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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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Charaktere sterben, Illusionen werden zerschmettert, und es wird kompliziert. Ich wünschte nur, ich wüsste, wie es ausgeht. Wie sich alles entwickelt. Was für mich vorgesehen ist. Leider habe ich vergessen, das Drehbuch zu lesen. Also warte ich ab und hoffe, dass mir jemand ein Zeichen gibt.
    Der Helikopter kreist noch immer über uns, die Kamera läuft, die Menschen dort unten auf der Straße warten darauf, dass es weitergeht. Und ich bin ein Schauspieler, der versucht, sich an seinen Text zu erinnern.

Kapitel 2
    I ch heiße Monday. Nick Monday.
    Ich bin Privatdetektiv.
    Zumindest erzähle ich das den Leuten, wenn sie fragen, was ich beruflich mache.
    Ich habe ein kleines Büro in der Innenstadt von San Francisco. Und wenn ich »klein« sage, beziehe ich mich dabei gar nicht so sehr auf die Größe und meine es auch nicht auf die nette Art und Weise, wie zum Beispiel in »Das ist aber ein niedliches kleines Cottage!« oder »Er ist ein klein wenig exzentrisch«.
    Wenn ich von meinem Büro rede, meine ich »klein« eher im Sinne von »morgens einen kleinen Kater haben«. Oder »ein kleines bisschen magersüchtig sein«.
    Auf kaum mehr als neun Quadratmetern liegt mein Arbeitsplatz im dritten Stock eines Gebäudes an der Ecke Sutter und Kearny, nur ein paar Blocks vom Union Square entfernt. Trotz meiner beschränkten Geschäftsräume habe ich eine amtliche Zulassung, ausgestellt vom Staat Kalifornien, und darf mich somit offiziell Privatdetektiv nennen.
    Aber lassen Sie uns eines klarstellen: Ich bin kein zweiter Sherlock Holmes. Intellektueller Scharfsinn gehörte noch nie zu meinen Stärken. Abgesehen davon habe ich keinen ständigen Begleiter, der meine Abenteuer dokumentiert. Ich bin auch nicht die Art Privatdetektiv, über die Raymond Chandler oder Dashiell Hammett geschrieben haben. Ich bin nicht der pessimistische und zynische Typ. Dieser angeschlagene Idealismus, den man sich einfängt, wenn man sich mit der Verderbtheit der Gesellschaft auseinandersetzt, ist mir fremd.
    Ich nehme das Leben eher leicht als schwer.
    Von Kindesbeinen an bin ich allem im Leben mit einer gewissen vergnügten Verantwortungslosigkeit begegnet. Einem sorgenfreien Opportunismus. Habe nie wirklich Pläne geschmiedet oder mir Gedanken über Konsequenzen gemacht. Stattdessen habe ich immer das getan, was mir am hilfreichsten erschien, um meine Ziele zu erreichen. Die ständige Suche nach dem Weg des geringsten Widerstands. Nach irgendeinem Mittel zum Zweck.
    Mein Vater hat sein Lebtag lang von morgens um neun bis abends um fünf gearbeitet. Seine Familie hielt es ebenso. Und er hat mir ständig erzählt, dass ich so viel Ehrgeiz wie ein Furz besäße und dass ich wahrscheinlich genauso viel erreichen würde. Seiner Meinung nach war ich also so etwas wie ein Reflex der Bequemlichkeit. Ein Nebenprodukt beim Verdauungsvorgang der Gesellschaft. Etwas, bei dem die Leute die Nase rümpfen und sagen: »Was ist denn das für ein Gestank?« Oder: »Oh, mein Gott!«
    Wir waren nie auf Augenhöhe.
    Ich weiß, dass mein Vater nicht damit einverstanden wäre, was aus mir geworden ist und womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Allerdings hatte er darauf noch nie besonders viel Einfluss. Dass ich so bin, wie ich bin, habe ich meiner Mutter zu verdanken, und das konnte er nie akzeptieren. Er war immer der Auffassung, Menschen müssten sich alles im Leben erarbeiten. Vermutlich hat er geglaubt, mir dieselbe Haltung einprägen zu können. Aber seine Arbeitermoral hatte keine Chance gegen den genetisch vererbten Zweckoptimismus meiner Mutter.
    Auf der anderen Seite: In meinem Berufsstand schadet es auch nicht, sich an feste Abläufe zu halten. An etwas, das einem die Illusion von Ordnung vermittelt. Ich glaube weder an den Himmel noch an die Hölle, aber ich glaube, dass der Teufel im Detail steckt.
    Und ich glaube an Routine.
    Ich wache jeden Morgen um sieben Uhr dreißig auf.
    Ich esse Lucky-Charms-Flocken zum Frühstück – auch wegen ihres schönen Namens: Glücksbringer.
    Ich trinke Cappuccino von Starbucks und Mokka von Peet’s.
    Das mit dem Kaffee ist eher Gewohnheit als Routine; aber jeder hat ja so seine Laster. Und ich habe mehr Laster als jeder Durchschnittsdetektiv.
    An diesem Morgen also – vor dieser Sache im Sir Francis Drake, vor der nackten Frau mit dem Fleischermesser, vor dem Hubschrauber und der gaffenden Menschentraube tief unter mir – sitze ich in T-Shirt, Jeans und Chucks in meinem Büro, trinke Cappuccino und esse

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