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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Entführung in den Siebzigerjahren. Wir sind im Zuge der aktuellen Mordfälle darauf gestoßen und wollten dich fragen, ob du etwas über die Sache weißt.«
    »Wie meinst du das, die aktuellen Mordfälle?«, fragte Schwich erstaunt zurück. »Ich weiß nur von dem einen Banker, der erschossen wurde.«
    Wagner brachte den ehemaligen Kollegen mit ein paar Sätzen auf den neuesten Stand.
    »Mit einem Betonmischer? Das ist mal eine ganz ausgebuffte Methode. Wobei man dabei schon Angst haben muss, als Täter selbst ins Gras zu beißen.«
    Er fuhr sich durch seine weiße Mähne.
    »Wir hatten irgendwann in den Sechzigerjahren auch mal so einen Fall. Ich war noch ein ganz kleines Licht bei der Schutzpolizei und gerade auf dem Lehrgang, der mich zur Kripo bringen sollte, da wurde ein Bauer von seinem eigenen Traktor überrollt.«
    Während der pensionierte Polizist in seinen Erinnerungen kramte, wurde Lenz klar, warum er den Kontakt mit seinem Vorgänger so wenig schätzte. Wann immer Günter Schwich die Gelegenheit hatte, in seinem prall gefüllten Erinnerungsschatz zu kramen, entkam man dem nicht. Es war einfach nicht möglich.
    »Zuerst sah alles nach einem tragischen Unfall aus, aber mit List und Tücke ist es uns dann doch gelungen …«
    »Ich unterbreche dich wirklich nur ungern, Günter, aber ich habe gleich noch einen Termin beim Staatsanwalt«, log der Hauptkommissar, der im Gehen Thilo Hain darum gebeten hatte, wegen des Durchsuchungsbeschlusses mit Oberstaatsanwalt Marnet zu sprechen.
    »Ach, der Marnet«, sinnierte Schwich. »Den habe ich noch als Assessor kennengelernt. Damals hat er sich kaum in den Gerichtssaal getraut, so sehr ging ihm die Muffe davor, vor anderen Menschen sprechen zu müssen.«
    »Na wenigstens das hat sich ja geändert«, stellte Wagner mit beißender Ironie in der Stimme fest. »Aber jetzt würden wir gern hören, was du über diese alte Sache mit der Entführung weißt.«
    Schwich dachte eine Weile nach und winkte dann ab.
    »So viel gibt es da eigentlich gar nicht zu berichten, weil wir offiziell nie an der Sache dran waren. Rein formal gab es nämlich diese Entführung gar nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    Wieder ein Augenblick des Nachdenkens.
    »Auf die Geschichte aufmerksam geworden sind wir durch einen Anruf von Frau Gieger. Also der Frau von Rudolph Gieger. Die hat sich im Präsidium, das damals ja noch nicht hier war, sondern am Königstor, gemeldet und berichtet, dass ihr Mann entführt worden und sie in größter Sorge sei.«
    »Aber da müssen doch bei euch alle Alarmglocken geläutet haben, Günter?«
    »Dem war auch so.«
    Der weißhaarige Mann sah zur Decke.
    »Wenn ich mich recht erinnere, und das alles ist schließlich knapp 40 Jahre her, sind wir sofort zu den Giegers gefahren, aber dort hat man sich ganz erstaunt gegeben.
    Eine Entführung? , hat der alte Gieger, also der Vater von dem jetzigen Boss der Bank, meinen damaligen Chef gefragt. Wie kommen Sie denn auf solch einen Unsinn? In unserem Haus gibt es keine Entführung. Und auf die Frage, wo denn sein Sohn und seine Schwiegertochter seien, hat er ganz lapidar geantwortet, dass die beiden sich im Urlaub befänden und uns das sowieso überhaupt nichts angehen würde. Dann sind wir einfach des Hauses verwiesen worden.«
    »Wahnsinn«, murmelte Lenz. »Und wie ging es weiter?«
    »Schon zwei Stunden später war richtig Feuer unterm Dach. Wir sind aufgefordert worden, in dieser Sache nichts, aber auch rein gar nichts zu unternehmen, und die Anweisung dazu kam direkt aus Wiesbaden.«
    Er holte tief Luft.
    »Ob es der Innenminister war, der uns das auferlegt hat, oder der Justizminister, daran kann ich mich aber leider nicht mehr erinnern.«
    »Der Sache nach müsste es, wenn es tatsächlich diese Einflussnahme gegeben hat, der Innenminister gewesen sein«, schloss Wagner die Erinnerungslücke des ehemaligen Kollegen.
    »Und ihr seid dann ohne weiteres Nachfragen aus den Ermittlungen ausgestiegen?«
    »Worauf du Gift nehmen kannst, Paul. Keiner von uns wollte seine Karriere durch irgendeinen Blödsinn in dieser Angelegenheit aufs Spiel setzen. Das war die Sache einfach nicht wert.«
    »Aber es gab doch den Anruf der Frau? Habt ihr nie daran gedacht, noch mal bei der nachzuhaken?«
    »Nein!«, rief Schwich mit erhobener Stimme. »Wir hatten die Order, die Finger von der Sache zu lassen, und das haben wir gemacht.«
    Er blickte seine beiden Ex-Kollegen gereizt an.
    »Es kann sein, dass man sich heute leichter über eine

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