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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Er hob seine Waffenhand in Richtung Pendergast, ließ sie wieder fallen, hob sie erneut.
    »Ade, Dr. Slade«, sagte Pendergast. »Es sind jetzt nur noch ein paar Sekunden. Lassen Sie mich Ihnen helfen, sie für Sie abzuzählen. Fünf, vier, drei, zwei, eins …«

78
    Hayward wartete, sie saß auf einer Krankentrage in dem Zimmer voller medizinischer Apparate. Die anderen Personen, die sich in dem großen Raum befanden – June Brodie und ihr schweigsamer Ehemann –, standen wie Statuen vor der Wand im hinteren Teil, lauschten und warteten. Gelegentlich erklang eine Stimme, ein Schrei der Wut oder Verzweiflung, ein sonderbares Lachen wie von einem Schwachsinnigen, aber sie drangen nur leise durch die dicken, offensichtlich schallisolierten Wände.
    Von ihrem Standort aus konnte sie beide Ausgänge sehen, den, der zu Slades Büro führte, und den, der die Treppe hinab und hinaus in die Nacht führte. Hayward war sich nur allzu bewusst, dass irgendwo da draußen noch immer ein zweiter Schütze lauerte und dass er im nächsten Moment von der Treppe ins Zimmer gestürmt kommen konnte. Sie hob ihre Waffe und prüfte sie.
    Abermals schweifte ihr Blick zur Tür, durch die Pendergast und Slade verschwunden waren. Was ging hier vor? Sie hatte sich nur selten in ihrem Leben schlechter gefühlt – völlig erschöpft, überzogen von verkrustetem Matsch, mit rasenden, pochenden Schmerzen im Bein, weil die Wirkung des Schmerzmittels langsam nachließ. Es war mindestens zehn Minuten, vielleicht eine Viertelstunde her, seit Pendergast und Slade hinausgegangen waren, aber irgendein sechster Sinn riet ihr, Pendergasts dringende Anweisung, zu bleiben, wo sie war, zu befolgen. Er hatte versprochen, Slade nicht zu töten, und sie musste eben glauben, dass Pendergast – was immer sonst er sein mochte – ein Gentleman war, der Wort hielt.
    Da hörte sie einen Schuss aus einer Faustfeuerwaffe, einen einzelnen Schuss, der gedämpfte Knall ließ den Raum erzittern. Hayward hob ihre Waffe. Mit einem Aufschrei rannte June Brodie zur Tür.
    »Halt!«, sagte Hayward. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Kein weiterer Schuss war zu hören. Eine Minute verstrich, dann zwei. Und dann – leise, aber deutlich zu hören – erklang ein Geräusch, als würde eine Tür geschlossen. Kurz darauf näherten sich von dem mit dickem Teppichboden ausgelegten Flur her ganz leise Schritte. Hayward setzte sich gerade hin auf der Trage. Ihr Puls raste.
    Agent Pendergast trat durch die Tür ins Zimmer.
    Hayward schaute ihn an. Sein schlammverkrustetes Gesicht wirkte blasser als sonst, aber er schien unverletzt zu sein. Er blickte sie drei abwechselnd an.
    »Slade?«, fragte Hayward.
    »Tot«, lautete die Antwort.
    »Sie haben ihn umgebracht!«, kreischte June Brodie und lief an Pendergast vorbei auf den Flur. Er tat nichts, um sie aufzuhalten.
    Hayward stand von der Trage auf, ohne auf die Schmerzen im Bein zu achten. »Sie Dreckskerl, Sie haben mir doch versprochen –«
    »Er ist von eigener Hand gestorben«, sagte Pendergast.
    Hayward blieb stehen.
    »Selbstmord?«, meldete sich Mr. Brodie erstmals zu Wort. »Das kann nicht sein.«
    Hayward starrte Pendergast an. »Ich glaube es nicht. Sie haben Vinnie doch gesagt, dass Sie ihn töten würden – und Sie haben es getan.«
    »Das stimmt«, erwiderte Pendergast. »Das habe ich geschworen. Dennoch: Ich habe nur mit ihm geredet.
Er
hat die Tat begangen.«
    Hayward wollte etwas darauf erwidern, entschied sich aber dagegen. Plötzlich wollte sie nichts mehr wissen. Was bedeutete das – ich habe mit ihm geredet? Sie erschauderte.
    Pendergast sah sie eindringlich an. »Vergessen Sie nicht, Captain, Slade hat den Mord angeordnet. Er hat ihn nicht ausgeführt. Wir sind mit unserer Arbeit noch nicht fertig.«
    Kurz darauf kam June Brodie zurück. Sie schluchzte leise. Ihr Mann ging zu ihr und versuchte, ihr tröstend den Arm um die Schulter zu legen. Sie wies die Geste ab.
    »Uns hält hier nichts mehr«, sagte Pendergast zu Hayward. Er drehte sich zu June um. »Ich fürchte, wir müssen uns Ihr wendiges Utility-Boot ausleihen. Wir bringen es Ihnen morgen zurück.«
    »Mit einem Dutzend bis an die Zähne bewaffneten Polizisten an Bord, nehme ich an«, erwiderte sie verbittert.
    Pendergast schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Grund, dass irgendjemand sonst davon erfahren muss. Ich glaube sogar, es ist in unser aller Interesse, dass niemand davon erfährt. Ich schlage deshalb vor, Sie lassen diesen Ort bis auf

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