Pells Stern
niemand, der uns Schwierigkeiten macht, oder?«
Josh fiel mit dunkler Gewalt wieder die Begegnung ein, die er schon vergessen hatte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und plötzlich wurde ein Rumpeln spürbar, das den Boden erschütterte, ein Dröhnen und Krachen, das die Schreie von draußen übertönte.
»Nein!« rief Josh. »Warte... das müssen die Tore nach Weiß gewesen sein... wir sind abgeschlossen - aber oben bei Neun Zwei standen doch Soldaten - sie hätten doch wohl keine Soldaten hier, wenn sie vorhätten, den Knopf zu drücken.
»Der Kom!« rief Ngos Frau. Eine Bekanntmachung kam aus dem Videogerät im Vorderraum. Sie eilten dorthin, in das Restaurant, wo eine Handvoll Leute um das Gerät versammelt war und ein Plünderer damit beschäftigt, eine Armvoll Flaschen von der Bar einzusammeln.
»Heh!«
schrie Ngo empört, und der Mann schnappte sich zwei weitere und rannte los.
Jon Lukas war auf dem Schirm zu sehen, wie immer, wenn Mazian eine öffentliche Bekanntmachung an die Station zu machen hatte. Der Mann war nur noch ein Skelett, ein bedauernswertes Skelett mit umschatteten Augen. »... ist abgeschlossen worden«, sagte er gerade. »Bewohner von Weiß und auch andere, die hinaus wollen, werden die Genehmigung dazu erhalten. Gehen Sie zum Grün-Dock-Eingang, und man wird Sie passieren lassen!«
»Sie sind dabei, alle unerwünschten Personen hierher zu treiben«, meinte Ngo. Schweiß stand auf seinem runzeligen Gesicht. »Was ist mit uns, die hier arbeiten, Herr Stationsleiter Lukas? Was ist mit uns ehrlichen Leuten, die hier gefangen sind?«
Lukas wiederholte die gesamte Bekanntmachung. Wahrscheinlich eine Aufzeichnung; überhaupt war zweifelhaft, ob sie Lukas jemals live sprechen ließen.
»Komm!« sagte Damon und packte Josh am Arm. Sie gingen zur Fronttür hinaus und um die Ecke nach Dock Grün, gingen ein weites Stück die Bodenkrümmung hinauf, dorthin, wo sich eine große Menschenmenge versammelt hatte, die nach Weiß wollte. Sie waren nicht die einzigen. Auch Soldaten waren da, kamen entlang der gegenüberliegenden Wand herbei, wo die Liegeplätze und Signalbrücken waren.
»Sie werden schießen«, brummte Josh. »Damon, lass uns von hier verschwinden!«
»Sieh zu den Türen! Sieh zu den Türen!«
Er tat es. Die massiven Ventile waren fest geschlossen. Der Personaleingang an der Seite war nicht offen. Er ging auch nicht auf.
»Sie werden sie nicht durchlassen«, meinte Damon. »Es war eine Lüge - um die Flüchtlinge auf die Docks da drüben zu locken.«
»Lass uns umkehren!« bat ihn Josh.
Jemand schoss; ob nun auf ihrer Seite oder bei den Soldaten - ein Sperrfeuer fegte über ihre Köpfe hinweg und traf die Ladenfronten. Menschen kreischten und schoben, und sie beide flohen mit der Menge, das Dock hinunter nach Neun, zu Ngos Tür, während der Aufruhr an ihnen vorbei- und den Gang hinabtobte. Ein paar andere versuchten, ihnen zu folgen, aber Ngo eilte mit einem Stock herbei und wehrte sie ab, wobei er die ganze Zeit kreischende Flüche gegen Josh und Damon schleuderte, weil sie herbeigelaufen kamen, während ihnen doch der Ärger auf dem Fuß folgte.
Sie schafften es, die Tür zu schließen, aber die Menge draußen war mehr am Davonlaufen interessiert, dem Weg des geringsten Widerstandes. Die Zimmerlampen leuchteten voll auf und zeigten einen Raum voller durcheinanderliegender Stühle und Geschirr, dessen Inhalt verstreut worden war.
Schweigend machten sich Ngo und seine Familie ans Saubermachen. »Hier«, sagte Ngo zu Josh und warf ihm einen mit Suppe verdreckten Lappen zu, widmete dann Damon einen zweiten finsteren Blick, wenn er ihm auch keinen Befehl gab; ein Konstantin besaß immer noch seine Privilegien. Aber auch Damon machte sich daran, Geschirr einzusammeln, Stühle zurechtzustellen und mit den anderen gemeinsam den Boden zu wischen.
Draußen wurde es wieder ruhig, und nur noch gelegentlich klopfte jemand an die Tür.
Gesichter starrten sie durch das Plastikfenster hindurch an, Menschen, die hereinwollten, erschöpfte und verängstigte Menschen, die diese Möglichkeit nutzen wollten.
Ngo öffnete die Türen und ließ sie fluchend und schreiend herein, begab sich hinter die Bar und teilte Getränke aus, ohne für den Moment nach Kredit zu fragen. »Sie zahlen noch«, warnte er jedermann. »Setzen Sie sich nur, und wir machen die Preise aus.« Manche gingen ohne zu zahlen, andere nahmen Platz. Damon besorgte sich eine Weinflasche und zog Josh mit in die hinterste
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