Pelagia und der schwarze Moench
Bischof trat einen Schritt vor und schob den Doktor energisch zur Seite.
»Lassen Sie mich nur machen. Physische Verletzungen des Gehirns sind zweifellos Sache der Medizin, aber wenn es um die Krankheit einer Seele geht, in der sich, wie man in alter Zeit sagte, der Teufel eingenistet hat, dann fällt dies in meine Zuständigkeit, Doktor.« Mit machtvoll erhobener Stimme befahl er: »Lassen Sie mich mit Herrn Berditschewski allein. Und kommen Sie nicht eher wieder herein, als bis ich Sie rufe. Wenn ich mich eine Woche lang nicht melde, heißt das, Sie kommen eine Woche lang nicht herein. Und zwar niemand, kein Mensch. Haben Sie das verstanden?«
Donat Sawwitsch lächelte:
»Ach, Eminenz, das steht nicht in Ihrer bischöflichen Macht, glauben Sie mir. Diesen Teufel kann man nicht mit Gebeten und Weihwasser austreiben. Und in meiner Klinik gestatte ich keine mittelalterlichen Methoden.«
»Ach nein?« Stirnrunzelnd blickte der Bischof sich zum Doktor um. »Aber Sie gestatten den Kranken, unter den Gesunden umherzuspazieren? Was haben Sie hier in Ararat für ein Durcheinander angerichtet! Man kann nicht einmal erkennen, wer überhaupt zurechnungsfähig ist. Ohnehin weiß man auf der Welt nicht immer, wer verrückt ist und wer nicht, aber bei Ihnen auf der Insel ist doch alles Lug und Trug! Da kann auch ein Gesunder Selbstzweifel bekommen. Sie machen besser, was ich Ihnen sage. Andernfalls werde ich den Betrieb Ihrer Institution auf kirchlichem Grund und Boden verbieten.«
Korowin wagte es nicht, weiter zu streiten. Er breitete die Arme aus – bitte sehr, machen Sie, was Sie wollen – , wandte sich um und verließ den Raum.
»Gehen wir, Matjuscha.«
Der Bischof nahm den Kranken liebevoll bei der Hand und führte ihn aus dem dunklen Laboratorium ins Schlafzimmer.
»Pelagia, du kommst nicht mit. Wenn es so weit ist, rufe ich dich.«
»Gut, Vater, ich warte im Laboratorium.« Die Lissizyna verneigte sich.
Der Bischof setzte Berditschewski aufs Bett und zog für sich selbst einen Stuhl heran. Sie schwiegen eine Weile. Mitrofani blickte Matwej Benzionowitsch an, und der blickte die Wand an.
Der Bischof hielt es nicht mehr aus und fragte: »Matwej, hast du mich wahrhaftig nicht erkannt?«
Erst da richtete Berditschewski seinen Blick auf ihn. Er blinzelte und fragte unsicher:
»Sie sind doch eine geistliche Person? Das ist eine Panhagia, was Sie da an der Brust tragen. Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor. Ich habe Sie wahrscheinlich im Traum gesehen.«
»Fass mich nur an, das ist kein Traum. Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?«
Folgsam berührte Matwej Benzionowitsch ihn am Ärmel. Er antwortete höflich:
»Aber ja, sehr sogar.«
Er blickte den Bischof wieder an und begann plötzlich zu weinen – langsam und lautlos, aber mit einem Strom von Tränen.
Mitrofani freute sich, dass Matwej Benzionowitsch Gefühle zeigte, und sei es auf diese Weise. Er strich dem Ärmsten über den Kopf und sagte immer wieder:
»Weine nur ein wenig, weine nur, mit den Tränen fließt auch das Gift aus der Seele.«
Aber Berditschewski schien sich darauf einzurichten, ausgiebig zu weinen. Die Tränen flössen unaufhörlich und irgendwie sehr eintönig. Es war ein merkwürdiges Weinen, ähnlich einem anhaltenden herbstlichen Sprühregen. Als der Bischof seinem geistlichem Sohn das Gesicht abwischte, war sein Taschentuch auf der Stelle durchnässt, und das Taschentuch war von beträchtlichem Ausmaß, beinahe einen Arschin groß.
Der Bischof runzelte die Stirn.
»Na, na, jetzt hast du aber genug geweint. Ich komme schließlich mit guten, mit sehr guten Nachrichten.«
Matwej Benzionowitsch schlug ergeben die Augen nieder, und sofort versiegten die Tränen.
»Das ist gut, wenn es gute Nachrichten gibt«, bemerkte er.
Mitrofani hatte damit gerechnet, dass Berditschewski nachfragen würde, und konnte es nicht mehr abwarten. Triumphierend verkündete er:
»Du bist in den nächsthöheren Rang befördert! Ich gratuliere. Darauf hast du doch schon lange gewartet. Jetzt bist du Staatsrat.«
»Ich kann gar kein Staatsrat sein.« Berditschewski legte bedachtsam seine Stirn in Falten. »Verrückte können keinen Rang fünfter Klasse bekleiden, das ist gesetzlich verboten.«
»Und ob sie das können«, scherzte der Bischof versuchshalber. »Ich kenne sogar Beamte der vierten und auch – man wagt es kaum zu sagen – der dritten Klasse, die eigentlich in die Irrenanstalt gehören.«
»Ach ja?«, fragte Matwej Benzionowitsch ein
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