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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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er die Schritte nicht hörte. Er sah wunderlich aus: Auf dem Kopf trug er einen Feuerwehrhelm, und vor der Brust hatte er eine Zinkschüssel befestigt, eine ganz gewöhnliche Zinkschüssel zum Wäschewaschen.
    »Also hier ist der Feuerwehrhelm«, sagte der Assistent halblaut. »Frolow war bei mir und hat sich beklagt. Ich wollte Sie wegen dieser Lappalie nicht belästigen, Donat Sawwitsch.«
    Ohne dem Assistenten zu antworten, trat Korowin einen Schritt vor und rief laut:
    »Herr Ljampe! Sergej Nikolajewitsch! Was sind denn das für geheime Gewölbe hier im Keller?«
    Der kleine Mann drehte sich um und machte den Ankömmlingen mit der Hand abwehrende Zeichen.
    »Fort, fort! Verboten! Man kann sie nicht abhalten, mit nichts! Ich habe Eisen versucht, Kupfer, Stahl, Zinn und jetzt Zink – wie ein Messer durch die Butter! Jetzt mit Blech.« Er deutete auf ein Stück Dachblech, das am Tischrand lag. »Dann Blei, dann Silber! Irgendetwas muss sie doch abhalten können!«
    Neben dem Blech lagen tatsächlich eine matt schimmernde Metallplatte und ein glänzendes Silbertablett.
    »Aha«, konstatierte Korowin. »Das Tablett ist aus meinem Büfett entwendet. Sind Sie auch noch kleptomanisch veranlagt? Schämen Sie sich, Sergej Nikolajewitsch. Und Sie sind ein Apologet der Moral.«
    Der Physiker brummte verlegen und undeutlich:
    »Ja, nicht schön. Aber wo sonst? Zeit! Niemand, kein Einziger! Alles selbst! Wenn es Gold wäre. Gold habe ich sehr. Und verwandte Metalle! Oder dann gleich Platin, damit Gleich zu Gleich. Aber wo, wo?«
    Mitrofani trat vor und fixierte den schwächlichen Ljampe von oben herab. Mit seiner volltönenden, keinerlei Widerspruch duldenden Stimme sagte er:
    »Ich werde Ihnen Fragen stellen, gnädiger Herr. Und Sie werden klar und deutlich, ohne Umschweife, antworten.«
    Der Gelehrte musterte den Bischof mit zur Seite geneigtem Kopf. Dann sprang er plötzlich auf einen Stuhl und riss den roten Lappen von der Lampe, sodass der Raum nun normal beleuchtet war.
    Selbst als er auf dem Stuhl stand, war Ljampe nur wenig größer als der majestätische Bischof. Der seltsame Mann griff in die Kitteltasche, holte eine große Brille mit violetten Gläsern hervor, setzte sie sich auf die Nase und begann, den Bischof erneut in Augenschein zu nehmen, dieses Mal noch umständlicher.
    »Ach, ach«, gackerte er, »so viel Blau! Und Orange, Orange! So viel wie noch nie!«
    Er riss die Brille herunter und starrte Mitrofani begeistert an.
    »Ein wunderbares Spektrum! Ach, wenn das früher! Sie können! Sagen Sie ihnen! Sie sind so! Selbst der!« Der Gelehrte zeigte auf Donat Sawwitsch. »Ich ihm, und er mit der Nadel! Die Übrigen schlimmer! Himbeerrote, alles himbeerrote! Man braucht etwas! Und zwar bald! Man hält sie nicht ab!«
    Der Bischof wartete stirnrunzelnd, dass Ljampe sich beruhigen würde.
    »Spielen Sie nicht den Idioten! Ich weiß alles. Gehört das Ihnen?«
    Er gab Berditschewski einen Wink: Gib schon her. Der stellvertretende Staatsanwalt, der sich unter der Lampe eingerichtet hatte, um Pelagias Botschaft zu lesen, kramte die Kutte, die Stiefel und die Lampe aus der Tasche und vertiefte sich dann wieder in den Brief. Das Verhör schien ihn überhaupt nicht zu interessieren.
    Beim Anblick der unwiderlegbaren Beweisstücke blinzelte Ljampe und atmete heftig durch die Nase – er war verwirrt, aber weniger als zuvor, als der Doktor ihn des Diebstahls überführt hatte.
    »Meins, ja. Na und? Niemand schließlich! Ausgedacht. Wenn schon himbeerrote. Brauchen nicht verstehen, hätten sie sich nicht eingemischt. Schade.«
    »Wozu haben Sie dieses schändliche Spektakel veranstaltet?«, fragte der Bischof mit erhobener Stimme. »Warum haben Sie die Menschen erschreckt?«
    Ljampe presste die Hände gegen die Brust und plapperte nur noch schneller. Es war offensichtlich, dass er mit aller Kraft versuchte, etwas für ihn sehr Wichtiges zu erklären, und einfach nicht begreifen konnte, warum man ihn partout nicht verstehen wollte.
    »Ach, aber ich doch! Himbeerrote, undurchdringliche! Ich versucht! Diesem Gesichtslosen! Er kein Wort! Ich ihm!« Wieder zeigte er auf Korowin. »Und er mich stechen! Dreckszeug. Dann zwei Tage Kopf! Sie hören nicht! Stimme! In der Wüste!«
    »Er meint die Betäubungsspritze, die ich ihm verabreichen musste«, erklärte der Doktor. »Wie nachtragend von ihm, das war doch schon vor drei Monaten! Er war damals völlig überreizt. Mehr noch als jetzt. Die Spritze war harmlos, er hat

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