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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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saß D’Agosta hinter seinem Schreibtisch, die Finger auf der Tastatur seines Computers, und starrte auf den Bildschirm. Es gab eine Million Dinge, die zu erledigen waren, und trotzdem fühlte er sich wie gelähmt. Es kam ihm vor, als befände er sich im Auge eines Hurrikans: ringsum fieberhafte Aktivität, doch hier, im Zentrum des tosenden Sturms, war alles ruhig.
    Plötzlich ging die Tür zu seinem Büro auf. Er wandte sich um und sah Laura Hayward, die mit raschen Schritten hereinkam. Sofort stand er auf.
    »Laura.«
    Sie schloss die Tür hinter sich und trat an den Schreibtisch. Als er ihre eisige Miene sah, wurde ihm ganz flau im Magen.
    »Vinnie, manchmal bist du wirklich ein egoistischer Scheißkerl«, sagte sie leise.
    Er schluckte. »Worum geht’s denn?«
    »Worum es geht? Meine Beförderung ist mir im letzten Augenblick vor der Nase weggeschnappt worden. Und du bist dafür verantwortlich.«
    Einen Moment sah er sie verständnislos an. Dann fiel ihm das Gespräch ein, das er auf dem Flur von Digital Veracity geführt hatte; die unterschwellige Drohung des Softwareentwicklers. »Kline«, sagte er und ließ sich zurück auf den Schreibtischstuhl fallen.
    »Da hast du verdammt recht. Kline.«
    D’Agosta schaute sie an. Dann senkte er den Blick. »Was hat er getan?«
    »Kline hat fünf Millionen für den Dyson-Fonds gespendet. Unter der Bedingung, dass ich nicht in die Sonderkommission komme.«
    »Das kann er nicht machen. Das ist Erpressung. Das verstößt gegen das Gesetz.«
    »O bitte. Du weißt doch genau, wie es in dieser Stadt läuft.«D’Agosta seufzte. Ihm war durchaus klar, was er empfinden sollte – rechtschaffene Empörung, sogar Wut –, aber plötzlich war er nur noch müde.
    »Rocker ist kein Trottel«, sagte Laura verbittert. »Er weiß, dass man ihn ans Kreuz schlagen würde, wenn er eine solche Spende ablehnte – vor allem für eine politisch so heiße Kartoffel wie den Dyson-Fonds. Und ich bin diejenige, die ungerecht behandelt wird.«
    »Laura … es tut mir so leid. Du bist die Letzte, die ich in diese Sache verwickeln wollte. Aber ich habe nur meine Arbeit getan. Was sollte ich denn tun – diesen Witzbold Kline laufen lassen? Er ist tatverdächtig. Er hat Smithback bedroht.«
    »Was du hättest tun
sollen?
Professionell handeln. Seit dem Mord an Smithback bist du außer Kontrolle. Ich habe von dieser Holzhacker-Hausdurchsuchung gehört, mit der du Kline auf die Palme gebracht hast. Du hast gewusst, dass dem Mann leicht die Sicherungen durchbrennen, und hast ihn trotzdem provoziert. Und um sich zu rächen, ist er dann über mich hergefallen.«
    »Es stimmt – ich habe tatsächlich versucht, ihn zu provozieren, damit er einen falschen Schritt macht. Er ist jemand, der es nicht ertragen kann, das Gesicht zu verlieren. Wenn ich gewusst hätte, dass er es an dir auslässt, hätte ich ganz anders agiert.« Er ließ den Kopf hängen und massierte seine Schläfen. »Was soll ich sagen?«
    »Dieser Job hat mir
mehr als
alles
bedeutet.«
    Ihre Worte hingen in der Luft. Er hob den Kopf und erwiderte ihren Blick.
    Am Fenster seiner Bürotür klopfte es. Er blickte hin und sah den Vorzimmer-Beamten in der Tür stehen.
    »Entschuldigen Sie, Sir. Ich glaube, Sie sollten mal Kanal zwei einschalten.«
    Wortlos ging D’Agosta mit langen Schritten zum Fernsehgerät, das oben an der Wand angebracht war, und drückte den Ein-Knopf. Auf dem Bildschirm erschien ein amateurhaftes Video, körnig, verwackelt, aber er erkannte die Frau in dem Bildausschnitt trotzdem sofort. Nora Kelly. Sie trug ein dünnes Krankenhaushemd, ihr Gesicht war aschfahl, das Haar unordentlich. Sie befand sich in einer Art Kerker: grob behauene Wände, hier und da Stroh auf dem Betonboden. Er sah zu, wie sie unsicher auf das Kameraobjektiv zuschritt.
    »Helfen Sie mir«, sagte sie.
    Unvermittelt wurde der Bildschirm schwarz.
    D’Agosta drehte sich wieder zum Vorzimmer-Sergeant um. »Was zum
Teufel …

    »Das ist vor ungefähr fünfzehn Minuten ins Network gelangt. Zurzeit wird das Original analysiert.«
    »Ich will, dass unsere besten Forensiker darauf angesetzt werden. Sofort – verstanden? Wo wurde das Video abgegeben?«
    »Ist per E-Mail reingekommen.«
    »Stellen Sie den Absender fest.«
    »Ja, Sir.« Der Sergeant verschwand.
    D’Agosta sank auf den Stuhl zurück, legte den Kopf in die Hände und schloss die Augen. Eine Minute verging, in der er sich sammelte. Dann sagte er leise: »Ich werde Nora Kelly finden,

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