Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit
hier nichts von Interesse. In irgendeiner Weise sind die Doanes das Verbindungsglied, nach dem wir suchen.«
Die Kellnerin eilte an ihren Tisch, schnappte sich ihre Teller und schritt davon, noch ehe D’Agosta einen Kaffee bestellen konnte. »Ich frage mich, was wohl erforderlich ist, hier eine Tasse Java zu bekommen«, sagte D’Agosta und versuchte, die Kellnerin durch diesen Satz auf sich aufmerksam zu machen.
»Irgendwie, Vincent, bezweifle ich, dass Sie Ihren ›Java‹ oder irgendetwas sonst in diesem Lokal bekommen.«
D’Agosta seufzte. »Wer bewohnt also heute das Haus?«
»Niemand. Es wurde nach der Erschießung von Mr. Doane verrammelt und verriegelt.«
»Wir fahren hin«, sagte D’Agosta, mehr eine Aussage als eine Frage.
»Ganz genau.«
»Wann?«
Pendergast hob den Finger, damit die Kellnerin zu ihnen kam. »Sowie wir von unserer widerstrebenden, aber höchst vielsagenden Kellnerin die Rechnung bekommen haben.«
25
Doch nicht die Kellnerin brachte ihnen die Rechnung, sondern der Geschäftsführer des Hotels. Er legte sie auf den Tisch und erklärte D’Agosta und Pendergast, ohne sich auch nur im Ansatz dafür zu entschuldigen, dass sie nun doch nicht im Hotel übernachten konnten.
»Was soll das heißen?«, sagte Vincent. »Wir haben das Zimmer doch gebucht. Sie haben doch unsere Kreditkartennummern entgegengenommen.«
»Wir erwarten eine größere Gesellschaft«, antwortete der Geschäftsführer. »Die hatte vorher reserviert, das ist an der Rezeption übersehen worden. Und wie Sie ja selbst sehen, ist dies hier ein kleines Hotel.«
»Dann hat die Gruppe eben Pech gehabt«, sagte D’Agosta. »Wir waren vorher hier.«
»Aber Sie haben noch nicht ausgepackt«, antwortete der Geschäftsführer. »Mir wurde sogar gesagt, dass Sie Ihr Gepäck noch nicht auf Ihre Zimmer gebracht haben. Ich habe Ihre Kreditkarten-Quittung bereits zerrissen. Tut mir leid.«
Aber es klang gar nicht so, als ob es ihm leidtat. D’Agosta wollte ihm schon die Hölle heißmachen, als Pendergast ihm die Hand auf den Arm legte. »Also gut«, sagte Pendergast, griff in seine Brieftasche und beglich die Abendessenrechnung in bar. »Guten Abend.«
Der Manager ging. D’Agosta wandte sich zu Pendergast um. »Und so etwas wollen Sie sich von diesem Blödmann bieten lassen? Es liegt doch auf der Hand, dass er uns wegen der Fragen hinauswirft, die Sie gestellt haben – und wegen der uralten Geschichte, die wir ans Licht geholt haben.«
Statt zu antworten, wies Pendergast mit einem Nicken zum Fenster. Als D’Agosta hindurchschaute, sah er, wie der Hotelmanager die Straße überquerte. Während D’Agosta weiter hinschaute, ging der Mann an mehreren, für die Nacht mit Rollläden gesicherten Ladengeschäften vorbei und betrat schließlich das Büro des Sheriffs.
»Was für ein Kaff ist das hier eigentlich?«, sagte D’Agosta. »Es kommt noch so weit, dass die Dörfler mit Mistgabeln auf uns losgehen.«
»Die Stadt interessiert uns nicht«, sagte Pendergast. »Es hat keinen Sinn, die Dinge kompliziert zu machen. Ich schlage vor, dass wir sofort losfahren, bevor der Sheriff einen Vorwand erfindet, unter dem er uns aus der Stadt hinauswerfen kann.«
Sie verließen das Restaurant und gingen zum hinteren Parkplatz des Hotels. Das drohende Gewitter hatte sich schnell genähert. Der Wind fuhr in die Baumkronen, in der Ferne ertönte Donnergrollen. Pendergast zog das Verdeck des Porsches zu, D’Agosta stieg ein. Pendergast stieg selbst ein, ließ den Motor an und steuerte den Wagen in eine Gasse, dann fuhren sie auf Nebenstraßen durch die Stadt, wobei sie die Hauptverkehrsstraßen mieden.
Das Haus der Doanes lag ungefähr drei Kilometer außerhalb, oben an einer ungepflasterten Zufahrt, die früher einmal gut gepflegt worden war, mittlerweile jedoch kaum mehr als ein ausgefahrener Feldweg war. Pendergast fuhr vorsichtig, damit der Spyder nicht mit dem Unterboden auf der festgedrückten Erde aufsetzte. Engstehende Bäume säumten die Straße, ihre kahlen Äste ragten in den Nachthimmel. D’Agosta, der auf seinem Sitz herumgeschleudert wurde, bis ihm die Zähne klapperten, kam zu dem Schluss, dass unter diesen Bedingungen selbst der Landrover, den sie in Sambia gefahren hatten, vorzuziehen wäre.
Pendergast bog um die letzte Kurve, dann kam das Haus im Licht der Scheinwerfer in Sicht, während am Himmel dunkle Gewitterwolken aufzogen. D’Agosta staunte nicht schlecht. Er hatte ein großes Gebäude erwartet, so
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