Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
von
Animal Amnesty.
«
Das Trio stand da und blickte zu Esteban, als kämen sie geradewegs aus einem Casting. Fanatische Idealisten, die verzweifelt auf der Suche nach einer guten Sache waren, aber null Ahnung von etwas hatten.
»Diese drei Organisationen werden neben der MHT die Demonstration heute Abend mit unterstützen. Heißen wir ihre Vertreter auf unserer Versammlung willkommen.«
Applaus.
»Bitte setzen Sie sich. Ich erkläre die Sondersitzung des Vorstands der MHT hiermit für eröffnet.«
Rascheln mit Papieren, vielfaches Nippen an Kaffeebechern, Schreiber und Notizblocks und Laptops wurden hervorgeholt. Die Beschlussfähigkeit wurde festgestellt. Esteban wartete ab.
»Es gibt einen einzigen Punkt auf der Tagesordnung: der Protestmarsch heute Abend. Zusätzlich zu den Gründungsorganisationen haben wir weitere einundzwanzig Gruppen an Bord. Ganz genau, meine Damen und Herren, Sie haben richtig gehört:
weitere einundzwanzig!
« Plock strahlte und schaute sich um. »Die Reaktion war unglaublich. Wir erwarten an die dreitausend Teilnehmer – aber ich bin weiterhin noch mit anderen interessierten Organisationen in Kontakt, und es könnten noch mehr werden. Viel mehr.« Er schüttelte einen Stapel Papiere aus einem Schnellhefter und reichte sie herum. »Hier nun die Details. Die kleine Ablenkungsgruppe wird sich bei den Baseballplätzen versammeln. Die anderen Gruppen – sie sind auf dem Blatt aufgeführt – versammeln sich am Fußballplatz, dem Park an der West 218. Straße, entlang der Promenade bei den Wattflächen und mehreren anderen Orten. Wie Sie wissen, habe ich eine Genehmigung erwirkt. Andernfalls hätte man uns nicht in die Nähe des Ville gelassen.«
Murmeln und Nicken.
»Aber natürlich haben die städtischen Behörden keine Ahnung – absolut keine Ahnung –, was für eine große Gruppe sich da im Norden der Stadt versammeln wird, dafür habe ich gesorgt.«
Einige Anwesende kicherten wissend.
»Weil, meine Damen und Herren, das hier ein Notfall ist! Diese kranken, verkommenen Menschen, Hausbesetzer in unserer Stadt, töten nicht nur Tiere, sondern stecken offensichtlich auch hinter dem brutalen Mord an Martin Wartek. Sie sind verantwortlich für den Mord an zwei Reportern, Smithback und Kidd, und die Entführung von Smithbacks Frau. Und was unternimmt die Stadt? Nichts.
Absolut nichts!
Es ist an uns zu handeln. Darum gehen wir heute Abend um achtzehn Uhr rein. Wir werden die ganze Sache beenden. Jetzt!«
Plock schwitzte, seine Stimme klang hoch, seine Präsenz war wenig beeindruckend. Dennoch hatte er Charisma – das des wahren Glaubens, der Leidenschaft und des echten Muts. Esteban war beeindruckt.
»Den detaillierten Plan der Demonstration finden Sie auf dem vor Ihnen liegenden Blatt. Passen Sie gut darauf auf – es wäre eine Katastrophe, wenn unser Plan der Polizei in die Hände fiele. Gehen Sie nach Hause, fangen Sie an zu telefonieren, fangen Sie an, E-Mails zu schreiben, fangen Sie an, sich zu organisieren! Unser Zeitplan ist eng. Wir treffen uns um achtzehn Uhr. Abmarsch ist um achtzehn Uhr dreißig.« Er blickte sich um. »Irgendwelche Fragen?«
Keine Fragen. Esteban räusperte sich und hob den Finger.
»Ja, Alexander?«
»Ich bin etwas verwirrt. Sie planen also tatsächlich, auf das Ville zuzumarschieren?«
»So ist es. Wir stoppen das, hier und jetzt.«
Esteban nickte nachdenklich. »Hier steht nicht, was Sie vorhaben, wenn Sie dort eintreffen.«
»Wir werden auf das Gelände des Ville vordringen und die Tiere befreien. Und wir werden die Hausbesetzer vertreiben. Der Plan deckt das alles ab.«
»Verstehe. Es stimmt natürlich, dass diese Leute Tiere kaltblütig töten – und quälen. Und sie tun das vermutlich auch schon seit Jahren. Aber bedenken Sie, sie dürften bewaffnet sein. Wir wissen bereits, dass sie mindestens drei Menschen ermordet haben.«
»Wenn diese Leute Gewalt anwenden, zahlen wir es ihnen mit gleicher Münze zurück.«
»Sie haben vor, sich zu bewaffnen?«
Plock faltete die Arme vor der Brust. »Ich sage dazu nur so viel: Niemand wird uns davon abhalten, in Notwehr zu handeln – ganz gleich, mit welchen Mitteln.«
»Mit anderen Worten«, sagte Esteban, »Sie empfehlen, dass die Teilnehmer bewaffnet zur Demonstration erscheinen?«»Ich empfehle gar nichts, Alexander. Ich stelle hier nur eine Tatsache fest. Gewalt ist sicherlich eine Möglichkeit, und jeder Mensch in diesem Land hat das Recht auf Selbstverteidigung.«
»Verstehe.
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