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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Privatpatienten gedient hatte: großer Rokoko-Marmorkamin, kunstvoll geschnitzte Wandverkleidungen, Bleiglasfenster, die mittlerweile mit Stahlstreben versehen waren. Fast rechnete Esterhazy damit, dass ein Butler im Frack eintrat, um Sherrygläser auf einem Silbertablett zu servieren.
    »Also, Doktor Poole«, sagte Felder, beugte sich auf seinem Stuhl vor und legte die Handflächen auf die Knie. »Wie fanden Sie die Sitzung heute Abend?«
    Esterhazy musterte Felder und erwiderte dessen begierigen, intelligenten Blick. Felder war derart besessen von Constance und den seltsamen Aspekten ihres Falls, dass es seine professionelle Objektivität und seine normalerweise abwägende Klugheit blendete. Esterhazy hingegen interessierten Constance beziehungsweise ihre Perversitäten jenseits ihrer Verwendung als Figur in seinem Spiel nicht im Geringsten. Und dass sie ihn nicht interessierte, verschaffte ihm einen riesigen Vorteil.
    »Ich fand, Sie haben sie mit großem Takt behandelt, Doktor«, sagte er. »Ihre Wahnvorstellungen nicht direkt, sondern im Zusammenhang einer umfassenderen Realität anzugehen, das ist zweifelsohne eine heilsame Strategie.« Er hielt inne. »Und ich will ganz offen eingestehen: Als ich mich wegen dieses Falls an Sie wandte, hatte ich meine Zweifel. Sie kennen ja die langfristige Prognose für paranoide Schizophrenie ebenso gut wie ich oder besser. Und meine damalige Therapie verlief, wie ich Ihnen erklärte, weniger als zufriedenstellend. Aber ich bin der Erste, der zugibt, dass Sie, wo ich gescheitert bin, jetzt Erfolg haben. Und zwar in einem Maße, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.«
    Felder wurde ein wenig rot und nickte zum Dank.
    »Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass ihre selektive Amnesie ein wenig nachgelassen hat?«
    Felder räusperte sich. »Das habe ich bemerkt, ja.«
    Esterhazy lächelte kurz. »Zudem ist ganz klar, dass diese Klinik keine geringe Rolle bei den Fortschritten der Patientin gespielt hat. Die einladende und geistig anregende Atmosphäre des Mount Mercy hat enorm viel bewirkt. Meiner Ansicht nach hat sie dazu beigetragen, eine sehr zurückhaltende Prognose in eine eher positive umzukehren.«
    Ostrom, der in einem Ohrensessel in der Nähe saß, neigte den Kopf. Er war reservierter als Felder und – wenngleich zweifellos an dem Fall interessiert – nicht besessen davon. Esterhazy musste ihn mit Glacéhandschuhen anfassen. Doch Schmeicheleien taten eigentlich immer ihre Wirkung.
    Esterhazy blätterte in der Krankenakte, die Ostrom mitgebracht hatte, und versuchte, sich alle wertvollen Details, die ihm weiterhelfen konnten, zu merken. »Ich sehe hier, dass Constance offenbar auf zwei Aktivitäten besonders gut anspricht: Lesen in der Bibliothek und Spazierengehen auf dem Krankenhausgelände.«
    Ostrom nickte. »Sie scheint eine für das neunzehnte Jahrhundert typische Vorliebe für Spaziergänge im Freien zu haben.«
    »Das ist eine positive Entwicklung, und zwar eine, von der ich meine, dass wir sie fördern sollten.« Esterhazy legte die Krankenakte beiseite. »Haben Sie schon mal daran gedacht, einen Tagesausflug zu organisieren, beispielsweise im Botanischen Garten?«
    Ostrom blickte ihn an. »Nein, ich muss gestehen, das habe ich nicht. Ausflüge erfordern in der Regel die Zustimmung des Gerichts.«
    »Ich verstehe. Sie sagen ›in der Regel‹. Aber ich glaube, wenn Mount Mercy erklärt, dass Constance weder für sich noch für andere eine Gefahr darstellt, und wenn der Ausflug als medizinisch notwendig erachtet wird, kein Gerichtsbeschluss erforderlich ist.«
    »So gehen wir selten vor«, erwiderte Ostrom. »Die Haftungsrisiken sind zu hoch.«
    »Aber denken Sie doch an die Patientin. An das
Wohl
der Patientin.«
    Hier schaltete sich Felder ein, so wie Esterhazy es gehofft hatte. »Ich stimme mit Doktor Poole voll und ganz überein. Constance hat weder aggressive Verhaltensweisen noch Suizidneigungen gezeigt. Und es droht auch keine Gefahr, dass sie flieht, ganz im Gegenteil. Nicht nur würde ein solcher Ausflug ihr Interesse an Aktivitäten im Freien erhöhen, vielmehr würden Sie mir sicherlich beipflichten, dass ein solcher Ausdruck unseres Vertrauens höchst heilsam wäre und sie dazu veranlassen würde, ihre Abwehrhaltung zu verringern.«
    Ostrom dachte darüber nach.
    »Ich denke, Doktor Felder hat vollkommen recht«, sagte Esterhazy. »Und wenn ich’s mir recht überlege – ich halte den Zoo im Central Park für eine noch bessere

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