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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Saloon schließt, ist es höchste Zeit, zu packen und wegzuziehen. Das Städtesterben ist ansteckend wie eine Seuche. Gestern war’s Carter, morgen kann’s DePew erwischen, und übermorgen ist vielleicht Medicine Creek dran.«
    Pendergast nickte. »Die Soziologie einer sterbenden Stadt ist ziemlich vielschichtig.«
    Da Hoch nicht ganz sicher war, was der Fremde damit gemeint haben könnte, verschanzte er sich vorsichtshalber hinter beredtem Schweigen.
    Knapp eine Stunde später tauchten die gewaltigen Türme der Silos von Garden City vor ihnen auf; von der in einer Mulde gelegenen Stadt war noch nichts zu sehen. »Ich setze Sie direkt am Krankenhaus ab, Mr. Pendergast«, versprach Hoch. »Und was ich noch sagen wollte – das mit dem Todesfall tut mir Leid, wer immer es war. Ich kann nur hoffen, dass es Sie nicht allzu schwer getroffen hat.«
    Erst als sie auf die in Bonbonrot gehaltenen, von großen Parkflächen eingerahmten Backsteingebäude des Krankenhauses zufuhren, sagte Pendergast: »Die Zeit ist ein Sturm, der uns alle vor sich hertreibt, Mr. Hoch.«
    Harry Hoch brauchte gut eine halbe Stunde, bis er das unheimliche Kribbeln im Nacken, das Pendergast mit seiner rätselhaften Bemerkung ausgelöst hatte, nicht mehr spürte.
    Sheriff Hazen kam sich in dem zwei Nummern zu großen Chirurgenkittel und mit dem Papierhäubchen auf dem Kopf wie ein Hanswurst vor. Er starrte verbissen auf den Rollwagen mit der Toten. Am rechten Zeh hing ein Pappschild, aber er wusste auch so, dass es sich um Mrs. Sheila Swegg handelte, zweimal geschieden, kinderlos, wohnhaft im Trailer Park, Wohnwagen 40A, Whispering Meadows bei Bromide in Oklahoma.
    Weißer Pöbel, sonst gar nichts.
    Und da lag sie nun, auf Edelstahl gebettet, aufgeschnitten wie ein Schlachttier, die entnommenen Organe neben ihr aufgereiht. Die Schädeldecke war geöffnet worden, das Gehirn lag in einer Schale. Der penetrante Verwesungsgeruch erklärte sich damit, dass sie, bevor Hazen gekommen war, über vierundzwanzig Stunden in dem heißen Maisfeld gelegen hatte. Der Gerichtsmediziner, McHyde, ein flotter junger Bursche mit Pferdeschwanz, stand über sie gebeugt am Rollwagen, stocherte und schnippelte fröhlich an ihr herum und diktierte medizinisches Kauderwelsch in das über ihm hängende Mikrofon. Warte nur, Jungchen, dachte Hazen, in fünf Jahren hat dich die bittere Realität so zermürbt, dass dir dein Sonnyboyfrohsinn vergangen ist!
    McHyde war inzwischen mit der Kehle der Toten beschäftigt und schnitt mit flinker Hand weiter an dem Opfer herum. Manche Schnitte verursachten ein Geräusch, bei dem sich Hazen der Magen umdrehte. Dem Sheriff war nach einer Zigarette zumute, aber weil ihm das Rauchverbot einfiel, nahm er sich ersatzweise eine Fingerkuppe Mentholbalsam aus dem vorsorglich bereitstehenden Töpfchen und rieb sich das Zeug unter die Nase.
    Er versuchte, sich mit appetitlicheren Gedanken abzulenken, mal sehen, ob der Trick auch hier funktionierte: Jayne Mansfield in
The Girl Can’t Help It
…die Polkanacht in der
Deeper Elks Lodge
…ein Sonntag am Hamilton Lake im State Park, mit dem Angelzeug und zwei, drei Sechserpacks im Kofferraum…Ja, das waren Aspekte, denen er mehr abgewinnen konnte als Sheila Sweggs sterblichen Überresten.
    »Hm«, machte McHyde, »gucken Sie sich das mal an!«
    »Was denn?«
    »Wie ich vermutet habe, das Zungenbein ist gebrochen. Äh – für das Diktat: zerschmettertes Zungenbein. Womit auch die leichten Quetschungen am Nacken erklärt wären.«
    »Sie wurde also erwürgt?«
    »Nun, nicht direkt. Er hat ihren Hals gepackt und ihr mit einer ruckartigen Drehbewegung den Wirbel gebrochen. Sie hatte keine Chance, sich zu wehren. Die schwere Verletzung des Rückenmarks hat zum sofortigen Tod geführt.«
    McHyde schnippelte weiter. »Der Täter muss mit erheblicher Gewalt vorgegangen sein. Sehen Sie sich das an: Der Ringknorpel des Kehlkopfs wurde vollständig vom Schildknorpel und der Lamina getrennt. Unglaublich, ich habe so etwas noch nie gesehen. Die Luftröhre ist regelrecht zertrümmert. An den Halswirbeln sind vier – nein, sogar fünf Brüche zu erkennen.«
    Hazen sah gar nicht hin. »Ich glaub’s Ihnen, Doc.«
    Der junge Gerichtsmediziner grinste ihn an. »Ihre erste Autopsie, wie?«
    »Ach wo«, schwindelte Hazen.
    »Klar, es dauert eine Weile, bis man sich an so was gewöhnt, ich kenne das. Besonders im Sommer, weil sie da recht schnell zu riechen anfangen.«
    Als der Gerichtsmediziner sich wieder über die

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