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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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waren einfach Funktionäre der Kompanie, und was sie wussten, war nicht allzu gefährlich. Er hatte die beiden Delegierten, die wie er selbst zu viel wussten, zur Erde zurückgeschickt, um dort Bescheid zu sagen, dass die Flotte nicht beherrscht werden konnte und dass Stationen zusammenbrachen. Soviel war geschafft. Er und seine Begleiter spielten hier das Spiel, das ihnen aufgetragen worden war, wahrten ständig klösterliches Schweigen und erduldeten ohne Kommentare die Verlegungen und die Auflösung von Arrangements, die mit der Absicht geschahen, sie zu desorientieren, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, eine Taktik, die bloß darauf abzielte, sie in den Verhandlungen zu schwächen - so hoffte Ayres -, und nicht die ernstere Möglichkeit, dass alles eine Einvernahme ihrer Personen zum Verhör ankündigte. Sie taten alles mechanisch und hofften, dass sie einem erfolgreichen Vertragsabschluß näher gekommen waren.
    Und Marsh ging durch ihre Mitte, saß bei ihren Sitzungen dabei, betrachtete sie mit einem gequälten, ramponierten Blick, erfuhr nicht ihre moralische Unterstützung - denn nach Gründen zu fragen oder Trost anzubieten würde ein Brechen des Schweigens bedeuten, das ihre Abwehrmauer bildete -
Warum?
hatte Ayres einmal auf eine Plastiktischplatte neben Marshs Arm geschrieben, mit der Fingerspitze, etwas, wobei er vertraute, dass keine Linse es aufnehmen konnte. Und als er daraufhin keine Reaktion erhielt:
Was?
Marsh hatte beides ausgewischt und nichts hingeschrieben, das Gesicht abgewandt, die Lippen bebend unter dem drohenden Zusammenbruch. Ayres hatte die Frage nicht wiederholt.
    Jetzt stand er auf, ging zu Marshs Tür und schob sie auf, ohne vorher anzuklopfen.
    Marsh saß voll bekleidet auf seinem Bett, die Arme um den Brustkorb geschlungen, und starrte auf die Wand oder durch sie hindurch.
    Ayres ging zu ihm hinüber und beugte sich zu seinem Ohr hinab. »Präzise«, sagte er mit dem allerschwächsten Flüstern, ohne sicher zu sein, dass es auch leise genug war, um nicht gehört zu werden, »was, denken Sie, geht hier vor? Sind Sie befragt worden?
    Antworten Sie mir!«
    Ein Augenblick verstrich. Marsh schüttelte langsam den Kopf. »Antworten Sie«, drängte Ayres.
    »Ich werde ausgesondert, um alles zu verzögern«, sagte Marsh mit einem stammelnden Flüstern. »Meine Zuweisungen sind nie in Ordnung. Irgend etwas wird immer durcheinander gebracht. Sie lassen mich stundenlang sitzen und warten. Das ist
alles,
Sir.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Ayres, obwohl er sich nicht sicher war, dass er es wirklich tat, aber er sagte es trotzdem und tätschelte Marshs Schulter. Marsh brach zusammen und weinte, und Tränen strömten an einem Gesicht herab, das um Beherrschung kämpfte. Die vermuteten Kameras... sie waren sich fortwährend der Kameras bewusst, an deren Anwesenheit sie glaubten.
    Ayres war erschüttert durch dieses Erlebnis und den Verdacht, dass sie selbst Marshs Quälgeister waren, so sehr wie die Union. Er verließ das Zimmer und ging zurück in das andere. Und überquellend vor Zorn blieb er in dessen Mitte stehen und blickte zu dem komplizierten kristallenen Lichtanschluss hinauf, den sie am meisten der Überwachungsfunktion verdächtigten. »Ich protestiere«, sagte er scharf, »gegen diese mutwilligen und ungerechtfertigten Schikanen.«
    Dann drehte er sich um und setzte sich, betrachtete wieder den Video. Seine Begleiter hatten mit nicht mehr reagiert als einem Aufblicken. Das Schweigen begann wieder.
    Es gab keine Reaktion auf diesen Zwischenfall am nächsten Morgen bei Ankunft des Tagesplans, gebracht von einem pistolentragenden Modell.
    Konferenz 08:00 Uhr,
wurden sie informiert. Der Tag begann früh. Es gab keine anderen Informationen, weder über das Thema der Konferenz nach darüber, mit wem sie stattfand und wo, nicht einmal eine Erwähnung von Arrangements betreffs des Mittagessens, die normalerweise ebenfalls aufgeführt wurden. Marsh kam mit umschatteten Augen aus seinem Zimmer, als habe er nicht geschlafen. »Wir haben nicht viel Zeit für das Frühstück«, sagte Ayres; normalerweise wurde es um 07:30 Uhr in ihr Quartier gebracht, und es war jetzt wenige Minuten vor dieser Zeit.
    Das Licht an der Tür blitzte ein zweites Mal auf. Sie wurde von außen geöffnet, aber es kam nicht das Frühstück, sondern ein Trio der Modellwachen.
    »Ayres«, sagte einer. Nur das, ohne jede Höflichkeit. »Kommen Sie!«
    Er verbiss sich eine Entgegnung. Man konnte mit ihnen nicht streiten;

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