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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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getragen hatte – zum Beispiel eine Leiche.
    Pendergast stand auf und folgte den Spuren bis zu der Stelle, an der sie sich im Wasser verloren. Dann suchte er das gegenüberliegende Ufer ab, um die Einstiegsstelle zu finden. Vergeblich, obwohl er ein weites Stück am Ufer entlangwanderte, mit der Strömung und in Gegenrichtung. Was zu einer zweiten Schlussfolgerung führte: Der Mörder musste eine weite Strecke im Bachbett zurückgelegt haben.
    Pendergast gab die Suche auf, tauchte wieder in das Meer aus Maispflanzen ein und ging zu der künstlich in das Maisfeld geschlagenen Lichtung zurück. Die kleine Stadt Medicine Creek lag wie eine Insel in dem gelben Meer, ging ihm durch den Kopf. Es war sicher nicht einfach, sich einer Stadt zu nähern, in der jeder jeden kannte und Hunderte von Augenpaaren auf der Lauer lagen, um – sei es von der Veranda oder vom Fenster – jedes fremde Auto zu registrieren. Alte Leute haben viel Zeit, und Medicine Creek war eine Stadt der alten Leute geworden.
    Für einen Fremden gab es im Grunde nur eine Möglichkeit, die kleine, zwanzig Meilen von der nächsten Ansiedlung entfernt gelegene Stadt ungesehen zu erreichen: Er hätte sich einen Weg durch das Meer aus Maisstängeln bahnen müssen. Und damit lag die dritte Schlussfolgerung nahe: Der Mörder war in Medicine Creek zu Hause, er lebte mitten unter ihnen.

7
    Harry Hoch, dessen Agentur für landwirtschaftlichen Bedarf als zweitbeste Adresse in der ganzen Cry County galt, nahm eigentlich keine Anhalter mehr mit, aber in diesem Fall gedachte er eine Ausnahme zu machen. Der Gentleman am Straßenrand sah so unsäglich traurig aus, und sicher nicht ohne Grund, er trug Schwarz. Hochs Mutter war vor knapp einem Jahr gestorben, er wusste, wie einem da zumute ist.
    Also lenkte er seinen Ford Taurus auf den geschotterten Seitenstreifen, hielt an, winkte dem Fremden einladend zu und kurbelte, als der Mann näher kam, das Seitenfenster herunter. »Wohin wollen Sie, guter Freund?«
    »Zum Krankenhaus in Garden City, wenn Ihnen das nicht zu viele Umstände bereitet.«
    Harry Hoch nickte mitfühlend. Im Kellergeschoss des Krankenhauseswurden die Leichen aufbewahrt. Der arme Kerl tat ihm Leid. »Kein Problem, steigen Sie ein!«
    Er musterte den Mann verstohlen. Mit seinem blassen Teint konnte der sich, wenn er nicht aufpasste, schnell einen bösen Sonnenbrand einfangen. Na ja, er war eben nicht aus der Gegend, das hatte Hoch gleich am Dialekt gemerkt.
    »Ich heiße Hoch, Harry Hoch.« Er streckte dem Fremden die Hand hin.
    Ein fester Händedruck, der sich kühl und trocken anfühlte. »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Pendergast.«
    Kein Vorname. Vielleicht war das da, wo der Mann herkam, nicht üblich. Hoch drehte die Klimaanlage weiter auf, legte den Gang ein und preschte los.
    »Macht Ihnen die Hitze nichts aus, Pendergast?«
    »Um ehrlich zu sein, Mr. Hoch, ich fühle mich bei solchen Temperaturen ausgesprochen wohl.«
    »Alles schön und gut, aber fünfundvierzig Grad und dazu hundert Prozent Luftfeuchtigkeit?« Hoch lachte. »Da können Sie auf meiner Motorhaube glatt Spiegeleier braten.« Keine Reaktion, nur ein höfliches Nicken.
    Ein komischer Kauz. Na gut, wenn sein Fahrgast nicht auf einen Plausch aus war, hielt er eben auch den Mund. Er trat das Gaspedal noch mehr durch. Zu sehen gab’s hier sowieso nichts, eine Meile sah wie die andere aus, und auf Nebenstrecken wie dieser musste man nicht mit Cops rechnen, die einem ein saftiges Bußgeld wegen Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung aufbrummten.
    Hoch war prächtig gelaunt. Er hatte gerade eine Erntemaschine (Schnittbreite sechs Reihen!) mit integriertem Häcksler verkauft, alles in allem ein Hundertzwanzigtausend-Dollar-Deal – und bereits der dritte in dieser Saison. Dafür hatte er sich ein Wochenende in San Diego verdient, ordentlich einen zur Brust nehmen und im
Del Mar Blu
ein paar schnuckelige Miezen aufreißen.
    Die Straße wurde breiter, links und rechts tauchte eine Ruinenlandschaft auf: halb verfallene Häuser, bei einem zweistöckigen Gebäude – früher der Supermarkt des Ortes – fehlte das Dach, die Zufahrt zum Getreidesilo war völlig verwahrlost…
    »Was ist das?«, fragte Pendergast.
    »Das ist Crater. Oder richtiger gesagt: Das war Crater. Bis vor dreißig Jahren eine propere Kleinstadt. Inzwischen ausgeblutet wie so viele andere. Zuerst macht die Schule zu, danach der Lebensmittelladen, und wenn dann noch der

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