Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Kochkünsten einfach nicht widerstehen.“
„Nur meinen Kochkünsten?“
„Aber nein, deine anderen verführerischen Talente hast du ja vor dem Essen bereits unter Beweis gestellt, und es kann dir nicht entgangen sein, wie sehr ich sie schätze“, lachte Marina. „Als Liebhaber und als Koch entsprichst du genau meinem Geschmack.“
Zufrieden und satt lehnte sich Nick zurück und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Ein runder, weicher Wein, nicht unbedingt mit dem typischen, etwas erdigen Amarone-Geschmack, aber gehaltvoll und harmonisch. „Gefällt er dir?“ fragte er.
„Er schmeckt mir sehr, obwohl ich dir nicht sagen könnte, ob er aus Spanien, Frankreich, Italien oder Übersee kommt. Nur dass es kein typischer Schweizer ist, das merke ich.“
„Früher oder später werde ich mit dir durch die Weingebiete Europas fahren und dir zeigen, wo die guten Tropfen herkommen. Dieser hier wächst in der Nähe von Verona, und wir könnten eine kleine Reise durch Norditalien machen, vielleicht im Frühling, wenn es hier noch kalt ist?“ Er hatte sich vorgenommen, in diesen Tagen nicht mehr über eine gemeinsame Wohnung zu sprechen, sondern höchstens über einen kurzen Urlaub. Er hoffte, dass diese Strategie der kleinen Schritte irgendwann zum Ziel führen würde. Und siehe da:
“Das ist eine wunderbare Idee. Ich war schon ewig nicht mehr in Italien, und überhaupt nicht mehr richtig in den Ferien. Lass uns das fest einplanen, dann kann ich mich auf etwas freuen. Espresso?“ Marina stand auf. „Du bleibst bitte sitzen, ab jetzt arbeite ich.“
Sie räumte Teller, Besteck und Pfannen in den Geschirrspüler und brachte ihm einen starken schwarzen Kaffee. „Du denkst über den Fall nach, nicht wahr?“
„Du kennst mich ja: einmal Polizist, immer Polizist. Ich kann die Arbeit nicht einfach in einer Schublade einschliessen, und bei einem solchen Mordfall gelingt es mir sowieso nicht.“ Er schaute Marina an. „Ich will dich nicht aushorchen, aber kennst du sonst noch jemanden vom Casino?“
„Und ob du mich aushorchen willst, Herr Kommissar! Ich muss allerdings sicher sein, dass die Informationen bei dir bleiben, und dass du sie nur brauchst, wenn sie der Sache dienen. Ich will nicht, dass Angela Kaufmann und Peter Pfister alles über meine Kundinnen wissen.“
„Ich verspreche dir, dass nichts von dem, was du mir anvertraust, an die Öffentlichkeit gelangt, grosses Ehrenwort. Also, du kennst noch jemanden?“
„Elena Fuchs, die Personalchefin, kommt regelmässig zu mir zur Behandlung. Sie ist schon seit Jahren eine Stammkundin.“
„Das hätte ich nicht gedacht – sie wirkte so unauffällig und war praktisch nicht geschminkt. Da hat sie wohl noch eine Seite, die sie im Geschäft nicht zeigt.“
„Ach weisst du, sie arbeitet viel und steht oft unter Druck, da lässt man sich gerne mal verwöhnen. Ich finde allerdings auch, sie könnte ein bisschen mehr Farbe im Gesicht gebrauchen, aber sie sperrt sich dagegen, sagt, sie lege keinen Wert auf Äusserlichkeiten. Sie sei eine gute und faire Personalchefin, sagen die Angestellten, und sie hat mir auch schon mit Rat und Tat geholfen bei schwierigen Situationen mit meinen Mitarbeiterinnen.“
„Lebt sie allein?“
„Abgesehen von ihrem Kater gibt es kein männliches Wesen in ihrer Nähe, zumindest soviel ich weiss. Aber manchmal sieht man auch als Kosmetikerin nicht unter die Haut, sondern nur bis an die Fassade.“
Freitag, 9. November 2007
Ein uniformierter Polizist klopfte an die Glastüre des Teambüros.
„Besuch für Sie, Frau Kaufmann. Nick Baumgarten ist noch in einer Sitzung und kommt in wenigen Minuten. Er sagt, Sie sollen schon mal anfangen mit dem Gespräch.“
„Guten Tag, mein Name ist Andrew Ehrlicher.“
„Danke, dass Sie so schnell gekommen sind, Herr Ehrlicher. Ich bin Angela Kaufmann. Bitte setzen Sie sich.“
Angela riss sich zusammen, denn am liebsten hätte sie diesen Mann einfach nur angestarrt: grau meliertes, kurz geschnittenes Haar, hohe Stirn und markantes Kinn, wache graue Augen – und vor allem diese Stimme, tief, voll, raumfüllend. Er trug Jeans und ein offenes Hemd, darüber eine perfekt geschnittene Wildlederjacke. Jenseits meiner Klasse, dachte Angela, aber hingucken darf man. Immerhin könnte er ein Verdächtiger sein, also gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren.
„Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen, Herr Ehrlicher. Tom Truninger scheint ein sehr guter Freund von Ihnen gewesen zu
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