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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Maiskörnernriechende Luft drang ins Zimmer, das gelbe Meer erntereifer Kolben erstreckte sich bis zum Horizont. Eine Schar Krähen stieg aus den Feldern auf, tauchte aber gleich wieder in sie ein. Im Westen ballten sich Gewitterwolken am Himmel. Die Stille war so öde und bedrückend wie die Landschaft.
     
    Winifred Kraus legte den Hörer auf. Jenny Parker meldete sich nicht. Vielleicht war sie in der Stadt, Neuigkeiten zogen sie immer magnetisch an, egal ob gute oder schlechte. Winifred beschloss, es nach dem Lunch noch mal zu versuchen.
    Ob sie Mr. Pendergast ein zweites Glas Eistee aufs Zimmer bringen sollte? Er war so ein angenehmer, höflicher Mann. Die Südstaatler sogen das offenbar mit der Muttermilch in sich auf. Und was den Tee anging, sie meinte sich zu erinnern, irgendwo gehört zu haben, dass sie den Nachmittag immer auf ihrer schattigen Veranda verbrachten und geeisten Tee tranken. Außerdem war es heute besonders heiß, und Mr. Pendergast hatte den weiten Weg von der Stadt bis hierher zu Fuß zurückgelegt.
    Sie ging in die Küche, schenkte frischen Tee ein und hatte die ersten Treppenstufen schon erklommen, als ihr Bedenken kamen. Lass den Mann in Ruhe auspacken, stör ihn nicht! Also wirklich, seit sie von dem Mord gehört hatte, war sie ganz durcheinander. Sie benahm sich wie ein aufgescheuchtes Huhn.
    Als sie schon wieder auf dem Rückweg war, kam es ihr vor, als habe sie eine Stimme gehört. Ja, sie war ganz sicher, ihr neuer Untermieter hatte etwas gesagt. Und das konnte, wenn er keine Selbstgespräche führte, eigentlich nur ihr gegolten haben. Ob er nach ihr gerufen hatte?
    Sie blieb stehen, neigte den Kopf zur Seite und lauschte. Aber wie das in solchen Fällen meistens ist, auf einmal rührte sich nichts mehr, im ganzen Haus herrschte lautlose Stille. Tja, da musste sie sich wohl geirrt haben.
    Doch dann hörte sie noch einmal Pendergasts Stimme. JederIrrtum war ausgeschlossen, es war der schmeichelnde, melodische Singsang des Südens. Und diesmal verstand sie sogar, was der Agent sagte.
    »Exzellent! Geradezu superb!«

6
    Die Straße verlief so schnurgerade, wie sie der Landmesser im neunzehnten Jahrhundert anvisiert hatte. Links und rechts ragten Mauern aus Maisstängeln in die Höhe. Die flirrende Hitze heizte den Straßenbelag derart auf, dass Pendergasts auf Hochglanz polierte Oxfords (feinste Maßarbeit aus John Lobbs Werkstatt in Londons St. James’s Street) Spuren im Asphalt hinterließen.
    Vor ihm lag die bei dem nächtlichen Einsatz in das Feld gewalzte Schneise. Die tief eingegrabenen Reifenspuren der Polizeifahrzeuge und die Schmutzklumpen, die sie bei der Ausfahrt auf die Straße geschleudert hatten, waren zuverlässige Wegweiser. Die Stelle, die die State Police in der Nacht als Parkplatz benutzt hatte, war mit gelbem Markierband abgesperrt, in dem davor postierten Streifenwagen saß ein gelangweilter Trooper. Da er wegen der Klimaanlage den Motor laufen ließ und sich zudem in einen Schmöker vertieft hatte, bemerkte er den Ankömmling erst, als Pendergast ans Seitenfenster klopfte.
    Der Mann fuhr erschrocken hoch, legte das Taschenbuch eilends weg, stieg aus, hakte die Daumen ins Koppelzeug, beäugte den ungebetenen Besucher misstrauisch und fragte: »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Aus der offenen Wagentür schlug Pendergast ein Schwall eiskalter Luft entgegen. Er zückte seinen Dienstausweis.
    »Oh, FBI, tut mir Leid, ich hab Sie gar nicht bemerkt.« Der Trooper sah sich suchend um. »Wo steht Ihr Wagen?«
    Pendergast überhörte die Frage. »Ich würde mich gern am Fundort der Leiche umsehen.«
    Der Trooper zuckte die Achseln. »Tun Sie sich keinen Zwang an! Viel zu sehen gibt’s allerdings nicht mehr. Ist schon alles abtransportiert worden.«
    »Macht nichts. Bitte, lassen Sie sich durch meine Anwesenheit gar nicht weiter stören!«
    »Wie Sie wünschen, Sir.« Der Trooper stieg sichtlich erleichtert in seinen Dienstwagen und zog die Tür zu.
    Der Agent tauchte geschmeidig unter dem Absperrband durch und ging zu der knapp zwanzig Meter entfernten Lichtung hinüber, auf der Sheriff Hazen die Tote gefunden hatte. Der Trooper hatte Recht, außer Staub, geknickten Maisstängeln und unzähligen verwischten Fußspuren gab es nicht mehr viel zu sehen. Das heißt, abgesehen von der Stelle in der Mitte der Lichtung, an der sich auf dem trockenen Boden ein nicht sonderlich großer rötlicher Fleck abzeichnete.
    Trotz der unbarmherzigen Sonne harrte Pendergast eine Viertelstunde

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