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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Leben verspürte er kein Begehren nach ihr, nicht bei diesem Blick aus ihren Augen, dem Tod der
Estelle
und ihren Gründen für Rachedurst. Er sagte nichts. Sie waren übereingekommen, keine Kinder zu zeugen, bis sie mit Sicherheit wusste, ob sie es ertragen konnte zu bleiben. Was sie ihm anbot, war vielleicht dieses Abkommen. Vielleicht auch etwas anderes. Jetzt war nicht die Zeit, darüber zu reden, jetzt nicht, bei all dem Wahnsinn um sie herum. Er drückte sie einfach nur an sich, ging mit ihr ins Schlafzimmer und hielt sie während der langen dunklen Stunden fest. Sie stellte keine Forderungen, und er keine Fragen.
     
    3.2.
    »Nein«, sagte der Mann am Einsatzschalter, diesmal ohne auf den Ausdruck zu blicken, und fügte dann, einem vagen menschlichen Impuls nachgebend, hinzu: »Warten Sie. Ich werde noch einmal nachschauen. Vielleicht ist es in einer anderen Schreibweise aufgegeben worden.«
    Vassily Kressich wartete, krank vor Angst, wie überhaupt Verzweiflung diese letzte, verlorene Ansammlung von Flüchtlingen umgab, die sich weigerten, die Schalter an den Docks zu verlassen: Familien und Familienteile, die nach Verwandten suchten und auf Nachrichten warteten. Siebenundzwanzig von ihnen saßen auf den Bänken nahe am Schalter, die Kinder mitgezählt; er hatte sie gezählt. Sie waren vom Haupttag der Station in den Wechseltag übergetreten und damit in eine weitere Schicht von Angestellten am Schalter - ein Arm der Menschlichkeit, den die Station zu ihnen ausstreckte, und nichts kam jetzt mehr aus dem Computer, was nicht auch schon vorher herausgekommen war.
    Er wartete. Der Bedienstete schaltete ein ums andere mal. Da war nichts; er wusste, dass nichts mehr kommen würde, sah es an dem Blick, den der Mann ihm zuwarf. Plötzlich tat es ihm auch um den Bediensteten leid, der es hier aushalten musste, ohne etwas herauszufinden, der wusste, dass es keine Hoffnung gab, umgeben von bekümmerten Verwandten und in der Nähe des Schalters für den Fall des Falles bereitstehenden bewaffneten Wachtposten. Kressich setzte sich wieder auf seinen Platz neben der Familie, die in dem Chaos einen Sohn verloren hatte.
    Bei jedem war es dieselbe Geschichte. Sie waren in Panik an Bord gegangen, die Wachen mehr darauf aus, selbst auf die Schiffe zu kommen, als die Ordnung zu bewahren und andere hineinzubringen. Es war ihr eigener Fehler; das konnte er nicht abstreiten. Der Mob war auf der Flucht vor den um sich greifenden Bränden auf die Docks geströmt, Männer hatten sich ihren Weg an Bord erzwungen, die keine der jenem lebenswichtigen Personal zugedachten Passierscheine besaßen, das für die Evakuierung bestimmt war. Die Wachen hatten in Panik geschossen, ohne zwischen Angreifern und rechtmäßigen Passagieren unterscheiden zu können. Russells Station war im Aufruhr untergegangen. Diejenigen, die gerade im Begriff standen, an Bord zu gehen, waren letzten Endes eilig auf das nächstliegende Schiff getrieben worden; Tore waren geschlossen worden, sobald die Grenzen der Kapazität erreicht gewesen waren. Jen und Romy hätten vor ihm an Bord sein sollen. Er war geblieben, hatte versucht, auf dem ihm zugewiesenen Posten die Ordnung aufrecht zu erhalten. Die meisten Schiffe waren rechtzeitig dichtgemacht worden. Die
Hansford
war es, die der Mob aufbekommen und gestürmt hatte, die
Hansford,
wo die Drogen ausgegangen waren, wo der Druck von Menschenleben über die Zahl hinaus, die die Systeme hätten tragen können, alles zerstört hatte und ein vom Schock wahnsinnig gewordener Mob Amok gelaufen war. Auch die
Griffin
war schon schlecht genug dran gewesen; er war noch rechtzeitig an Bord gekommen, bevor die Welle heranbrandete, die die Wachen hatten zurückhalten müssen. Und er hatte darauf vertraut, dass Jen und Romy es auf die
Lila
geschafft hatten. Die Passagierliste hatte angegeben, dass sie auf der
Lila
waren, zumindest nach dem Ausdruck, den sie schließlich in der Verwirrung nach dem Start erhalten hatten.
    Aber sie waren beide auf Pell nicht ausgestiegen; sie waren nicht aus dem Schiff gekommen. Niemand von denen, deren Zustand kritisch genug war, dass sie ins Stationskrankenhaus gebracht wurden, entsprach ihren Beschreibungen. Unmöglich, dass Mallory sie in Dienst gepresst hatte; Jen besaß keine Fähigkeiten, die Mallory brauchte, und Romy... irgendwo stimmten die Aufzeichnungen nicht. Er hatte an die Richtigkeit der Passagierliste geglaubt, hatte daran glauben müssen, denn es waren insgesamt zu viele gewesen, als

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