Pechstraehne
ungestört.«
»Vielen Dank, Herr Yildirim, wir wissen Ihr Entgegenkommen zu schätzen.«
Nasif Yildirims Jugendzimmer wirkte, als hätte der Banker erst gestern zum letzten Mal darin übernachtet. Alles war sauber und ordentlich, das Bett in der Mitte riesig für einen Junggesellen, und die Poster an der Wand ließen den Schluss zu, dass der tote Türke ein Freund der Popdiva Madonna gewesen sein musste. Yildirim bot den Besuchern die beiden Stühle an, während er sich auf das Bett setzte.
»Ich weiß«, begann er, noch bevor Lenz oder Hain etwas gesagt hatten, »dass mein Nasif in den letzten Jahren nicht immer alles richtig gemacht hat.«
Er hob die Hände, als wolle er damit das Fehlverhalten seines Sohnes entschuldigen.
»Und ich würde meinen linken Arm dafür geben, wenn ich es ungeschehen machen könnte, aber das geht nun mal nicht. Also seien Sie bitte nicht so streng mit ihm, denn er hat immerhin sein Leben verloren.«
»Wir wissen, dass Ihr Sohn sein Leben verloren hat, und deswegen sind wir auch zu Ihnen gekommen, Herr Yildirim. Deshalb möchten wir Ihnen zunächst unser tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken.«
»Sie sind wegen des Unfalls hier? Und nicht wegen der Geldgeschäfte, die Nasif gemacht hat?«
Lenz schüttelte den Kopf.
»Wir wissen zwar, dass Ihr Sohn im Rahmen seiner Banktätigkeit nicht immer ganz korrekt gehandelt hat, aber deswegen kommen wir, wie gesagt, nicht zu Ihnen. Wir sind von der Mordkommission.«
Die Mundwinkel des alten Türken kippten nach unten.
»Von der Mordkommission? Was hat Nasif denn mit der Mordkommission zu schaffen?«
Lenz schluckte.
»Es kann sein …, nein, es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so, dass Ihr Sohn nicht das Opfer eines Verkehrsunfalls geworden ist, sondern dass er ermordet wurde.«
»Nasif … ermordet? Wer … sollte so etwas machen? Und warum?«
»Das wissen wir noch nicht, und um es möglichst schnell herauszufinden, müssen wir so viel wie möglich erfahren über Ihren Sohn.«
Hamit Yildirim hatte, während Lenz sprach, die Hände vors Gesicht geschlagen.
»Das kann doch alles gar nicht sein.«
Er hob den Kopf und sah Lenz forschend an.
»Sind Sie sicher, dass Sie wirklich von meinem Sohn sprechen?«
»Leider ja.«
»Aber wie kann das sein? Die Polizisten, die hier waren, haben uns erzählt, dass er mit einem Lastwagen zusammengestoßen ist. War er schon vorher tot?«
»Nein«, erklärte Hain dem Mann, »er ist bei dem Unfall gestorben, aber der Unfall wurde absichtlich herbeigeführt.«
Der junge Polizist sah in Hamit Yildirims fragendes Gesicht.
»Es war so etwas wie ein Anschlag, verstehen Sie?«
»Nein, das verstehe ich nicht.«
»Der LKW ist bewusst in das Auto Ihres Sohnes gelenkt worden, um ihn und seinen Kollegen zu töten.«
Nun schien der Mann mit den grauen Haaren verstanden zu haben.
»Der Lastwagen hat Nasif absichtlich gerammt?«
»Ja, genau.«
Wieder bedeckten die Hände des Vaters für ein paar Augenblicke sein Gesicht.
»Aber Sie wissen noch nicht, wer das gemacht hat, sagen Sie?«
»Nein, die Ermittlungen laufen noch.«
Yildirim dachte kurz nach.
»Vielleicht war ja gar nicht Nasif gemeint. Vielleicht sollte ja sein Kollege ermordet werden.«
»Auch das fassen wir natürlich ins Auge, Herr Yildirim. Allerdings können wir im Moment noch genauso wenig etwas bestätigen, wie wir etwas ausschließen können. Wir stehen, wie gesagt, ganz am Anfang der Ermittlungen.«
»Gut. Wie, meinen Sie, kann ich Ihnen helfen?«
»Wir wissen, dass Nasif gestern Abend hier war, weil es etwas mit der Familie zu besprechen gab. Um was genau ging es dabei?«
Hamit Yildirim senkte den Kopf.
»Es ging, wie immer in den letzten Monaten, um das Geld, das unsere Familie verloren hat. Das Geld, das wir noch hätten, wenn Nasif uns nicht ermutigt hätte, damit zu spekulieren.«
»Sie haben viel Geld verloren?«
»Alles, was wir hatten. Alles, was meine Brüder gespart hatten, um nach der Verrentung in der Türkei leben zu können. Alles, was mein ältester Sohn in seinem Leben zur Seite gelegt hatte und noch viel mehr.«
»Das tut mir leid.«
»Ich würde jedem Euro einen Kuss hinterherschicken, wenn ich dafür meinen Sohn zurückbekommen könnte. Aber …«
»Vermutlich gab es Streit wegen der Verluste?«
»Natürlich gab es Streit deswegen, und es sind auch böse Worte gesagt worden, ja.«
»Hat Ihr Sohn auch andere Landsleute von Ihnen zu dieser Investition animiert?«
»Was meinen Sie mit
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