Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
Vom Netzwerk:
Uranpechblende. Fundstätte.«
    Der Bischof überlegte und nickte dann.
    »Ja, ja, im »Anzeiger für Physik‹ habe ich darüber gelesen. Uran ist ein Element, das über ungewöhnliche Eigenschaften verfügt. Die besten Köpfe Europas erforschen derzeit Uran und auch noch ein anderes Element, Radium. Und Uranpechblende ist, wenn ich mich nicht täusche, ein Mineral, dessen Urangehalt sehr hoch ist. Das stimmt doch?«
    »Geistliche Person, aber Sie kennen sich aus. Sehr schön«, lobte Sergej Nikolajewitsch. »Himmelblaue Aura. Ein kluger Kopf.«
    »Na, von mir aus. Was ist nun mit Ihrer Uranpechblende?«
    Ljampe setzte eine wichtige Miene auf.
    »Meine Entdeckung. Kern beginnt sich zu spalten. Selbst. Besonderer Mechanismus nötig. Namen ausgedacht: › Kernspalter‹. Unwahrscheinlich schwierige Bedingungen. Vorläufig nicht möglich. In der Natur theoretisch möglich. Aber bei seltenem Zusammentreffen. Ausgerechnet hier! Höchst selten!« Er stürzte zum Tisch und raschelte mit den Seiten seines dicken Notizbuchs. »Hier, hier! Ich ihm, und er sticht! Hier! Meteorit, sehr hohe Temperatur – erstens. Vorkommen Uranpechblende – zweitens. Unterirdische Quellen – drittens! Und fertig! Spalter! Natürlicher! In Gang gekommen! Energie des Kerns, Kettenreaktion! Einmal ausgelöst – nicht aufzuhalten! Achthundert Jahre! Ich Mascha und Toto Brief! Nein, sie glauben es nicht! Denken, ich Verstand verloren! Weil aus dem Irrenhaus!«
    »Jetzt warten Sie mal!«, bat Mitrofani, dem vor Anspannung Schweißtropfen auf die Stirn traten. »Durch den Sturz eines Meteoriten auf ein Uranvorkommen wurde ein natürlicher Mechanismus in Gang gesetzt, und durch ihn begann Energie auszuströmen. Ich kenne mich damit nicht aus, aber nehmen wir einmal an, es ist alles so, wie Sie sagen. Worin liegt dann die Gefahr?«
    »Weiß nicht. Kein Arzt. Nicht aufgeschrieben, weiß nicht. Aber überzeugt. Vollkommen überzeugt. Ich war einige Stunden da, Erbrechen, Fieber. Die Eremiten die ganze Zeit. Dann sterben. Ein halbes Jahr, ein Jahr – Tod. Verbrechen! Aufhören! Aber niemand! Sie hören nicht! Ich bin zu dem, mit dem Schädel. Er hat mit dem Arm . . .«
    »Mit welchem Schädel?« Der Bischof verstand wieder nichts mehr. »Von wem reden Sie?«
    »Na, auf der Stirn. Hier. Der ohne Gesicht, mit Löchern. Dort.« Der Physiker zeigte wieder in Richtung der Nachbarinsel.
    »Ein Eremit? Der Mönch Israil? Dessen Kapuze mit einem Schädel und Knochen bestickt ist?«
    »Ja. Der Oberste. Nein, winkt er! Ich zu Korowin, aber er mit der Nadel! Ich das Heft, aber er liest nicht!« Sergej Nikolajewitschs Stimme zitterte wegen der Kränkung, die man ihm zugefügt hatte. »Überlegt, überlegt, etwas ausgedacht, schwarzer Mönch. Sie erschrecken sich. Verfluchter Ort. Dann in Ruhe forschen. Ohne Störungen.«
    »Aber wie haben Sie die Emanation entdeckt? Ich entsinne mich, einmal gelesen zu haben, dass eine derartige Strahlung mit den Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden kann.«
    Ljampe lächelte stolz:
    »Nicht sofort. Am Anfang Probe der Kugel. Sofort begriffen – Meteorit. Geschmolzene Oberfläche. Regenbogenfarben. Schön. Besonders mit Lampe. Geheimnis der Einsiedelei. Heilig. Mönche Geheimnis. Achthundert Jahre. Deswegen auch Schweigen wahrscheinlich. Damit nichts ausplappern. Probe so und so. Nichts. Ungewöhnliche Härte. Wieder hingefahren. Feile aus gehärtetem Stahl. Trotzdem überhaupt nicht. Dann Diamantfeile. Aus Antwerpen. Mit Post. Geholfen. In Viertelstunde – hier, drei Gramm.« Er zeigte auf das Häufchen Pulver in dem Glaskolben. »Für Analyse genug.«
    »Sie haben per Post eine Diamantfeile aus Antwerpen bestellt?« Mitrofani wischte sich mit einem Tuch den Schweiß ab, und er spürte, dass sich sein Kopf trotz der himmelblauen Aura weigerte, all diese erstaunlichen Informationen aufzunehmen. »Aber das muss doch sehr teuer sein?«
    »Schon möglich. Egal. Korowin hat viel Geld.«
    »Und Donat Sawwitsch hat nicht einmal gefragt, wozu Sie dieses seltsame Ding brauchten?«
    »Doch. Ich froh. Erklären – er mit Händen. › Will nichts von Emanation, Sie bekommen Ihre Feile.‹ Bitte sehr. Hauptsache – bekommen.«
    Der Bischof blickte neugierig zum Tisch.
    »Wo ist sie denn? Wie sieht sie aus?«
    Der Gelehrte winkte nachlässig ab:
    »Weg. Schon lange. Egal, nicht mehr nötig. Nicht mit Dummheiten unterbrechen!«, ereiferte er sich. »Kreuz geküsst! Zuhören!«
    »Aber ja, mein Sohn, verzeihen Sie«, beschwichtigte ihn

Weitere Kostenlose Bücher