Pells Stern
mannequinhaften, verrücktäugigen, einander allzu gleichen Jugendlichen. Sie waren fanatisch, denn sie wussten nur, was man ihnen eingetrichtert hatte. Auf Band, wahrscheinlich, jenseits allen Verstandes.
Sprecht nicht mit ihnen,
hatte er seine Begleiter gewarnt.
Tut, was immer sie fordern, und richtet euch mit Einwänden nur an ihre Vorgesetzten!
Er hatte den Faden der Sendung schon lange verloren. Er sah auf und erblickte Dias, die die Augen auf den Bildschirm fixiert hielt, und Bela, der ein Logikspiel mit improvisierten Teilen spielte. Verstohlen sah Ayres auf die Uhr, die er versucht hatte, mit der Zeit der Unionisten zu synchronisieren, die einer anderen Zeitmessung folgte als der der Erde oder Pells oder des Standards der Kompanie. Eine Stunde später inzwischen. Eine Stunde, seit sie hier eingetroffen waren.
Er biss sich auf die Lippe und richtete die Aufmerksamkeit hartnäckig wieder auf das Zeug im Video, das nicht mehr war als einfach betäubend, und nicht einmal dabei die richtige Wirkung zeigte. Mittlerweile hatten sie sich an die Verleumdungen gewöhnt. Man wollte sie damit ärgern, aber das funktionierte nicht.
Schließlich machte sich jemand an der Tür zu schaffen. Sie ging auf. Ted Marsh glitt herein, trug seine beiden Taschen bei sich; Ayres erhaschte einen flüchtigen Eindruck von zwei jungen Posten im Korridor - bewaffnet. Die Tür ging zu. Marsh ging mit niedergeschlagenen Augen durch den Raum, aber alle Türen zu den Schlafräumen waren zugeschoben.
»Welcher?« fragte er, gezwungen zu warten und sie zu fragen. »Andere Seite, andere Richtung«, sagte Ayres. Marsh ging durch den Raum zurück und stellte seine Taschen an jener Tür ab. Sein braunes Haar fiel unordentlich herab, dünne Strähnen rings um die Ohren. Sein Kragen war zerknittert. Er wollte die anderen nicht anblicken. All seine Bewegungen waren knapp und nervös.
»Wo warst du?« fragte Ayres scharf, bevor er entkommen konnte.
Marsh warf einen kurzen Blick nach hinten. »Ein Fehler in meiner Zuweisung hierher. Der Computer hatte mich woandershin geschickt.«
Die anderen hatten den Kopf gehoben und hörten zu. Marsh starrte sie schwitzend an.
Die Lüge herausfordern? Bestürzung zeigen?
Sämtliche Räume wurden überwacht; daran zweifelten sie nicht. Er konnte Marsh als Lügner bezeichnen und klarmachen, dass das Spiel eine andere Ebene erreicht hatte. Sie konnten - seine Instinkte schraken davor zurück - den Mann ins Badezimmer schleppen und die Wahrheit aus ihm herauspressen, so wirksam, wie es auch die Union vermochte. Marshs Nerven würden ihnen kaum standhalten, wenn sie das taten. Der Gewinn jedoch war für alle Seiten fraglich.
Vielleicht - Mitleid drängte ihn - wahrte Marsh das ihm befohlene Schweigen. Vielleicht wollte Marsh sie ins Vertrauen ziehen und gehorchte statt dessen seinen Schweigebefehlen, litt durch seine Loyalität. Er zweifelte daran. Natürlich hatten die Unionisten sich auf ihn eingeschossen... schwach war er nicht, aber von ihnen vier der Schwächste. Marsh blickte zur Seite, trug die Taschen in sein Zimmer und schob die Tür hinter sich zu.
Ayres verzichtete sogar darauf, Blicke mit den anderen zu wechseln. Die Überwachung erfolgte wahrscheinlich auch visuell und war permanent. Er betrachtete vielmehr den Bildschirm.
Zeit war das, was sie wollten, gewonnen durch diese Mittel oder durch Verhandlungen. Der Stress war soweit zu ertragen. Täglich argumentierten sie mit der Union, mit einer wechselnden Parade von Offiziellen. Die Union stimmte ihren Vorschlägen grundsätzlich zu, gestand Interesse ein, redete und diskutierte, schickte sie zu diesem und jenem Komitee, stritt um Einzelheiten des Protokolls. Des Protokolls etwa über den Diebstahl von Materialien aus ihrem Gepäck! Alles steckte fest, auf beiden Seiten, und er wünschte sich zu wissen, warum auch auf ihrer Seite.
Mit Sicherheit wurden die militärischen Aktionen fortgesetzt, was ihrer Seite wahrscheinlich bei den Verhandlungen nicht gerade Vorteile einbrachte. In irgendeiner passenden kritischen Phase würde man ihnen die Ergebnisse in den Schoß werfen, dabei erwarten, dass sie noch mehr abtraten.
Pell, natürlich. Pell war das, nach dessen Verzicht sie am ehesten fragen würden; und darauf konnte nicht eingegangen werden. Die Auslieferung von Offizieren der Kompanie an die Revolutionsgerichtsbarkeit der Union war ein weiteres wahrscheinliches Thema.
Keinesfalls konnte dem stattgegeben werden, wenn auch irgendein
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