Pedro Juan Gutiérrez
Gefängnis gibt es keine Freunde. Und man muss alle auf Abstand halten, darf keinen zu nah an sich heran lassen, denn der, von dem du es am wenigsten erwartet, will dich in den Arsch ficken. Zudem ist Basilio ein Schwätzer. Vor geschwätzigen Leuten muss man sich in Acht nehmen, sie sind charakterlos und schließen sich jedem an. Ich bin wortkarg. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Basilio weiß nicht viel über mich, nur dass wir zufällig aus derselben Gegend stammen: aus El Palenque. Seit Jahren bin ich weg von dort. Es ist ein Elendsviertel mit Baracken aus Wellblech, faulendem Holz und Plastikfetzen am Ufer des Quibú-Flusses, der nach Scheiße stinkt, seit Gott ihn geschaffen hat. Als Kind war ich davon überzeugt, dass in allen Flüssen Scheiße schwimmt. Als ich dann einen nur mit Wasser sah, war ich völlig baff und fragte erstaunt, wie man denn Scheiße und Morast herausfilterte, dass es so sauber war.
Einmal, als ich ganz unten war... ha, ha, ha, als ob ich jemals oben gewesen wäre. Aber es klingt nicht so dramatisch. Als ich einmal ganz unten war, besuchte ich meine alten Kumpels in El Palenque und fand einen Job am Saftstand von Dinorah, raspelte Zuckerrohr und schleppte Eis herbei. Nachts stand ich auf, um das Zuckerrohr zu
schälen, und um sechs Uhr in der Früh zog ich mit meinem Karren los, um Eis zu holen. Das zerschlug ich dann mit einem Schlegel. Dinorah nannte es »frappé«. Dieses Wörtchen blieb mir für alle Zeiten im Gedächtnis haften. Um acht schredderte sie die Zuckerrohre in der Mühle und verkaufte den Saft mit Eis. Das Geschäft lief gut, bis eines Tages...
Es war schon fast dunkel, und Dinorah und ich waren geil aufeinander. Sie war in den Fünfzigern, hatte sich gut gehalten, mit schönen Brüsten und knackigem Arsch. Ihr Fleisch war immer noch schön fest. Und sie verstand, für sich zu sorgen: pöbelnd, streitsüchtig und kämpferisch. Anders zu leben, ist in El Palenque nicht möglich. Dort gibt's nur zwei Möglichkeiten: Entweder bist du knallhart, oder du bist knallhart. Wenn du anfängst, dich etwas schwach zu fühlen, sieh zu, dass du wegkommst.
Ich mag solche Frauen. Sie haben einen kräftigen Rücken, ein starkes Rückgrat, und es macht mich an, sie von hinten zu nehmen. Charakterfrauen werden zu zuckertriefenden Kokosflöckchen, wenn man sie richtig rannimmt. Ein Mann und eine Frau wissen, wann sie sich mögen. Ganz ohne Worte. An besagtem Abend versteckte ich eine Flasche Rum. Als das Eis ausgegangen war und wir gerade schließen wollten, zog ich die Flasche hervor und sagte zu ihr:
»Dinorah, nimm einen Schluck.« »Und woher weißt du, dass ich trinke?« »Es steht dir ins Gesicht geschrieben. Spiel nicht die Jungfrau María.«
Sie lachte. Mir gefiel das Lachen dieser Frau. Sie lachte herzlich, tönend, ungezwungen. Es waren Ochún und Yemayá, die reinste Lebenslust. Sie kippte etwas auf den Boden für die Santos, nahm einen Schluck und gab mir die Flasche. Wir machten den Saftstand zu und blieben darin sitzen, schmutzig und verschwitzt, wie wir waren, dampfend nach einem vollen Arbeitstag in der Sonne. Das gefiel mir. Ich hasse Parfüms und Schminke. Ich will gar nicht wissen, warum. Ich tue alles, damit es die Leute nicht erfahren. Ich weiß auch nicht, warum ich es verheimliche. Aber ich mag keine hübschen, sauberen, parfümierten Frauen, auch keine feinen, gebildeten. Ich mag sie schmutzig, verschwitzt, mit unrasierten Achseln und viel Haar überall. Es gab nichts mehr zu sagen. Wir tranken noch ein paar Schlucke, und ich verschloss das Türchen der Bude. Dann warf ich mich auf sie, küsste sie und packte ihren Arsch. Sie hatte nur darauf gewartet.
»Hey, Schätzchen, wie lange wolltest du mich denn noch hinhalten?«
Ich ließ meine Hosen runter, zog ihr Bluse und Hose aus, und wir betatschten uns ein bisschen, und sie nahm ihn in den Mund.
»Was für ein schmutziger Schwanz, er stinkt wahnsinnig. Aber wie hart er ist, wie riesig die Eichel!« Und sie lutschte ihn fachmännisch.
Und da kam ich auf die Idee, zu tun, was ich schon immer tun wollte: von hinten in sie eindringen, im Stehen, sie dazu bringen, sich zu bücken. Das machte mich rasend. Doch als sie sich bückte und die Arschbacken spreizte, stieg der Gestank frischer Scheiße auf. Sie hatte sich bekackt. Okay, ich weiß, ich bin ein Schwein, aber so nicht. Mein Schwanz sank runter, und ich wurde von schrecklichem Zorn gepackt. Eine Welle von Hass schwoll in mir an. »Du hast dich bekackt! Du
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