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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ecke, wo es eine kleine Nische gab. Es war ihr üblicher Platz, mit Blick auf die Vordertür und ungehindertem Zugang zur Küche und ihrem Versteck. Der Kom-Musikkanal sendete wieder und spielte etwas wehmütig Wohltuendes und Romantisches.
    Josh stützte den Kopf auf die Hände, wünschte, er würde es wagen, sich zu betrinken. Aber das konnte er nicht, denn er hatte ja die Träume. Damon trank. Schließlich schien es zu reichen, denn seine umschatteten Augen nahmen einen narkotisierten Ausdruck an, um den ihn Josh beneidete.
    »Morgen gehe ich hinaus«, erklärte Damon. »Ich habe lange genug in diesem Loch gesessen... Ich werde hinausgehen, vielleicht mit ein paar Leuten reden, versuchen, ein paar Kontakte herzustellen. Es muss noch jemanden geben, der sich noch nicht aus Grün abgemeldet hat, jemanden, der meiner Familie noch einen Gefallen schuldet.«
    Das hatte er zuvor schon versucht. »Wir reden noch darüber«, meinte Josh.
    Ngos Sohn servierte ihnen das Mittagessen, Eintopf, so verdünnt wie nur möglich. Josh nippte einen Löffel voll, stieß Damon mit dem Fuß an, wie er so dasaß. Damon nahm den Löffel und aß, aber sein Geist schien immer noch woanders zu wandeln.
    Bei Elene möglicherweise. Damon sprach ihren Namen manchmal im Schlaf aus, manchmal auch den seines Bruders. Oder vielleicht dachte er an andere Dinge, an verlorene Freunde.
    Menschen, die wahrscheinlich tot waren. Er würde nicht darüber reden; das wusste Josh.
    Sie verbrachten lange Stunden schweigend in ihren unterschiedlichen Vergangenheiten. Er dachte an seine eigenen glücklicheren Träume, freundliche Orte, eine Straße im Sonnenlicht, staubige Kornfelder auf Cyteen, Menschen, die ihn geliebt hatten, Gesichter, die er gekannt hatte, alte Freunde und alte Kameraden, weit entfernt von diesem tristen Ort hier. Die Stunden waren voll damit, die langen einsamen Stunden, die sie beide jeweils im Versteck zubrachten, die Nächte, wenn Musik aus Ngos Vorderraum die Wände während der meisten Stunden von Haupt- und Wechseltag erschütterte, betäubend konstant oder zuckersüß und durchdringend. Sie stahlen ihren Schlaf in den ruhigen Zeiten, lagen während der anderen teilnahmslos herum. Weder störte er Damons Phantasievorstellungen, noch Damon die seinen. Leugnete niemals ihre Bedeutung als bester Trost, den sie an diesem Ort besaßen.
    Über eines machten sie sich keine Gedanken mehr, nämlich sich selbst auszuliefern. Sie hatten Lukas‘ Gesicht vor Augen, den Totenkopf der Warnung davor, wie Mazian mit seinen Marionetten umsprang. Wenn Emilio Konstantin noch lebte, wie es die Gerüchte besagten... insgeheim fragte sich Josh, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Und auch darüber schwieg er.
    »Ich habe gehört«, meinte Damon endlich, »dass vielleicht einer von der Mazianerbesatzung Bestechungsgelder annimmt. Ich frage mich, ob man sie mit mehr als nur Gütern bestechen kann. Ob es Löcher in ihrem neuen System gibt.«
    »Das ist Wahnsinn. Es entspricht nicht ihren Interessen. Du sprichst nicht über Mehlsäcke.
    Stell nur eine
solche
Frage, und wir haben sie auf dem Hals!«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Josh schob die Schüssel weg und starrte auf ihren Rand. Das ganze Problem bestand darin, dass ihnen die Zeit ausging. Durch den Verschluss von Weiß... waren auch sie abgeschlossen. Jetzt brauchte es lediglich noch ein Durchkämmen, angefangen bei den Docks oder bei Grün Eins, wobei die überprüft und durchgelassen wurden, die bereit waren, sich zu ergeben, und die niedergeschossen wurden, die nicht dazu bereit waren.
    Sobald sie Weiß in Ordnung gebracht hatten... würde es dazu kommen. Und es ging los da drüben. War bereits im Gang.
    »Das Annähern an die Flotte müsste
ich
versuchen«, meinte Josh schließlich. »Die Soldaten würden dich wahrscheinlich eher erkennen als mich. Solange ich mich von denen der
Norway
fernhalte...«
    Damon schwieg für einen Moment, wog vielleicht die Chancen ab. »Lass mich etwas anderes probieren! Lass mich darüber nachdenken! Es muss einen Weg auf eine der Fähren geben. Ich werde die Docksmannschaften überprüfen und herausfinden, wer dort arbeitet.«
    Das würde nicht klappen. Es war von Anfang an eine verrückte Idee. Und er wusste es.
     
    2. 2. Kauffahrer »Finity‘s End« im tiefen Weltraum; 6.1.53
    Wieder war ein Kauffahrer angekommen. Solche Ankünfte waren nicht unüblich. Elene hörte sich den Bericht an und stand von der Couch auf, ging durch die engen

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