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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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dreizölliges Kiefernbrett aus zwanzig Schritt Entfernung.«
    Nur schade, dass ihre Stimme sich dabei überschlug.
    Aber das machte nichts, es wirkte auch so.
    Alexej Stepanowitsch war reglos stehen geblieben. Verwirrt blickte er in die schwarze Öffnung des Laufs.
    »Und wo ist der Colt, Kaliber .38?«, fragte Polina Andrejewna, die ihren Vorteil ausbaute. »Der, mit dem Sie Lagrange erschossen haben? Geben Sie her, aber langsam und mit dem Griff nach vorn.«
    Als Aljoscha nicht gehorchte, sagte sie nichts weiter, sondern spannte den Hahn. Das Knacken, das ihr gar nicht so laut vorkam, dröhnte in der Stille der Höhle beeindruckend laut.
    Der Mörder zuckte zusammen, ließ die Feile zu Boden fallen und hob die Hände hoch.
    »Ich habe ihn nicht! Ich habe ihn ins Wasser geworfen, noch in derselben Nacht! Ich hätte ihn doch nicht im Palmenhaus verstecken können, am Ende hätte der Gärtner ihn noch gefunden.«
    Die Ermittlerin hatte inzwischen Mut geschöpft und fuchtelte drohend mit dem langen Lauf herum:
    »Sie lügen! Sie hatten doch auch keine Angst, das Gewand von Wassilisk zu verstecken!«
    »Ach was – eine Kutte und ein Paar alte Stiefel. Wenn sie jemand gefunden hätte, hätte er sich nichts dabei gedacht. Ah!« Alexej Stepanowitsch schlug die Hände zusammen und starrte entsetzt an der Lissizyna vorbei auf eine Stelle hinter ihrem Rücken. »Wa . . . Wassilisk!«
    Leider fiel Polina Andrejewna auf diesen nicht besonders raffinierten Bubenstreich herein – eine Dummheit macht auch der Gescheiteste. Sie drehte sich alarmiert um und starrte in die Finsternis. Vielleicht war ja der Schatten des heiligen Schutzpatrons wahrhaftig erschienen, um seinen Schatz zu verteidigen?
    Da war kein Schatten, und der flinke Aljoscha nutzte den Moment, um sich zu bücken und zum Stollen zu rennen.
    »Halt!«, schrie Polina Andrejewna mit schrecklicher Stimme. »Halt, oder ich schieße!«
    Und sie wollte ebenfalls in den Stollen stürmen.
    Ein Stöhnen hinderte sie daran. Ein qualvolles Stöhnen voll unsäglichen Leids.
    Sie wandte sich um und sah Vater Israil, der auf den Ellbogen gestützt seine zitternde, ausgemergelte Hand nach ihr ausstreckte.
    »Geh nicht weg, lass mich nicht so liegen . . .«
    Sie schwankte nur einen Augenblick.
    Mochte er fliehen. Barmherzigkeit war wichtiger als Vergeltung, selbst als Gerechtigkeit. Und was hätte sie davon, wenn sie dem Übeltäter hinterherjagte? Wenn er nun nicht stehen bleiben würde? Sie könnte doch nicht deshalb auf ihn schießen. Und wohin konnte er schon fliehen, mit Kleopas kleinem Boot mit den schmalen Rudern? Bis Kanaan würde er es schaffen, aber aufs Festland würde er damit nie kommen.
    Polina Andrejewna verscheuchte alle unwichtigen Gedanken, trat zu dem Sterbenden, setzte sich auf den Boden und bettete den Kopf des Mönchs auf ihre Knie. Behutsam streifte sie die Kapuze ab. Sie sah die schwach zuckenden Wimpern, die lautlos sich bewegenden Lippen.
    Die Lampe leuchtete noch einmal hell auf und erlosch. Sie musste eine Kerze anzünden und sie auf einem Stein befestigen.
    Der Mönch bereitete sich unterdessen darauf vor, seine Seele in die Freiheit zu entlassen, und hatte bereits die Hände über der Brust gefaltet.
    Plötzlich aber bewegte er kläglich die Brauen. Er blickte Polina Andrejewna ängstlich und inständig flehend an. Seine Lippen flüsterten nur das eine Wort:
    »Verzeih . . .«
    Und da vergab sie ihm – ohne jede Anstrengung, einfach, weil sie es konnte. Dann beugte sie sich über ihn und küsste ihn auf die Stirn.
    »Gut«, lächelte der Mönch, und er schloss die Augen.
    Nach einigen Minuten öffneten sich die Augen wieder, doch sein Blick war schon erloschen, tot.
    ***
    Als Frau Lissizyna zum Ufer hinunterging, um zu sehen, ob es Alexej Stepanowitsch gelungen war, mit Kleopas Boot nach Kanaan zu fahren, warteten dort zwei Überraschungen auf sie. Erstens war das Boot genau dort, wo sie es vertäut hatte – völlig unversehrt. Und zweitens bewegte sich vom gegenüberliegenden Ufer her einträchtig rudernd eine ganze Flottille auf die Nachbarinsel zu. Die Dollen quietschten, die Ruderer ächzten, die Fackeln loderten hell.
    Im Bug des vordersten Bootes stand, kampflustig mit dem Stab herumfuchtelnd, Bischof Mitrofani. Sein langer Bart flatterte im frischen Wind.

EPILOG
    Aller Betrübten Freude
    Derselbe Wind wehte auch auf der anderen, zur offenen Weite des Sees hin gelegenen Seite der Nachbarinsel, doch blies er hier nicht nur frisch, sondern stark

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