Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Marina leicht gequält, „ich habe schon lange nicht mehr so viel getrunken wie heute Nachmittag. Ein grosser Krug Wasser ist besser für meinen Brummschädel.“
Auch Nick hatte keine Lust mehr auf Alkohol, er stellte zwei grosse Wassergläser und frisches Brot auf den Tisch. „Setz dich und iss, es wird dir gut tun. Das ist eine sogenannte Katersuppe, sie hilft garantiert und schmeckt erst noch gut.“
„Danke für diesen Tag, Nick“, sagte Marina nach den ersten paar Löffeln. „Es macht Spass, mit dir Wein zu probieren und dir zuzuhören, wenn du darüber sprichst. Ich interessiere mich wirklich dafür, und obwohl ich morgen wahrscheinlich vieles wieder vergessen haben werde, einige der Traubensorten aus Spanien habe ich mir gemerkt. Immerhin ein Anfang, was meinst du?“
„Du lernst eben schnell, meine Maus, und deine Geschmacksnerven können verschiedene Noten gut auseinander halten. Abgesehen davon hast du auch klar gesagt, wenn dir etwas nicht schmeckte – eines Tages machen wir aus dir eine echte Expertin. Ich warne dich, ab jetzt kannst du mit mir nicht mehr einfach ein Glas Wein trinken, sondern du musst dir etwas Gescheites einfallen lassen dazu.“
Über den Tisch hinweg nahm er ihre Hand. „Danke, dass du mitgekommen bist. Zu zweit macht es viel mehr Spass als allein, wie so viele andere Dinge im Leben auch.“
Sie hielt seinem Blick stand, nach einer langen Pause verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln, das unvermittelt in ein Gähnen überging. „Entschuldige, ich habe wohl wirklich etwas viel getrunken und bin unendlich müde. Aber keine Angst, Nick, ich höre, was du sagst. Ich bin bereit, mit dir unsere gemeinsame Zukunft zu diskutieren – morgen oder übermorgen, jederzeit, einfach nicht mehr heute Abend, ja?“
Sie stand auf und kam um den Tisch herum zu ihm, setzte sich auf seine Knie und schlang ihre Arme um ihn. „Ich verspreche dir, dass du morgen alles von mir haben kannst, aber jetzt muss ich einfach schlafen, nur schlafen ...“ Ihr Kopf sank langsam auf seine Schulter, sie murmelte etwas Unverständliches, dann begann sie leise zu schnarchen.
Er stützte sie auf ihrem halb schlafenden Weg ins Bett, zog ihr Socken und Kimono aus und deckte sie zu. Er legte sich neben sie und betrachtete sie lange, ohne sie zu berühren. „Ich werde dich fragen, ob du zu mir ziehen willst, morgen oder übermorgen“, sagte er leise.
Kurz vor Mitternacht kam eine SMS-Nachricht von Angela: „Bisher Fehlanzeige in der Garage. Kann ich mitkommen nach Königsfelden? A.“
Nick schmunzelte über den Eifer seiner Mitarbeiterin. „Gute Idee, hole dich um halb zehn zuhause ab, gute Nacht“, schrieb er zurück, stellte den Wecker und schlief sofort ein.
Samstag, 24. November 2007
„Das ist meine Mitarbeiterin, Korporal Angela Kaufmann, die Tochter von Gesundheitsdirektor Franz Kaufmann. Frau Doktor Fischer, Herr Doktor Müller.“
Nick hatte sich vorher gut überlegt, ob er den politischen Vorgesetzten der Ärzte ins Spiel bringen wollte. Er war früh aufgestanden – Marina schlief noch – und hatte sich beim Kaffee seine Strategie für dieses Gespräch zurechtgelegt, zumindest in groben Zügen: Druck ausüben, sich nicht durch Fachausdrücke und Worthülsen vom Thema abbringen lassen, den scharfen Verstand von Angela nutzen. Die beiläufige Erwähnung ihres Vaters sollte von Anfang an die Machtverhältnisse klären, und genau das geschah auch: Doktor Müller hob die Augenbrauen um einen Millimeter und Doktor Fischer warf ihrem Vorgesetzten einen raschen Blick zu. Nur einem geübten Beobachter wie Nick fiel dieser Austausch auf, aber es genügte ihm, um sofort weiterzufahren. „Frau Doktor Fischer, wir müssen immer noch davon ausgehen, dass Ihre Patientin Tom Truninger umgebracht hat. Erzählen Sie uns doch bitte genau, wie die letzten Therapiesitzungen abgelaufen sind, und kommen Sie mir jetzt nicht mit der ärztlichen Schweigepflicht. Sie stehen unter Verdacht der Beihilfe zu Mord.“ Er legte sein kleines Diktiergerät auf den Tisch und drückte auf den Aufnahmeknopf.
Doktor Müller hob die Hand. „Moment, Herr Baumgarten, Moment. Frau Doktor Fischer hat mir von ihrer Verbindung zum Mordopfer erzählt, und Ihre darauf aufbauenden Hypothesen oder besser Spekulationen sind uns bekannt. Eine Frage, Frau Kaufmann. Weiss Ihr Vater, dass Sie und Ihr Chef gegen uns ermitteln, ohne dass es irgendwelche handfesten Beweise gibt?“
Angela lächelte freundlich. „Unsere Aktionen sind
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