Pells Stern
auf die Docks zu rufen.«
»Umfliegen Sie mit einer Fähre den Rand«, schlug Graff vor, das breite Gesicht gewohnheitsmäßig in Sorgenfalten gelegt. »Riskieren Sie da draußen nicht Ihren Hals mit weniger als einer ganzen Abteilung dabei. Die Flüchtlinge sind jetzt nicht mehr so kontrolliert. Es braucht nur wenig, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.«
Der Vorschlag hatte einiges für sich. Sie überlegte, wie diese Ängstlichkeit auf Pell wirken musste, und schüttelte den Kopf. Sie ging in ihr Quartier zurück und zog etwas an, das als Ausgehuniform betrachtet werden konnte, zumindest aber das dazu passende Dunkelblau aufwies. Anschließend brach sie zusammen mit Di Janz und einer Wache aus sechs gepanzerten Soldaten auf, und sie gingen geradewegs über das Dock zum Quarantäne-Kontrollpunkt eine Tür und ein Durchgang neben den gewaltigen Trennschotts. Niemand versuchte sich ihr zu nähern, obwohl einige so aussahen, als wollten sie es, zögerten aber wegen der bewaffneten Soldaten. Sie erreichte ungehindert die Tür und durchquerte sie, schritt die Rampe hinauf zu einer weiteren bewachten Tür, dann hinunter in den Hauptteil der Station.
Danach ging es nur noch darum, einen Lift durch die verschiedenen Ebenen bis zur Verwaltungssektion zu nehmen, bis zum blauen oberen Korridor. Plötzlich befanden sie sich in einer anderen Welt, weg vom öden Stahl der Docks und der ausgeplünderten Quarantänezone, hinein in eine Vorhalle mit Glaswänden und einem geräuschschluckenden Bodenbelag, wo bizarre Holzskulpturen standen und sie mit den Gesichtern einer Gruppe erstaunter Einheimischer betrachteten. Kunst. Signy blinzelte und starrte, verwirrt durch diesen Hinweis auf Luxus und Zivilisation. Vergessene Dinge, Dinge, von denen nur noch Gerüchte sprachen. Die Muße, etwas zu fertigen und zu erschaffen, was keine andere Funktion hatte, als es selbst zu sein, wie es auch für den Menschen galt. Signy hatte ihr ganzes Leben isoliert von solchen Dingen zugebracht, nur von ferne mitbekommen, dass die Zivilisation existierte und dass reiche Stationen in ihren geheimen Zentren Luxus bargen.
Nur die Gesichter waren nicht menschlich, blickten aus merkwürdigen, gedrungenen Kugeln zwischen hölzernen Spiralen hervor, seltsame Gesichter mit runden Augen. Downbelow-Gesichter, geduldige Arbeit in Holz. Menschen hätten Kunststoff oder Metall benutzt.
Hier gab es wirklich nicht nur Menschen. Diese Tatsache wurde offenkundig durch den ordentlich eingefassten Mattenbelag und die hellen Zeichnungen, die die Wände mit Überzügen in einer fremdartigen Geometrie bedeckten, durch weitere Spiralen, weitere Holzkugeln mit Gesichtern und riesigen Augen überall um sie herum, Gesichtern, die sich in geschnitztem Mobiliar und sogar den Türen wiederholten, aus verknäulten und winzigen Details hervorblickend, als ob all diese Augen dazu dienten, die Menschen daran zu erinnern, dass Downbelow stets gegenwärtig war.
Es beeindruckte sie alle. Di fluchte leise, bevor sie zu den letzten Türen hinübergingen und übereifrige Zivilisten sie hineinführten, mit ihnen zusammen die Ratshalle betraten.
Diesmal waren es menschliche Gesichter, die sie anstarrten, auf sechs Stuhlreihen an einer Seite, einem ovalen Tisch in der Vertiefung dazwischen, und sie sahen auf den ersten Blick den fremdartigen Schnitzereien draußen bemerkenswert ähnlich.
Der weißhaarige Mann am Kopfende des Tisches stand auf und lud sie mit einem Wink in den Raum ein, den sie bereits betreten hatten. Angelo Konstantin. Die anderen blieben sitzen.
Und neben dem Tisch standen sechs Stühle, die offensichtlich nicht zur ständigen Einrichtung gehörten; und auf ihnen saßen sechs Männer und Frauen, die nach ihrer Kleidung zu schließen weder dem Stationsrat angehörten noch überhaupt aus dem DRAUSSEN stammten.
Leute der Kompanie. Signy hätte die Soldaten vielleicht aus Höflichkeit dem Rat gegenüber im Vorraum entlassen, sich der Drohung der Gewehre und des Restbestandes der Macht entledigt, blieb jetzt jedoch stehen, wo sie war, reagierte nicht auf Konstantins Lächeln.
»Wir können es kurz machen«, sagte sie. »Ihre Quarantänezone ist eingerichtet und funktioniert. Ich würde Ihnen empfehlen, sie schwer zu bewachen. Ich weise Sie jetzt warnend daraufhin, dass noch andere Frachter ohne Freigabe von uns und ohne Teil unseres Konvois gewesen zu sein, gesprungen sind. Wenn Sie klug sind, werden Sie meinen Empfehlungen folgen und jedem anfliegenden Kauffahrer
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