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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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sich mit einem Berg von Papieren herumschlagen. Aber wissen Sie was? Ich lasse das bleiben. Ich werde Ihnen einen Freifahrtschein ausstellen, und zwar hier und jetzt. Sie können hingehen, wohin Sie wollen, alles untersuchen und Zugang zu allen Dokumenten bekommen. Wir haben nichts zu verbergen. Würde Sie das zufriedenstellen?«
    Hayward warf Pendergast einen Blick zu. Seine Miene war nicht zu entziffern, seine silberfarbenen Augen waren leicht geschlossen.
    »Das wäre sicherlich ein Anfang«, sagte sie.
    Dalquist beugte sich über den Schreibtisch und betätigte einen Knopf. »Miss Farmer, bitte setzen Sie ein Schreiben auf, das ich unterzeichne, in dem diesen beiden Herrschaften der völlige, komplette und unbegrenzte Zutritt zu sämtlichen Anlagen von Longitude Pharmaceuticals eingeräumt wird, samt Anweisungen, dass die Mitarbeiter alle Fragen vollständig und wahrheitsgemäß beantworten und selbst die sensibelsten Bereiche und Dokumente zugänglich machen sollen.«
    Er ließ den Knopf der Gegensprachanlage los und blickte auf. »Ich hoffe allerdings, dass Sie so schnell wie möglich das Gelände verlassen.«
    Pendergast brach sein langes Schweigen. »Wir werden sehen.«

57
    Als sie schließlich am anderen Ende des Betriebsgeländes von Longitude Pharmaceuticals ankamen, war Hayward erschöpft. Dalquist hatte Wort gehalten: Sie hatten überall Zutritt bekommen – zu den Labors, Büros, Archiven. Man hatte ihnen sogar gestattet, durch die schon längst geschlossenen Gebäude zu spazieren, die hier und da auf dem weitläufigen Gelände standen. Niemand hatte sie begleitet, keine Security hatte sie belästigt; sie hatten völlig freie Hand gehabt.
    Und sie hatten absolut nichts gefunden. Bis auf einige niedere Service-Mitarbeiter war aus der Zeit vor der Insolvenz niemand mehr in dem Unternehmen beschäftigt. In den Firmenakten, die Jahrzehnte zurückreichten, stand kein Wort über ein Vogelgrippe-Projekt. Alles machte einen grundsoliden Eindruck.
    Was Haywards Misstrauen erregte. Ihrer Erfahrung nach hatten alle – selbst ehrliche Leute – etwas zu verbergen.
    Sie blickte zu Pendergast, während sie den Gang im letzten, nicht mehr in Betrieb befindlichen Gebäude entlanggingen. Seinem ausdruckslosen, alabasterfarbenen Gesicht war nicht zu entnehmen, was er dachte.
    Sie traten aus dem Hinterhausgang, eine Feuerschutztür, die sich knarrend öffnete. Dahinter lagen eine rissige Betonterrasse und eine ungepflegte Rasenfläche. Rechts war ein sumpfiger kleiner See zu sehen, ein versandeter Bayou, umgeben von kahlen, mit Spanischem Moos behängten Sumpfzypressen. Geradeaus, durch ein undurchdringliches Gewirr von Vegetation, konnte Hayward die Überreste einer mit Efeu überrankten Backsteinmauer erkennen, und dahinter wiederum eine gezackte, ausgebrannte, am äußersten Ende des Geländes versteckte Ruine, die an drei Seiten vom dunstigen, düsteren Black-Brake-Sumpf umschlossen war. Hinter der Ruine lag eine alte Anlegestelle, verkohlt und verfallen, kaum mehr als eine Reihe von Pfählen, die aus dem dunklen Wasser des Sumpfs ragten.
    Inzwischen fiel ein feiner Regen, er benetzte das Gras, und tiefe, dunkle Wolken zogen am Himmel dahin.
    »Ich habe meinen Regenschirm vergessen«, sagte Hayward und blickte zu den nassen, trostlos wirkenden Bäumen.
    Pendergast, der in die Richtung des Anlegers und des Sumpfs geschaut hatte, griff in seine Anzugjacke. O nein, dachte sie, jetzt hat er auch noch einen Regenschirm dabei. Doch stattdessen holte er ein kleines Päckchen mit durchsichtigen Plastikregenmänteln hervor, einen für sie und einen für sich.
    Einige Minuten darauf gingen sie durch das feuchte Gras der Rasenfläche in Richtung der verhedderten Überreste eines alten, von Stacheldraht gekrönten Maschendrahtzauns. Auf dem Boden davor lag ein demoliertes Tor, sie traten durch einen schmalen Spalt hindurch. Dahinter zeichneten sich die Überreste des niedergebrannten Gebäudes ab. So wie bei den übrigen Gebäuden bestand das Mauerwerk aus gelbem Backstein, aber das Dach war eingestürzt, mächtige verkohlte Balken ragten in den Himmel, die Fenster- und Türrahmen waren schwarze Löcher mit Brandstreifen darüber. Dicke Teppiche aus Kuzdu hatten sich die Mauern hochgerankt.
    Hayward folgte Pendergast durch einen zerstörten Durchgang. Pendergast blieb stehen und inspizierte die auf dem Boden liegende Tür und den Rahmen, dann kniete er sich hin und begann, mit irgendwelchen Dietrichen am Türschloss

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