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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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Weißer, mehr oder weniger jedenfalls, und war damals aus Pflichtgefühl noch blind für die wichtigsten Dinge im Leben. Man hatte meinem Gehirn zu viel Selbstdisziplin, zu viel Verantwortungsbewusstsein, gemischt mit Autoritäts- und Hierarchiegläubigkeit, eingeimpft. Immerhin habe ich diese Phase meines Lebens überwunden.
    Jedenfalls war sie beleidigt. Frauen - und besonders schwarze - hassen jede Art von Aufschub. Sie dachte, ich sei einer von denen, die nichts zu Ende brachten, und ließ sich auf nichts mehr ein. Zu der Zeit war sie achtzehn und ein Tennisstar. Sie reiste in alle Welt schließlich, war bildhübsch und machte in Riesenschritten Karriere. Bis sie von mir nichts mehr wissen wollte.
    Dann lernte ich ihre Schwester Hayda kennen und begann mit ihr ein Verhältnis, das jetzt seit zwanzig Jahren geht. Natürlich mit Unterbrechungen. Hayda ist völlig anders. Sie ist sehr groß und schlank und Sozialarbeiterin in einer Klinik, was ihr innere Stärke gegeben hat. Als kleines Mädchen hatte sie in der Küche einen Unfall mit Kerosin und sich die rechte Körperhälfte verbrannt - vom Hals bis zur Hüfte. Sie ist ein bisschen neurotisch, unsicher, unfähig, jemandem ein Bein zu stellen, zweifelt an allem, und ihre Haut hat einen starken Geruch. Tiefdunkle Schwarze haben immer diesen herben Geruch. Deshalb brauchte ich Jahre, bis ich meine Zunge in Haydas Loch stecken konnte. Doch sie ist wahnsinnig geil. Ohne alle Vorbehalte. Völlig pervers. Darauf komme ich noch zu sprechen.
    Jetzt hatte ich Caridad vor mir. Zwanzig Jahre nach unserem kleinen nächtlichen Intermezzo. Eigentlich hatten wir noch ein zweites gehabt: da war sie schon verheiratet und hatte ihre Tochter geboren und war dick und prall, hatte viel Fett überall herum angesetzt, und sie sprach nur von ihrem Job als Trainerin und wie gemein alle zu ihr waren und dass sie nicht mehr reiste und ihr Mann ein völliger Versager sei, der am Wochenende nur noch Baseball spielte. »Alle sind so gemein zu mir, dabei habe ich noch nie jemandem was getan. Das ist alles Neid. Die sind einfach neidisch auf mich.«
    Ich ertrug ihr blödes Gejammer, weil Hayda jeden Moment auftauchen musste. Caridad holte eine Flasche Schnaps, und wir tranken. Als die Flasche halb leer und wir immer noch allein im Haus waren, entlockte mir Caridad einen großen Bericht über ihre einstmaligen sportlichen Triumphe, und schon glänzten uns beiden die Augen vor Rührung, und ich ging hinüber zu ihrem Sessel und küsste sie. Sie stand auf und bot sich mir mit einer Begierde dar, die ich nicht erwartet hatte. Wir ließen unsere Zungen spielen, und als ich sie anfasste, oh war sie da feucht, klatschnass. Ich konnte nicht warten. Ich brachte sie zum Bett und vögelte sie lieber dort, denn sie war viel zu dick dafür, es im Stehen zu versuchen. Aber trotzdem war's Scheiße, weil ich viel zu geil war und nicht auf sie warten konnte. Ich kam sofort. Zwar versuchte ich noch ein bisschen weiterzumachen, aber wir waren beide inzwischen nervös geworden; wenn ihr Mann kam, würde er uns mit seinem Baseballschläger erschlagen. Der Kerl hatte Kraft. Er war nicht sehr groß, aber ziemlich muskulös.
    Na, jedenfalls zogen wir uns an, gingen wieder hinaus und setzten uns auf die Straße. Ich trank noch ein Glas Schnaps ; und brach dann auf.
    Hinterher erzählte ich Hayda davon. Ich glaube wirklich, dass ich Hayda nie etwas bedeutete. Und ich erzählte es mehr wegen der lustigen Anekdote - der schnellste und katastrophalste Bums meines Lebens. Hayda war nicht entrüstet, stritt sich aber später mit Caridad darüber, warf ihr vor, den Geliebten ihrer Schwester betrunken gemacht zu haben, um mit ihm zu vögeln. Typisch weibliche Eifersucht. Ich verstehe das nicht, denn es klingt nach dem albernen Egoismus einfältiger Boleros. Eifersüchtig sollte man nur sein, wenn es sich wirklich lohnt, wenn etwas wahrhaftig von Bedeutung ist. Man sollte seine Kraft nicht damit vergeuden, auf alles eifersüchtig zu sein. Aber so denken Frauen eben nicht. Sie sind tatsächlich imstande, mit derselben Intensität und Energie gleichzeitig auf ihren Ehemann, ihren Geliebten und weitere zwei Verehrer eifersüchtig zu sein. Frauen sind entweder lebenstüchtig oder ausgesprochen pragmatisch.
    Drei Jahre lang wurde die ganze Geschichte zwischen uns totgeschwiegen. Doch heute waren Caridad und ich wieder allein. Ihre Tochter spielte auf der Straße, ihr Mann war unterwegs. Er angelte jetzt, Baseball hatte er aufgegeben.

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