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Peehs Liebe

Peehs Liebe

Titel: Peehs Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Scheuer
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umher. Kathy erzählte vom Archäologen, der gerade irgendwo in der Wüste sei, von ihrer großen Sehnsucht nach ihm.
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    Annie fuhr um die Mittagszeit mit ihrem Motorroller auf die Unterführung des Bahndammes zu, tauchte in den Schatten des Tunnels ein, an dessen Wände Jugendliche über Nacht Graffiti gesprüht hatten. Sie fuhr in ein kleines Tal hinunter, über eine Steinbrücke, an einem Umspannwerk vorbei, mitten durch blühende Rapsfelder.
    Das Fenster im Zimmer stand weit auf, der Vorhang bauschte sich wie das Segel eines kleinen Bootes, das vom Ufer aufs offene Wasser hinaustreibt. Rosarius lag schläfrig in diesem Boot und sprach leise vor sich hin. Er redete in einem Dämmerzustand, wobei chemisch-elektrische Reaktionen in seinem Kopf zu Worten wurden, vielleicht war dies die verschlüsselte Summe seines Lebens, was zuletzt übrig blieb, ein Gespinst aus Erinnerungen, Bildern, Gefühlen und Dingen, die in keinem Buch der Welt zu finden sind.
Ich kann nur hie und da ein Wörtchen von ihr sprechen,
murmelte Rosarius,
ich muß vergessen, was sie ganz ist, wenn ich von ihr sprechen soll.
Er öffnete die Augen. Zitronenfalter gaukelten im Zimmer umher, setzten sich auf Sonnenflecken an der Wand.
Ich muß mich täuschen, als hätte sie vor alten Zeiten gelebt, als wüßt ich durch Erzählung einiges von ihr,
ein Geschirrwagen rappelte über den Flur, Türen wurden geöffnet und geschlossen.
    Rosarius hatte den Füller wiedergefunden, kritzelte Straßennamen in sein Heft,
wenn ihr lebendig Bild mich nicht ergreifen soll, daß ich vergehe im Entzücken.
    Er wartete auf Annie. Eine andere Pflegerin betrat das Zimmer, sie schüttelte den Kopf, als sie den alten Mann so reden hörte. Sie schloss das Fenster, nahm Rosarius den Füllfederhalter ab, mit dem er seine Bettdecke bekleckst hatte. Die Pflegerin schimpfte mit ihm wie mit einem unartigen Buben, warf einige seiner Bücher und den Füller in einen Karton zu Zeichnungen und Heften, in die er in den letzten Jahren Hunderte von Straßennamen notiert hatte, unmöglich, dass jemand so viele Wege im Kopf behalten konnte. Im Karton befanden sich neben den Blättern und Heften von Rosarius die Notizen und Zeichnungen des Archäologen.
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    Die Ruinenstadt Resafa war einst Teil des östlichen Limes (Limes Arabicus), dort wo das antike Römische Reich gegen die Perser verteidigt wurde. In der flachen Steppenwüste ist die hohe, lange Umfassungsmauer schon von Weitem erkennbar. In römischer Zeit lag der Ort an der im 3. Jahrhundert n. Chr. errichteten Strata Diocletiana, einer wichtigen Militär- und Karawanenstraße. Resafa war in der Antike ein bedeutender Stützpunkt römischer Legionäre, die im Bereich zwischen Euphrat und Palmyra die Karawanenstraßen kontrollierten. Resafa liegt südlich des Euphrats fünfundzwanzig Kilometer vom Abzweig der Euphratstraße in al-Mansura entfernt. Vier Kilometer vor Resafa findet der Archäologe in der Nähe eines ausgetrockneten Brunnens die Reste eines Chorobat, mit dessen Hilfe die Römer ihre schnurgeraden Straßen angelegt hatten. Vitruv beschreibt in «De Architectura» im zehnten Buch über die Baukunst den Chorobat als einen zwanzig Fuß langen Richtscheit mit gleichmäßig gefertigten Schenkeln, die an den Enden nach dem Winkelmaß eingefügt sind. Zwischen dem Richtscheit und den Schenkeln befinden sich mit Einzapfungen festgemachte schräge Streben. Diese Streben haben lotrecht aufgezeichnete Linien, und jeder Linie entspricht ein Bleilot, das von den Richtscheiten herabhängt. Wenn das Richtscheit aufgestellt ist und alle Bleilote die eingezeichneten Linien gleichmäßig berühren, zeigt das Chorobat die waagrechte Lage an. Wahrscheinlich hatte in Resafa die verschwundene Straße, nach der der Archäologe sucht, ihren Ausgangspunkt. Vielleicht ist sie nur eine festgetretene, mit Steinen begrenzte Piste, irgendwo unter dem Wüstensand verschwunden.
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    Es war ein heißer Junitag. Annie trug ein leichtes Baumwollkleid und Sandalen, die ihre lackierten Nägel zeigten. Als sie das Zimmer betrat, flüsterte Rosarius: «Peeh, bist du das?» Sie sprachen immer im Flüsterton miteinander. Annie wunderte sich, dass Rosarius trotz seines Alters noch ein derart gutes Gehör besaß. «Ja, ich bin da», antwortete sie ebenso leise. Sie hatte es

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