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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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unternehmen werde. Sie können die Insel morgen früh mit dem Paketboot verlassen.«
    Sie knipste die vernickelten Kügelchen am Verschluss der Reisetasche auf und fuhr mit der Hand hinein. Darin lag, eingewickelt in ihre Unterhose, Lagranges Revolver. Sie würde natürlich nicht schießen, doch zur Einschüchterung würde der Revolver dienlich sein. Dann würde auch Aljoscha begreifen, was sie sich erhofft hatte, als sie allein in die gefährliche Höhle gekommen war.
    Alexej Stepanowitsch machte ein paar rasche Schritte nach vorn, und Polina Andrejewna erkannte plötzlich, dass sie es nicht mehr schaffen würde, den Revolver aus der zarten Spitze auszuwickeln. Sie hätte ihn vorher herausnehmen müssen, als sie noch im Stollen war.
    Sie duckte sich gegen die unebene Wand. Weiter zurückweichen konnte sie nicht.
    Der falsche Mönch hatte keine Eile. Er baute sich vor der zusammengekauerten Frau auf, als messe er ab, wohin er schlagen solle – ins Ohr, wie er gedroht hatte, in den Hals oder in den Bauch.
    Das Ol in der Lampe war beinahe heruntergebrannt und gab nur noch ganz wenig Licht. Hinter Aljoschas Rücken gähnte schwarz die vollkommene Finsternis.
    »Was guckst du so düster?«, fragte Alexej Stepanowitsch grinsend. »Du wolltest deine Hörner ausprobieren, aber Gott hat dir keine gegeben? Wenn das so ist, hättest du nicht zur Corrida kommen sollen, du hornlose Kuh.« Er sang eine Weise aus einer modernen Oper und führte dabei seine Feile wie ein Torero den Degen: »Toreador, prends garde à toi!«
    Plötzlich brach der Gesang ab, und er sackte in sich zusammen, als sei ein Knüppel auf seinen Lockenkopf heruntergesaust, unter dessen Schlag er weggeknickt war.
    Ein wenig hinter der Stelle, an der gerade noch Aljoscha gestanden hatte, war ein langer schwarzer Schatten in einer spitz zulaufenden Kapuze zu erkennen. Polina Andrejewna wollte aufschreien, sog aber nur scharf die Luft ein.
    »Die Regeln der Einsiedelei habe ich deinetwegen verletzt«, erklang die brummige Stimme des Eremiten Israil. »Ich habe in der Nacht meine Zelle verlassen. Ich habe die Sünde der Gewaltanwendung auf mich geladen. Und alles deshalb, weil ich weiß, dass Frauen deines Schlages starrsinnig und neugierig bis zur Unvernunft sind. Um keinen Preis wärst du in die Welt zurückgekehrt, ohne hier alles mit deiner sommersprossigen Nase ausgekundschaftet zu haben. Und nun, sieh nur, wie weit du gekommen bist. Das ist er, der Himmelssplitter, den wir Eremiten über hunderte von Jahren gehütet haben. Das ist ein Zeichen, das uns von unserem heiligen Gründer, dem gerechten Wassilisk, gesandt wurde. Aber sieh dich vor, zu niemandem ein Wort darüber. Abgemacht?«
    Frau Lissizyna nickte nur schweigend, denn nach all diesen Schrecken hatte sie die Gabe der Rede noch nicht wiedergefunden.
    »Und wer ist dieser Jüngling?«, fragte der Abt, während er sich auf seinen Stab gestützt über den am Boden liegenden Aljoscha beugte.
    Sie kam nicht mehr dazu, ihm zu antworten.
    Aljoscha bäumte sich auf und bohrte dem Einsiedler die Feile mitten in die Brust. Dann zog er sie wieder heraus und stach erneut zu.
    Israil brach über seinem Mörder zusammen. Er tastete mit den Händen auf dem Boden herum, doch konnte er weder aufstehen noch seinen Kopf heben.
    Lentotschkin benötigte nur wenige Augenblicke, um den knochigen Körper des alten Mönchs abzuschütteln und aufzustehen, doch das reichte Polina Andrejewna, um in die Mitte der Höhle zu laufen, den Revolver aus der Reisetasche zu holen und ihn aus der Spitze zu wickeln. Sie ließ die Reisetasche zu Boden fallen, umklammerte mit beiden Händen den geriffelten Griff des Revolvers und zielte auf Alexej Stepanowitsch.
    Der blickte sie furchtlos an. Er grinste schief und rieb sich den verletzten Hinterkopf. Dann zog er dem Eremiten mühelos die Feile aus der Brust, als sei diese aus Butter.
    »Können Sie mit einer Feuerwaffe umgehen, Schwesterchen?«, fragte Lentotschkin schalkhaft. »Wissen Sie, auf welches Knöpfchen Sie drücken müssen?«
    Lässig kam er auf sie zugeschlendert. Die Diamantsplitter an der Feile waren jetzt dunkel vor Blut und glitzerten nicht mehr.
    »Ja, das weiß ich! Das ist ein Revolver, Marke Smith & Wesson, Kaliber .45, sechsschüssig, mit Zentralfeuer und Double Action.« Frau Lissizyna sprudelte ihre dem Lehrbuch der Ballistik entnommenen Kenntnisse hervor. »Die Kugel wiegt drei Solotnik, Ausgangsgeschwindigkeit hundert Klafter in der Sekunde, durchschlägt ein

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