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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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begriff er. »Sie ist Gerüchten nachgegangen.
    »Sie ist nach Hause gegangen. Sie war müde oder aufgeregt, ich weiß nicht genau. Sie sagte nur, sie wollte, dass du heimkommst, wenn du kannst.«
    »Sie hat etwas erfahren.« Er stieß sich auf die Füße, sammelte seine Papiere ein, bemerkte, was er tat, schob sie Emilio zu und eilte davon, an der Wache vorbei in das Chaos auf dem Dock an den anderen Seite des Durchgangs, der die bemannte Station vom Quarantänebereich trennte. Eingeborene Arbeiter machten ihm eilig den Weg frei, pelzbedeckte schleichende Gestalten, die noch fremdartiger wirkten durch die Atemmasken, die sie außerhalb ihrer Instandhaltungstunnels trugen; sie schleppten Gepäck und Fracht und Habseligkeiten in wilder Hast dahin... kreischten und schrieen untereinander in einem irrsinnigen Kontrapunkt zu den Befehlen menschlicher Aufseher.
    Er nahm den Lift, der ihn nach Grün hinüber brachte, und durchmaß den Korridor in seinem heimatlichen Wohnbereich, und selbst dieser war übersät mit verlorenen Habseligkeiten in Schachteln, zwischen denen ein Sicherheitsposten vor sich hindöste. Sie alle hatten über ihre Schicht hinaus gearbeitet, besonders die Sicherheit. Damon ging an ihm vorbei, wandte sich auf einen verspäteten und verlegenen Anruf hin um, ging zur Tür seiner Wohnung.
    Er schloss sie auf, sah mit Erleichterung, dass die Lichter brannten, hörte das vertraute Geklapper von Plastik in der Küche.
    »Elene?« Er ging hinein. Sie betrachtete den Backofen, wandte ihm den Rücken zu. Sie drehte sich nicht um. Er blieb stehen, fühlte die Katastrophe, eine weitere Welt, die untergegangen war.
    Das Zeitsignal ertönte. Sie holte die Platte aus dem Ofen, stellte sie auf den Tisch, drehte sich um, brachte die Selbstbeherrschung auf, Damon anzuschauen. Er wartete, empfand Schmerzen ihretwegen, ging nach einem Moment hin und nahm sie in die Arme. Sie seufzte kurz. »Sie sind tot«, sagte sie. Und einen Augenblick später holte sie wieder kurz Luft und ließ los. »Mit Mariner explodiert. Die
Estelle
ist vernichtet, mit allen an Bord. Unmöglich, dass es Überlebende gibt. Von der
Sita
aus hat man es gesehen; sie konnten nicht ablegen wegen der zahllosen Leute, die noch an Bord zu kommen versuchten. Ein Feuer brach aus.
    Und dieser Teil der Station ging unter, das ist alles. Explodiert, die Bugschale weggesprengt.
    Sechsundfünfzig Menschen an Bord. Vater, Mutter, Vettern, entferntere Verwandte. Eine Welt für sich war die
Estelle
gewesen. Er besaß seine noch, wie sehr auch geschädigt. Er besaß eine Familie. Ihre war ausgelöscht.
    Sie sagte nichts weiter, kein Wort des Grams um den Verlust oder der Erleichterung darüber, dass sie verschont worden war, weil sie an diesem Flug nicht teilgenommen hatte.
    Sie machte ein paar weitere konvulsivische Atemzüge, drückte ihn an sich, drehte sich mit trockenen Augen um und steckte eine zweite Mahlzeit in den Mikrowellenherd.
    Sie setzte sich und aß, führte dabei alle normalen Bewegungen aus. Er zwang sein Essen hinunter, immer noch den Geschmack von Desinfektionsmitteln im Mund, vermutete, dass dieser Geruch überall an ihm haftete. Er schaffte es schließlich, ihren Blick auf sich zu ziehen. Ihre Augen waren so hart wie die der Flüchtlinge. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Statt dessen erhob er sich, ging um den Tisch herum und umarmte sie von hinten.
    Ihre Hände legten sich über seine. »Ich bin in Ordnung.«
    »Ich wünschte, du hättest mich gerufen.«
    Sie ließ seine Hände los und stand auf, berührte mit einer müden Geste seinen Arm. Sah ihn plötzlich direkt an, mit derselben dunklen Müdigkeit. »Eine von uns ist übrig geblieben«, sagte sie. Er blinzelte verwirrt, erkannte, dass sie die Quens gemeint hatte, die Leute von der
Estelle.
Kaufleute besaßen Namen in einer Art und Weise, wie Stationsbewohner ihr Heim. Sie war Quen; das bedeutet etwas, was er nicht verstand, wie er genau wusste, schon die ganzen Monate, die sie zusammen gewesen waren. Rache war bei den Kaufleuten ein Grundstoff; das wusste er... bei Leuten, wo der Name allein der Besitz war und die Reputation damit zusammenging.
    »Ich möchte ein Kind«, sagte sie.
    Er starrte sie an, betroffen von der Dunkelheit in ihren Augen.
    Er liebte sie. Sie war aus einem Handelsschiff heraus in sein Leben getreten und hatte sich entschlossen, es mit dem Stationsleben zu versuchen, obwohl sie weiterhin von
ihrem
Schiff sprach. Vier Monate.
    Zum ersten Mal in ihrem gemeinsamen

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