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Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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einjagen könnte. Mehr konnte sie meines Erachtens nicht ausrichten, weil sie dazu nicht stark genug war. Ich fühlte mich sicher, absolut sicher.“
    Sie wandte sich an ihren Vorgesetzten und bat ihn eindringlich um Verständnis: „Stephan, du kanntest Sybille Senn auch, und du weisst, wie labil ihr inneres Gleichgewicht noch immer war. Sie war nur knapp dazu fähig, ihre täglichen Aufgaben zu erledigen, wie um Himmels Willen hätte sie denn die Kraft für einen Mord aufbringen sollen?“
    „Du hast Recht, Viktoria, sie war noch sehr labil.“ Doktor Müller erhob sich und stellte sich direkt vor Viktoria hin. „Und genau deshalb hättest du als Fachärztin äusserst sorgfältig mit ihren Gefühlen umgehen und die Patientin einem Kollegen übergeben müssen, sobald deine eigenen Interessen ins Spiel kamen. Ich bin sehr enttäuscht von deiner unprofessionellen Haltung, und wir werden die Konsequenzen für unsere Zusammenarbeit besprechen müssen.“
    Er schaute wieder seine Besucher an. „Herr Baumgarten, Frau Kaufmann, ich kann Ihnen nur bestätigen, dass der Zustand von Frau Senn es ihr kaum erlaubt hätte, ein Messer zu ergreifen und jemanden damit zu töten. Wie wir gehört haben, fantasierte sie darüber und malte sich mit Hilfe ihrer Therapeutin ihren Rachefeldzug in den buntesten Farben aus, aber einen lebenden Menschen zu erstechen ist etwas ganz Anderes.“
    Er hielt inne und schaute zu Viktoria. „Es sei denn, ihre Wut hätte sich zu einem treibenden Motor verselbständigt und den Fokus der Patientin so eingeengt, dass es nur noch eine Richtung, eine Handlung, ein Ziel gab: Truninger zu töten. Das ist zwar höchst unwahrscheinlich, aber im Prinzip möglich. Nicht wahr, Viktoria?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiss es nicht“, sagte sie nur und senkte ihren Blick, „ich weiss es wirklich nicht.“
    Nick stand auf. „Frau Doktor Fischer, Sie sollten sich jetzt einen sehr guten Anwalt suchen. Bitte halten Sie sich in den nächsten Tagen zu unserer Verfügung, wir werden in Kontakt bleiben. Und Sie, Herr Doktor Müller, müssten sich mehr Mühe geben bei der Rekrutierung von Fachärzten; unsere Nachforschungen haben ergeben, dass in Bezug auf den Lebenslauf Ihrer Mitarbeiterin Klärungsbedarf besteht. Auf Wiedersehen.“
    „Und warum hast du sie nicht gleich verhaftet?“ fragte Angela auf dem Weg zum Parkplatz. „Wir haben genügend Indizien, um sie wegen Beihilfe hinter Gitter zu bringen.“
    „Erstens haben wir ihr Geständnis, zweitens kann sie nichts mehr vertuschen, drittens wird sie uns kaum entwischen, dafür wird Müller schon sorgen.“ Nick öffnete Angela galant die Wagentüre. „Und viertens ist diese ganze Geschichte überhaupt nur dann stichhaltig, wenn wir beweisen können, dass Sybille Senn und niemand sonst den Mord begangen hat.“
    Er ging ums Auto herum, stieg ein und liess den Motor an. „Ihre Strafe wird Viktoria Fischer so oder so bekommen, ich garantiere dir, dass sie entlassen wird. Müller wird auf jeden Fall alles dafür tun, dass die Klinik nicht in ein schiefes Licht gerät.“
    „Und was sagen wir jetzt dem Kommandanten und meinem Papa? Haben wir den Fall gelöst?“ Angela war nachdenklich, das konnte man hören.
    „Es scheint so“, antwortete Nick nach einer Weile. „Allerdings habe ich immer noch ein ungutes Gefühl dabei. Die Beweislage ist äusserst dürftig, wenn wir Sybille Senn nicht doch noch auf den Aufzeichnungen des Abends finden.“
    „Das werden wir nicht, Peter und ich haben wirklich gründlich gearbeitet. Da ist nichts.“
    Schweigend fuhren sie zurück nach Aarau.
    „Soll ich dich zuhause absetzen, oder bei deinen Eltern?“ fragte Nick. „Das Mittagessen könnte auf dem Tisch stehen um diese Zeit.“
    „Danke, auf Vaters Fragen habe ich keine Lust. Lass uns ins Büro fahren.“
    „Gut, dann schreibe ich meinen Bericht, den ich mit dir und Peter diskutieren will, bevor ich damit zum Kommandanten gehe. Nachher ist Schluss für heute.“ Ich habe etwas Wichtiges vor, dachte Nick, und wenn der Bericht geschrieben ist, habe ich vielleicht den Kopf frei dafür.
    Erstaunlicherweise war das Teambüro beleuchtet, es roch nach frischem Kaffee. Ein blendend gelaunter Peter Pfister drehte sich auf seinem Stuhl um und begrüsste sie strahlend. „Schaut mal, was ich gefunden habe auf den Überwachungsvideos. Man muss nur den Zeithorizont etwas erweitern, dann findet man, was man sucht. Genau wie bei der Vorbereitung auf den

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