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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zischte zwischen grinsenden Lippen. »Guter Läufer, Konstantin-Mann.«
    Emilio berührte eine drahtige, pelzige Schulter, spürte, wie ein spinnenartiger Arm sich um seinen schlang. Er zog ein gefaltetes Papier aus der Tasche und steckte es in die schwielige Hand des Hisa. »Dann lauf!« sagte er. »Bring es in alle menschlichen Lager, dass ihre Augen es sehen, hörst du? Und sag allen Hisa Bescheid! Sag es ihnen allen, vom Fluss bis zur Ebene; sag ihnen, sie sollen alle ihre Läufer schicken, sogar zu den Hisa, die nicht in Menschenlager kommen. Sag ihnen, sie sollen gegenüber Menschen vorsichtig sein und keinem Fremden vertrauen! Sag ihnen, was wir hier machen! Seid wachsam, seid wachsam, aber kommt nicht hier in die Nähe, bis ein Ruf erfolgt, den sie kennen! Verstehen die Hisa?«
    »Lukasse kommen«, sagte der Hisa. »Ja. Verstehen, Konstantin-Mann. Ich
Bounder.
Ich wie der Wind. Niemand fängt mich.«
    »Geh!« sagte er. »Lauf, Bounder!«
    Kräftige Arme drückten ihn mit der furchterregend natürlichen Kraft der Hisa. Der Schatten ließ von ihm ab und verschwand in der Dunkelheit, flitzte davon,
rannte...
    Die Nachricht war unterwegs. Niemand würde sie so leicht aufhalten können.
    Reglos beobachtete er die anderen menschlichen Gestalten an der Hügelflanke. Er hatte seinem Personal Befehle gegeben und es abgelehnt, sich ihnen anzuvertrauen, weil er ihnen die Verantwortlichkeit ersparen wollte. Die Vorratskuppeln waren jetzt überwiegend leer, und all die Vorräte, die sie beherbergt hatten, waren tief in die Wildnis gebracht worden. Nachrichten eilten den Fluss entlang, übermittelt auf Wegen, die mit moderner Kommunikation nichts zu tun hatten, nichts mit Abhören, sondern mit der Geschwindigkeit eines Hisa, den kein Befehl von der Station oder denen aufhalten konnte, die sie besetzt hielten. Von Lager zu Lager, Menschenlager, Hisalager, wo immer die Hisa miteinander in Verbindung standen.
    Ein Gedanke kam ihm in den Sinn... dass vielleicht noch nie zuvor der Mensch die Hisa dazu gebracht hatte, auf diese Weise mit anderen ihrer Art in Kontakt zu treten; dass Krieg noch nie Bestandteil ihres Wissens gewesen war und es nie eine Einheit zwischen den verstreuten Stämmen gegeben hatte, sondern einfach irgendwie das Wissen vom Menschen von Ort zu Ort gelangt war. Und jetzt schickten Menschen eine Botschaft durch dieses seltsame Netz. Er stellte sich vor, wie sie entlang des Flussufers und durch Dickicht weitergegeben wurde, durch zufälliges Zusammentreffen oder absichtliches, welche Absichten auch die freundlichen, verwirrten Hisa bewegen mochten.
    Und überall im ganzen Kontaktbereich würden die Hisa stehlen; sie, die die Vorstellung des Diebstahls nicht kannten; und sie würden ihre Arbeit liegen lassen, sie, die keine Vorstellung hatten von Löhnen oder von Rebellion.
    Emilio fror, so sehr er auch von mehreren Lagen Kleidung umwickelt war, gut isoliert gegen die eiskalte Brise. Er konnte nicht weglaufen wie Bounder. Als Konstantin und als Mensch stand er da und wartete, während die nahende Dämmerung die Kolonnen der beladenen Arbeiter hervortreten ließ, während die Menschen der anderen Kuppeln sich aus dem Schlaf zu regen begannen, um die systematische Plünderung der Vorräte und der Ausrüstungen zu entdecken, während sein Personal zusah, wie sie stattfand. Lampen gingen unter den transparenten Kuppeldächern an... Arbeiter kamen heraus, immer mehr, und blieben schockiert stehen.
    Eine Sirene ertönte. Er blickte zum Himmel hinauf, sah bis jetzt nur die letzten paar Sterne, aber der Kom hatte Wind von etwas bekommen. Und eine Gegenwart regte sich zwischen den Felsen in seiner Nähe und ein schlanker Arm glitt um seine Taille. Er drückte Miliko an sich, freute sich, dass sie da war.
    Ein Ruf erscholl auf dem Abhang; Arme wurden gehoben und deuteten zum Himmel. Die Lichter des herabkommenden Schiffes waren im bleicher werdenden Himmel erkennbar - schneller, als es ihnen lieb war.
    »Minx!« Er rief eine der Hisa zu sich, und sie kam, eine Frau mit dem weißen Fleck einer alten Verbrennung auf dem Arm; sie kam mit ihrer ganzen Last und schnappte nach Luft.
    »Versteckt euch jetzt!« wies er sie an, und sie lief zur Kolonne zurück und schnatterte ihren Gefährten etwas zu.
    »Wo gehen sie hin?« fragte Miliko. »Haben sie es gesagt?«
    »Sie wissen es«, sagte er. »Nur sie.« Er drückte sie noch fester an sich, um sich vor dem Wind zu schützen und zu wärmen. »Und sie werden auch wiederkommen...

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