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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Kaserne A war jemand erstochen worden. Niemand konnte erklären, wie es möglich war, dass die Waffe mit hereingebracht wurde. Man glaubte, sie stamme aus der Küche eines der verlassenen Restaurants vom Dock, ein Besteckteil, das jemand gedankenlos zurückgelassen hatte, jemand, der zu keinem Zeitpunkt die Lage begriffen hatte. Damon entdeckte, dass er zu erschöpft war, um noch richtig denken zu können. Er hatte keine Antworten; die Stationspolizei konnte den Täter in den Reihen der Flüchtlinge, die sich noch immer draußen ihren Weg über die Docks suchten, sich gemächlich auf die Unterkunftsschalter zu bewegten, nicht finden.
    Jemand packte ihn an der Schulter. Er wandte den schmerzenden Hals und blinzelte zu seinem Bruder hinauf. Emilio setzte sich in den leeren Sessel neben ihm und ließ die Hand auf seiner Schulter liegen. Der ältere Bruder. Emilio gehörte zum Wechseltagzentralkommando. Es
war
Wechseltag, erkannte Damon benommen. Die Welten des Wachens und Schlafens, in denen sie beide sich nur selten im Dienst begegneten, vermischten sich in diesem Chaos.
    »Geh nach Hause!« sagte Emilio freundlich. »Ich bin an der Reihe, wenn schon einer von uns hier sein muss. Ich habe Elene versprochen, dich nach Hause zu schicken. Sie hörte sich aufgeregt an.«
    »In Ordnung«, stimmte er zu, schaffte es aber nicht, sich zu bewegen, denn es fehlte ihm die Willensstärke oder die Energie. Emilio spannte die Hand, ließ sie dann herabfallen.
    »Ich habe die Monitore beobachtet«, sagte er. »Ich weiß, was wir hier bekommen haben.«
    Damon presste die Lippen gegen einen plötzlichen Anfall von Übelkeit zusammen, starrte geradeaus vor sich hin, nicht auf die Flüchtlinge, sondern in die Unendlichkeit, die Zukunft, das Dahinschwinden dessen, was stets stabil und sicher gewesen war.
Pell. Ihr
Pell, seines und Elenes, seines und Emilios. Die Flotte stellte sich selbst die Vollmacht aus, ihnen das anzutun, und es bestand keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, es aufzuhalten, weil die Flüchtlinge zu plötzlich hineingezwungen wurden und sie auf der Station keine Alternativen hatten vorbereiten können. »Ich habe gesehen, wie Leute niedergeschossen wurden«, berichtete er. »Ich habe nichts unternommen. Ich konnte nichts machen, nicht gegen das Militär angehen. Widerspruch... hätte einen Aufruhr ausgelöst, hätte uns alle in den Untergang gerissen. Aber sie haben einfach schon deswegen Leute niedergeschossen, weil sie aus der Reihe traten.«
    »Damon, verschwinde von hier! Es ist jetzt meine Angelegenheit. Wir werden etwas ausarbeiten.«
    »Für uns gibt es keine Zuflucht, außer vielleicht den Vertretern der Kompanie, und die brauchen wir nicht unbedingt in diese Sache verwickeln. Sieh zu, dass sie draußen bleiben!«
    »Wir werden es schon schaffen«, meinte Emilio. »Es gibt Grenzen; das versteht sogar die Flotte. Sie können nicht Pell gefährden und selbst dabei überleben. Was immer sonst sie auch machen, sie werden uns nicht aufs Spiel setzen.«
    »Das haben sie schon«, sagte Damon und richtete den Blick auf die Reihen, die sich über die Docks zogen, wandte ihn dann kurz zu seinem Bruder, zu dessen Gesicht, das ein Abbild seines eigenen war, zusätzlich fünf weiterer Jahre. »Bei dem, was wir hier bekommen haben, bin ich mir nicht sicher, ob wir es je verdauen können.«
    »Das haben wir doch schon einmal, als sie die Stationen der Hinteren Sterne geschlossen haben. Wir haben es damals geschafft.«
    »Zwei Stationen - sechstausend Leute kommen zu uns, von wie vielen, fünfzig-, sechzigtausend?«
    »In den Händen der Union, vermute ich«, brummte Emilio. »Oder auf Mariner gestorben; wir wissen nicht, was es dort für Verluste gegeben hat. Oder vielleicht sind manche mit anderen Frachtern entkommen und woandershin gegangen.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, das Gesicht in missmutige Falten verzogen. »Vater schläft wahrscheinlich. Mutter hoffentlich auch. Ich habe kurz in die Wohnung hineingeschaut, bevor ich herkam. Vater meint, es sei verrückt von dir gewesen, hierher zu kommen. Ich sagte, ich sei auch verrückt und könnte wahrscheinlich schaffen, was dir nicht gelungen ist. Dazu hat er nichts mehr gesagt. Aber er macht sich Sorgen. - Geh zu Elene zurück! Sie war mit der anderen Seite von diesem Chaos beschäftigt und hat Papiere an die geflohenen Kaufleute ausgestellt. Sie hat ihre eigenen Fragen gestellt. Damon, ich finde, du solltest nach Hause gehen.«
    »Die
Estelle.«
Auf einmal

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