Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Disdan, »daß unser Axtschwinger ein Mann namens Uchman war.«
»Uchman? Derjenige, der vom Kan-River-Lager aus die Prärie gegen den Wind in Brand setzte?«
»Derselbe. Er ist geflohen, und wir gingen mit ihm.
Dieses Frühjahr ist er gestorben. Da beschlossen wir, wieder nach Hause zu gehen.«
»Er hat viele Menschen getötet«, sagte Tor.
Sie verstummten. »Er hat immer behauptet«, sagte Disdan, »daß er das Feuer angezündet hat, um eine Herde von schwarzen Rindern zu treiben, aber als es aus dem Windschatten der Berge herauskam, hat der Wind es erfaßt.«
»Nun, das ist lange her. Seitdem hat es viele Feuer gegeben.« Tor schaute Tristal an. »Erst diesen Herbst hatten wir eines, das niemand für möglich gehalten hätte. Erzählt mir von diesen Bergen. Du sagst, niemand hat sie überquert?«
Als Stel sich schlafen legte, redeten sie noch immer.
Als er am Morgen abfuhr, zogen zwei der Männer, die ihn am Tag zuvor beinahe getötet hätten, sein Boot über den Schnee zum Fluß. Diesmal ruderte er weit hinaus auf das Wasser, er wußte zwar, daß das albern war, fühlte sich aber wohler dabei. Als er in der Abenddämmerung das Horn vom Rive-Turm hörte, das seine Ankunft meldete, war er froh.
Ahroe und Garet standen am Ufer und warteten auf ihn. »Was ist geschehen?« fragte Ahroe. »Du kommst spät. Wir haben letzte Nacht bis weit in den vierten Quadranten hinein gewartet.«
»Eine Bande von wilden Shumai hat das Boot auf-gespeert, sie waren alle in Tierfelle gekleidet. Sie wußten nichts vom Frieden.«
»Was? Im Ernst, Stel? – Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht.«
»Es ist Ernst.« Er lachte. »Jetzt sind sie bei Tor. Sie sagen, sie wollen hierherkommen, und ich habe ihnen versprochen, sie alle auf einen der Türme hinaufzuführen. Du wirst sehen. Hier. Geschenke von Tor und Tristal.«
»Hattest du Angst, Vater?« fragte Garet.
Stel legte seine Arme um die beiden. »Gar, ich hatte solche Angst, daß ich ... daß ich ...«
»Laß das!« sagte Ahroe. »Du bist hier. Bring das Boot zurück! Weißt du was? Ein Geheimnis. Ruthan bekommt ein Baby.«
VIERZEHN
Nicht lange danach kam Disdans Läuferbande tatsächlich nach Pelbarigan, die Shumai trabten am ge-frorenen Flußufer entlang wie zottige Tiere. Über das Winterfest blieben sie da, hingen herum, starrten alles an und wurden lästig. Blu sagte ihnen schließlich, es sei Zeit zum Arbeiten und schlug ihnen vor, sie sollten zu Tor zurückkehren und ihm helfen, oder in Pelbarigan Holz schlagen. Statt dessen beschlossen sie, ins südliche Shumaigebiet zu ziehen, um nach Verwandten zu suchen.
Mit einem Teleskop aus Celestes optischer Werkstatt sah ihnen Eolyn vom Turm aus nach. Sie schauderte.
»Ist dir kalt?« fragte Dailith und legte den Arm um sie.
»Nein. Sieh sie dir an! Ihre Ahnen waren vielleicht Buchhalter oder Computerfachleute oder Staatsbeamte. Und sie laufen da wie die Tiere durch den Schnee.«
»Das haben wir den Buchhaltern, Computerfach-leuten und Staatsbeamten zu verdanken. Sie haben den Schaden angerichtet.«
»Irgendwo war da ein Fehler im System.«
»Wirklich? Tor sagt, der Fehler lag im Herzen der Menschen.«
»Tor. Er ist auch so ein wildes Tier. Warum sprichst du immer wieder von ihm?«
»Ich weiß es nicht. Er verfolgt mich. Er ist nicht dumm. Er ist sogar zu Höchstleistungen fähig, wie du wissen müßtest. Ich weiß, daß er glaubt, die tiefsten menschlichen Probleme werden im Inneren gelöst, und daß die Lösungen nicht in der Technologie zu suchen sind.«
»Er braucht sie aber doch nicht so völlig zu meiden und da draußen mit seiner Axt herumzuhacken, anstatt eine einfache Maschine zu entwerfen, die ihm die Arbeit abnimmt. Was für Lösungen will er denn in seinen endlosen ›Worten Avens‹ oder in den Shumai-Liedern finden? Soviel ich gehört habe, will er jetzt über den Sentani-Gott Atou nachlesen.«
»Das ist alles eins, Eo. Es ist ein Gott unter verschiedenen Namen.«
»In der Kuppel dachte ich immer, Gott sei nichts als ein Ausruf.«
»Ich bin nicht sicher. Kehren wir dem Bereich, in dem unsere Studien wirklich liegen sollten, vielleicht den Rücken? Betreten wir wieder eine lange Straße zu technologischem Wohlstand und lassen die Suche nach religiöser Einsicht, nach dem, was die Haframa geistiges Erkennen nennt, zurück?«
»Religiöse Einsicht kann dich nicht ernähren, sie hält dich auch nicht warm und befreit dich nicht von Krankheiten, Dai. Bitte, sei ernsthaft!«
»Ich wünschte, ich
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