Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
die Grundmauern niederbrennen und verlassen ihn, und zwar ein für alle Mal. Sie haben einen Wahnsinnigen in seinem tödlichen Leiden gepflegt – und was mich betrifft, beginnt und endet die Geschichte damit. Es ist nicht nötig, den Selbstmord eines Mannes anzuzeigen, der offiziell bereits tot ist. Sie und Ihr Mann sollten sich eine angemessene Geschichte einfallen lassen, um jegliches Interesse der Behörden an uns oder an Spanish Island zu verringern –«
    »Einen
Wahnsinnigen
«, unterbrach June Brodie. Sie spuckte das Wort geradezu aus. »So nennen Sie ihn also. Aber er war mehr als das, sehr viel mehr. Er war ein guter Mensch. Er hat gute Arbeit geleistet, wundervolle Arbeit. Hätte ich ihn heilen können, dann hätte er sie von neuem geleistet. Ich habe versucht, es Ihnen zu erklären, aber Sie wollten ja nicht hören.
Sie wollten einfach nicht hören
 …« Ihre Stimme brach; sie bemühte sich, sich zu beherrschen.
    »Seine Krankheit war unheilbar«, sagte Pendergast nicht unfreundlich. »Und ich fürchte, es gibt keinen Weg, wie seine experimentellen Werkeleien einen kaltblütigen Mord aufwiegen können.«
    »Werkeleien!
Werkeleien!
Er hat
das hier
vollbracht!« Sie tippte sich mit dem Finger auf die Brust.
    »Das?«, sagte Pendergast. Ein Ausdruck der Verwunderung trat in seine vom Matsch verschmierten Züge. Dann wich plötzlich die Überraschung daraus.
    »Wenn Sie so viel über mich wissen, dann müssen Sie auch über meinen Zustand Bescheid gewusst haben.«
    Pendergast nickte. »Amyotrophische Lateralsklerose. Jetzt verstehe ich. Damit wäre meine letzte Frage fast beantwortet. Warum sind Sie in den Sumpf gezogen, bevor Slade verrückt geworden ist?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte Hayward.
    »Lou-Gehrig-Syndrom.« Pendergast wandte sich zu Mrs. Brodie um. »Offenbar leiden Sie gegenwärtig unter keinen Symptomen.«
    »Ich habe keine Symptome, weil ich die Krankheit nicht mehr habe. Nach seiner Genesung hatte Charles eine Phase … in der er genial war. Erstaunlich genial. Das richtet sie eben mit einem an, die Vogelgrippe. Er hatte Ideen … wundervolle Ideen. Ideen, um mir zu helfen … und auch anderen. Er entwickelte eine Behandlungsmethode für ALS , wobei er komplexe Moleküle nutzte, die er in Kesseln mit Lebendzellen gezüchtet hatte. Das erste der sogenannten Biologika. Charles hat sie als Erster entwickelt, ganz allein, er war seiner Zeit zehn Jahre voraus. Er musste sich aus der Welt zurückziehen, um seine Forschungen durchzuführen. Er hat sie – und zwar alle – genau hier durchgeführt.«
    »Jetzt verstehe ich, warum dieses Zimmer viel mehr zu sein scheint als eine Art Klinik«, sagte Pendergast. »Es handelt sich um ein Experimentallabor.«
    »Es ist eines. Beziehungsweise war es. Bevor … bevor er sich veränderte.«
    Hayward wandte sich zu ihr um. »Wenn er so erfolgreich geforscht hat, warum haben Sie die Außenwelt denn dann nicht daran teilhaben lassen?«
    »Das wäre nicht möglich gewesen«, sagte Mrs. Brodie fast im Flüsterton. »Es war alles in seinem Kopf gespeichert. Wir haben ihn angefleht, aber er hat nichts schriftlich notiert. Sein Zustand verschlechterte sich, und dann war es zu spät. Und eben darum wollte ich, dass er wieder so wird wie früher. Er hat mich geliebt. Er hat mich geheilt. Und jetzt ist das Geheimnis dieser Heilbehandlung mit ihm gestorben.«
     
    Schwere Wolken verschleierten den Mond, als sie von Spanish Island ablegten. Wegen der Lichtverhältnisse, die für einen Scharfschützen – und auch für einen Bootsführer – so gerade eben ausreichten, fuhr Pendergast sehr langsam und mit kaum hörbarem Motor durch das dichte Grün. Hayward saß im Bug, die zwei Krücken, die sie aus der Lodge mitgenommen hatte, neben sich. Sie dachte nach.
    Wohl eine halbe Stunde lang wurde kein Wort zwischen ihnen gewechselt. Schließlich riss sich Hayward aus ihren Gedanken und warf einen Blick zurück auf Pendergast, der an der Instrumententafel am Heck das Boot steuerte.
    »Warum hat Slade das getan?«
    Pendergasts Augen leuchteten ein wenig, als er ihren Blick erwiderte.
    »Verschwinden, meine ich«, fuhr sie fort. »Sich in diesem Sumpfgebiet verstecken.«
    »Er muss gewusst haben, dass er infiziert ist«, antwortete Pendergast nach einer Weile. »Er hatte gesehen, was mit den anderen passiert ist; ihm war klar, dass er verrückt werden würde … oder Schlimmeres. Er wollte sichergehen, dass er eine gewisse Kontrolle über seine Pflege

Weitere Kostenlose Bücher