ich kenne sie.«
»Aber das hilft dir in deiner jetzigen Situation leider auch nicht viel weiter.«
Damit hob Wachter seine Waffe und richtete sie auf die Stirn des völlig hilflos zitternden Mannes auf dem Boden.
»Wenn du mich am Leben lässt«, erklärte Bellof mit bebender Stimme, »erzähle ich dir eine Geschichte, die alles verändert, glaub mir.«
»Eine Geschichte? Geht sie wenigstens gut aus?«
»Das weiß ich erst, wenn du hier raus bist und mein Herz noch schlägt.«
24
»Ich hab ihn«, hatte Hain triumphierend seinem Boss erklärt, während er mit dem Durchsuchungsbeschluss in der rechten Hand auf ihn zugestürmt kam. Danach hatten die beiden alles für die auf den nächsten Morgen um 8.00 Uhr angesetzte Aktion vorbereitet. Als sie gegen 20.00 Uhr das Präsidium verließen, waren mehr als 40 Kripobeamte, Schutzpolizisten und Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft davon in Kenntnis gesetzt worden, dass sie am nächsten Tag an einer großen Aktion beteiligt sein würden. Den genauen Ablauf und das Ziel würde Oberstaatsanwalt Marnet auf seinen Wunsch hin erst bei der Abfahrt vom Präsidium bekanntgeben.
»Boah, das war mal wieder ein anstrengender Tag«, fasste Hain die Ereignisse der vergangenen 15 Stunden zusammen, während er mit seinem Boss im Schlepptau das Präsidium verließ.
»Stimmt. Und morgen dürfte es nicht viel einfacher werden.«
»Meinst du, Marnet hat Angst, dass bis morgen früh etwas zur Nordhessenbank durchsickern könnte?«
»Warum sonst sollte er solch einen Bohei um die Geheimhaltung machen? Es wäre nicht das erste Mal, dass einer unserer Bullen oder ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, aus welchem Grund auch immer, Details an wen auch immer weitergibt.«
»Ja, das ist wahr. Und jetzt lass uns nach Hause fahren, ich bin hundemüde.«
Lenz nickte, schien es sich jedoch schlagartig anders überlegt zu haben, denn er schlug sich mit verkniffenem Gesichtsausdruck die Innenfläche der rechten Hand gegen die Stirn.
»Verdammt, ich hab was vergessen.«
»Was denn?«
»Ich hatte mir vorhin extra die Adresse von Nasif Yildirims Eltern besorgt, weil ich noch bei denen vorbeiwollte. Die Kollegen der Schutzpolizei haben zwar heute Vormittag schon die Todesnachricht überbracht, wie ich erfahren habe, aber ich wollte selbst gern kurz mit den Leuten reden.«
Er sah auf die Uhr.
»Schon knapp acht. Meinst du, das geht noch?«
Hain verzog angesäuert das Gesicht.
»Wenn du damit meinst, dass wir beide da hinfahren, dann mein kategorisches nein. Wenn es um dich allein geht, würde ich sagen, dass es noch nicht zu spät ist.«
»Nein, lass mal, ich mach das schon. Ich geh schnell rein und hol mir den
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