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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Chausson. »Mr. Pendergast wird noch eine Weile hierbleiben. Bitte schließen Sie die Tür hinter sich.«
    Der junge Mann zog sich zurück. Chausson wandte sich zu Pendergast um und setzte sich vor; seine rosafarbenen Kinnbacken wackelten vor lauter Empörung. »Wie können Sie es wagen, mir zu drohen?«
    »Drohen? Was für ein hässliches Wort. ›Die Wahrheit macht frei‹, Mr. Chausson. Ich biete Ihnen an, Ihre Gäste mittels der Wahrheit zu befreien, nicht, ihnen zu drohen.«
    Einen Augenblick lang blieb Chausson regungslos stehen. Dann ließ er sich langsam zurück auf seinen Stuhl sinken. »Was wollen Sie?«, fragte er leise.
    »Der Grund meines Besuchs ist das Sanatorium. Ich bin hier, um mir alte Akten anzusehen, die möglicherweise noch existieren. Vor allem jene, die sich auf einen bestimmten Patienten beziehen.«
    »Und wer soll dieser Patient sein?«
    »John James Audubon.«
    Chausson runzelte die Stirn. Und dann schlug er mit seinen ausgiebig geschrubbten Händen in unverhüllter Verärgerung auf den Schreibtisch. »Nicht schon
wieder!
«
    Pendergast sah ihn verwundert an. »Wie bitte?«
    »Jedes Mal, wenn ich glaube, dass dieser elende Kerl vergessen ist, kommt jemand anders hierher. Und ich nehme an, dass auch Sie sich nach dem Gemälde erkundigen wollen.«
    Pendergast saß schweigend da.
    »Ich sage Ihnen, was ich den anderen erzählt habe. John James Audubon war hier vor fast hundertachtzig Jahren Patient. Die … äh, das Sanatorium wurde vor mehr als
einem Jahrhundert
geschlossen. Sämtliche Unterlagen – und mit Sicherheit jedwedes Gemälde – sind längst verschwunden.«
    »Und das ist alles?«, fragte Pendergast.
    Chausson nickte; damit war für ihn die Sache abgeschlossen. »Und das ist alles.«
    Ein kummervoller Ausdruck trat in Pendergasts Gesichtszüge. »Jammerschade. Nun ja, einen schönen Tag noch, Mr. Chausson.« Und damit erhob er sich vom Stuhl.
    »Eine Sekunde.« Chausson erhob sich ebenfalls, plötzlich besorgt. »Sie werden den Gästen doch nichts davon erzählen …«
    Pendergast sah noch bekümmerter drein. »Wie gesagt, jammerschade.«
    Chausson streckte die Hand aus. »Warten Sie einen Moment.« Er zog ein Taschentuch aus der Hose und wischte sich die Stirn. »Kann sein, dass noch ein paar Akten übrig sind. Kommen Sie mit.« Und damit holte er tief und erschauernd Luft und schritt vorneweg aus dem Büro.
    Pendergast folgte Chausson durch ein elegantes Restaurant, vorbei an einem Bereich, in dem Speisen vorbereitet wurden, in eine riesige Küche. Schnell wichen der Marmor und das Gold weißen Kacheln und gummierten Bodenmatten. Auf der anderen Seite der Küche öffnete Chausson eine Metalltür. Eine alte Eisentreppe führte in einen kühlen, feuchten, schwach erleuchteten Kellergang, der sich endlos in die Erde von Louisiana zu bohren schien. Die Wände und Decke bestanden aus bröckelndem Gips, der Fußboden aus schartigen Ziegelsteinen.
    Schließlich blieb Chausson vor einer mit Beschlägen versehenen Eisentür stehen. Mit einem Knarzen schob er sie auf und trat ins Dunkel, wobei die feuchte Luft stark nach Pilzbefall und Moder roch. Nachdem er einen altmodischen Lichtschalter im Uhrzeigersinn gedreht hatte, kam ein riesiger Raum zum Vorschein. Das Huschen und Quieken des sich zurückziehenden Ungeziefers war deutlich zu hören. Der Boden war von ausrangierten, mit Asbest verkleideten Rohren und diversem, mit Schimmel überzogenen Gerümpel übersät. »Das war ehemals der Heizungsraum«, sagte Chausson und bahnte sich einen Weg zwischen dem Rattenkot und dem Müll.
    In der gegenüberliegenden Ecke lagen mehrere aufgeplatzte Bündel Papier, feucht, von Nagern angefressen, voller Stockflecken, alt und verrottet. In einer anderen hatten Ratten ihr Nest gebaut. »Das ist alles, was von den Unterlagen des Sanatoriums übrig ist«, sagte Chausson, während sich wieder etwas von dem früheren Triumph in seine Stimme schlich. »Ich habe Ihnen ja gesagt, es sind nur Reste. Keine Ahnung, warum die nicht schon vor Jahren weggeworfen wurden.«
    Pendergast kniete sich hin und fing an, die Papiere sehr sorgfältig durchzusehen, wobei er jedes einzelne umdrehte und inspizierte. Zehn Minuten verstrichen, dann zwanzig. Chausson klopfte mehrmals auf seine Armbanduhr, doch Pendergast war völlig unempfänglich für Chaussons Gereiztheit. Schließlich erhob er sich, einen dünnen Stapel Papiere in der Hand. »Darf ich mir die ausleihen?«
    »Nehmen Sie sie mit … am besten

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