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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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auf wie im Schmerz. Sie erriet, dass er die Stelle las, wo es um Aljoscha ging.
    Schließlich legte der Bischof die Blätter beiseite und versank in düstere Gedanken. Er hatte keine Fragen gestellt – offenbar war alles klar dargelegt.
    Dann brummte er:
    »Und ich nichtsnutziger alter Mann habe Pillen geschluckt und wieder gehen gelernt. . . Ach, es ist beschämend.«
    Polina Andrejewna konnte es nicht ab warten, wieder zur Sache zu kommen.
    »Die rätselhaften Aussprüche von Vater Israil lassen mir keine Ruhe, Eminenz. Das heißt doch . . .«
    »Warte noch mit deinen Rätseln.« Mitrofani winkte ab. »Darüber reden wir später. Zuerst die Hauptsache: Ich will Matjuscha sehen. Steht es schlecht um ihn?«
    »Ja.«
    Der letzte Tag. Mittag
    »Sehr schlecht«, bestätigte Doktor Korowin. »Mit jedem Tag wird es schwieriger, an ihn heranzukommen. Die Entropose schreitet fort. Von Tag zu Tag wird der Kranke hinfälliger und teilnahmsloser. Die nächtlichen Halluzinationen haben aufgehört, doch ich sehe darin keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung: Die Psyche braucht keine Anreize mehr, Berditschewski hat die Fähigkeit verloren, solche starken Gefühle wie Furcht zu empfinden, sein Selbsterhaltungsinstinkt ist geschwächt. Gestern habe ich ein Experiment gemacht: Ich habe befohlen, ihm kein Essen zu bringen, bis er selbst danach verlangt. Er hat nichts gesagt, einfach den ganzen Tag hungrig dagesessen . . . Inzwischen erkennt er die Leute nicht mehr, wenn er sie nicht tags zuvor gesehen hat. Der Einzige, der ein wenigstens einigermaßen zusammenhängendes Gespräch mit ihm führen kann, ist sein Nachbar Ljampe, aber auch der ist ein ganz besonderes Subjekt und kein Meister an Beredsamkeit – Polina Andrejewna hat es erlebt, sie kennt ihn. Meine ganze Erfahrung sagt mir, dass es nur noch schlimmer wird. Wenn Sie wollen, können Sie den Kranken mitnehmen, aber sogar in der allermodernsten Schweizer Klinik, auch bei Schwanger selbst, wird das Ergebnis dasselbe sein. Leider ist die moderne Psychiatrie in derartigen Fällen hilflos.«
    Zu dritt – der Doktor, der Bischof und die Lissizyna – betraten sie das Cottage Nummer sieben. Sie warfen einen Blick ins Schlafzimmer. Zwei leere Betten, davon eines – Berditschewskis – mit zerknülltem Bettzeug, das zweite ordentlich zugedeckt.
    Sie gingen ins Laboratorium. Obwohl es heller Tag war, waren die Vorhänge zugezogen, und es brannte kein Licht. Es war still.
    Über der Rückenlehne des Sessels ragte Matwej Benzionowitschs Scheitel hervor, dessen zunehmende Kahlheit, die früher immer mit kunstvoll zurückgekämmten Haaren überdeckt gewesen war, schutzlos und nackt vor ihnen lag. Auf das Geräusch der Schritte hin drehte der Kranke sich nicht um.
    »Wo ist denn Ljampe?«, fragte Polina Andrejewna flüsternd.
    Korowin senkte seine Stimme nicht:
    »Ich habe keine Ahnung. Wann immer ich komme, nie ist er da. Ich habe ihn schon einige Tage nicht mehr gesehen. Sergej Nikolajewitsch ist eine selbstständige Person. Vielleicht hat er irgendeine andere Emanation entdeckt und ist mit seinen › Feldforschungen‹ beschäftigt – diesen Ausdruck verwendet er immer.«
    Der Bischof war an der Schwelle stehen geblieben. Er betrachtete den Hinterkopf seines geistlichen Kindes und blinzelte heftig.
    »Matwej Benzionowitsch!«, rief Frau Lissizyna.
    »Sprechen Sie lauter«, riet Donat Sawwitsch. »Er reagiert nur noch auf starke Reize.«
    Sie rief aus vollem Halse:
    »Matwej Benzionowitsch! Sehen Sie, wen ich Ihnen mitgebracht habe!«
    Polina Andrejewna hegte die leise Hoffnung, dass Berdi-tschewski beim Anblick seines geliebten Mentors aufgerüttelt werden und zum Leben erwachen würde.
    Auf das Rufen hin blickte der stellvertretende Staatsanwalt sich suchend nach der Quelle des Geräuschs um. Als er sie fand, sah er nur die Frau an. Ihre Begleiter würdigte er keines Blickes.
    »Ja?«, fragte er langsam. »Was wünschen Sie, gnädige Frau?«
    »Früher hat er die ganze Zeit nach Ihnen gefragt!« flüsterte sie Mitrofani verzweifelt zu. »Und jetzt sieht er Sie nicht einmal an . . . Wo ist denn Herr Ljampe?«, fragte sie behutsam und trat ein Stückchen näher.
    Berditschewski sagte ausdruckslos und gleichgültig:
    »Unter der Erde.«
    »Sehen Sie?« Korowin zuckte die Schultern. »Er reagiert nur noch auf die Intonation und die grammatische Konstruktion einer Frage, aber die Antworten sind völlig sinnlos. Das ist ein neues Stadium der seelischen Krankheit.«
    Der

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