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Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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wieder. Ich schreib es dir auf, wenn ich etwas finde.“
    Nach der zu langen und ermüdenden Kadersitzung fand er das Büro des Teams leer und dunkel vor. Auf seinem Schreibtisch lag eine Notiz von Angela: „Bisher nix gefunden, mache morgen früh weiter. Bist du morgen auch hier?“
    „Vielleicht am Vormittag, aber am Nachmittag gehe ich auf die Weinausstellung. Muss schliesslich am Samstag in die Psychiatrie“, schrieb er als Antwort. „Ruf mich auf dem Handy an wenn du etwas findest – jederzeit.“ Dann löschte auch er das Licht und machte sich auf den Heimweg.

Freitag, 23. November 2007
     

    Auf dem Expovina-Schiff Stadt Rapperswil machte Nick im Katalog drei Kreuze neben dem Rueda Verdejo von Javier Sanz. „Ein wunderbarer Wein, und erst noch preisgünstig“, sagte er. „Jetzt gehen wir etwas essen, und nachher kommen die Rotweine dran.“ Er legte seinen Arm um Marina und führte sie über den schwankenden Steg zum Restaurantschiff.
    Am letzten Sonntag waren sie zu träge gewesen, sich von zuhause wegzubewegen; heute nun wanderten sie seit einer guten Stunde von Stand zu Stand. Sie probierten spanische Weissweine: den einfachen Viña Sol und den komplexeren Fransola, beide aus dem Penedès, den kostbaren Albariño, und verschiedene fruchtige Tropfen aus der Verdejo-Traube, woran Marina besonderen Gefallen fand. Überhaupt hatte sie mehrmals mit Anerkennung die Augenbrauen hochgezogen und neue Geschmackserlebnisse gekonnt kommentiert: die Sache machte ihr sichtlich Spass. Auch der erfahrene Weinkenner Nick hatte eine neue Entdeckung gemacht und einen ausgezeichneten reinen Garnacha-Wein aus dem Priorat probiert, den er ebenfalls mit drei Kreuzen versah.
    Sie setzten sich an einen freien Tisch in der italienischen Trattoria und bestellten Pasta mit Radicchio, dazu viel Wasser. „Was machst du jetzt mit den Weinen, die du angekreuzt hast, bestellst du von allen?“ fragte Marina. „Irgendwer muss sie ja auch trinken, sonst wird dein Keller bald zu klein sein.“
    „Keine Sorge“, lachte Nick, „mein Keller ist gross genug. Nein, ich bestelle normalerweise nur die Weine mit drei Kreuzen, und auch dort muss ich mir überlegen, was noch vorhanden ist zuhause. Vom letzten Verdejo kaufe ich auf jeden Fall zwölf Flaschen, denn dabei hast du die Augen verdreht, so gut hat er dir gefallen. Und du hilfst mir ja sicher beim Austrinken.“
    „Ganz sicher.“ Sie schaute ihm tief in die Augen, sagte aber nichts weiter.
    Auch Nick liess den Moment verstreichen, obwohl er innerlich jubelte. Dies war innerhalb von drei Tagen schon der zweite Hinweis darauf, dass die Beziehung mit dieser wunderbaren Frau von Dauer sein könnte, auch aus ihrer Sicht. Bald, dachte er, bald.
    Sie bestellten Kaffee, und Nick nahm seinen Katalog wieder aus der Tasche. „Jetzt kommen die Rotweine dran, und auch da werden wir uns für heute auf Spanien beschränken. Ich schlage vor, dass wir drei verschiedene Aussteller besuchen und dort die Spezialitäten kosten. Einverstanden?“
    „Einverstanden, Chef. Aber ich sage dir, ich bin nicht mehr ganz nüchtern, und vielleicht musst du mich nachher zum Bahnhof tragen, wenn du noch genügend Kraft hast.“ Sie hängte sich bei ihm ein und liess sich zu den Riojas, Navarras und Toros entführen. Obwohl sie nur noch an seinem Glas nippte, musste sie am Ende klein beigeben und gestehen, dass sie den Ribera del Duero nicht mehr von einer Delikatesse aus dem Priorat unterscheiden konnte.
    Leicht schwebend und zufrieden liessen sie sich die Bahnhofstrasse hinuntertreiben, schauten in die Schaufenster der Juweliere und Modegeschäfte, tranken Espresso an einer Stehbar und fuhren schliesslich mit der Bahn zurück nach Aarau. Der Spaziergang zu Nicks Haus weckte zwar ihre Lebensgeister kurzzeitig wieder, aber in der warmen Wohnung fielen ihnen die Augen zu, und sie legten sich eine Weile hin, um ihre Benommenheit auszuschlafen.
    Um neun Uhr stand Nick leise auf und ging in die Küche. Aus verschiedenen frischen Gemüsen, Kartoffeln und etwas Speck bereitete er eine währschafte Suppe zu, deren köstlicher Geruch Marina eine halbe Stunde später weckte. Gähnend erschien sie in der Küchentüre, eingewickelt in einen seidenen Kimono und mit dicken Socken an den Füssen.
    „Hallo, du Schlafmütze“, lächelte Nick liebevoll. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du Hunger hast?“ Sie nickte und gähnte nochmals. „Möchtest du ein Glas Wein zum Essen?“
    „Um Himmels Willen, nein“, lachte

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