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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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»Du weißt doch, wenn es um dich geht,
vergesse ich alles andere. Deine Küsse sagen deutlich, was du möchtest, Delia.«
    Sie wandte den Kopf ab und wich einen Schritt
zurück. »Ich werde mich wehren, Tyl, auf jedem Schritt. Ich werde mich so lange
wehren, bis ich dir entfliehen kann.« Er preßte die Lippen zusammen, aber aus
Betroffenheit und nicht aus Zorn. Tränen stiegen ihr die Augen. Sie ergriff
seine Hände und sank an seine Brust. »O Tyl, warum wehre ich mich nur gegen
dich? Es bringt mich um ...«
    Er schloß die Arme um sie. »Dann komm mit
mir.«
    Sie schob ihn zurück und preßte die Hand auf
den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Tränen flossen über ihre Wangen.
»Bitte, bitte, verlang das nicht von mir. Ich kann es nicht ... ich kann es
nicht.«
    Er legte den Arm schützend um sie und trocknete ihr behutsam die
Tränen. » ... Bitte weine nicht.«
    »Ich kann sie nicht verlassen, Tyl. Ich habe
Nat und den Kindern mein Wort gegeben. Ich habe ihnen vor Gott mein Wort
gegeben. Du glaubst, weil ich eine Frau bin, habe ich keine Ehre. Aber du irrst
dich, auch ich habe meine Ehre.«
    Mit belegter Stimme flüsterte er: »Aber ich
dachte, du liebst mich ...«
    Sie sah ihn an. »Ich liebe dich. Du weißt
schon immer, wie sehr ich dich liebe. Aber was soll aus Nat werden? Er hat mich
in gutem Glauben geheiratet. Er hat mir seine Kinder anvertraut. Und die
Mädchen mögen mich inzwischen. Sie hängen an mir. Es wäre grausam, wenn ich
plötzlich aus ihrem Leben verschwinden würde, nachdem sie erst vor kurzem ihre
Mutter verloren haben.« Sie schluckte und flüsterte: »Tyl, wie könnten wir
glücklich sein, wenn wir wüßten, daß sie leiden? Ich könnte nicht weiterleben
in dem Bewußtsein, meine Ehre so verraten zu haben. Und wenn ich vor mir nicht
bestehen kann, wie soll ich es vor dir können?«
    Er umfaßte ihr Gesicht mit beiden Händen und blickte ihr in die
Augen. »Deine Ehre, deine Würde, deine Kraft ... das sind die Gründe, weshalb
ich mich in dich verliebt habe.«
    »Dann verstehst du mich ...?«
    Er ließ sie los. »Ja, ich verstehe dich.« Er
legte den Kopf zurück und starrte in den Himmel. »Bei Gott, ich liebe dich so
sehr, und ohne dich kann ich ...« Er schluckte. Dann sah er sie wieder an, und
all seine Qual sprach aus seinen Augen. »Ich brauche dich, Delia.«
    Sie konnte es nicht länger ertragen. Sie lief davon. So schnell
sie konnte, eilte sie am Strand zurück. Und er ließ sie gehen.
    Er blickte aufs Meer. Dann schloß er die Augen. Als er sie wieder
öffnete, schäumten die Wellen genauso wie vorher, und in der Ferne wartete der
blaue, endlose Horizont.
    »Gott ...«, flüsterte er verzweifelt. »Ich bin
verloren ...«
    »Ich sage 'Nein',
und meine Antwort ist endgültig.«
    Delia warf verstohlen einen Blick auf die
Mädchen, die im Wohnzimmer saßen. Sie folgte Nat hinaus ins Freie und schloß
die Tür hinter sich. Er saß auf den Stufen und zog seine Gummistiefel an. Er
würde den ganzen Tag am Holzfällen sein.
    »Nat, es sind doch nur ein paar Stunden jeden
Morgen.«
    »Nein!« Er stand auf und stieß erst mit dem rechten und dann dem
linken Fuß auf, bis die Stiefel richtig saßen. Dabei verzog er das Gesicht,
weil ihn der Beinstumpf schmerzte.
    »Aber alle anderen Kinder in Merrymeeting
werden in die neue Schule gehen«, sagte Delia so ruhig und sachlich wie möglich. »Die
Mädchen werden sich ausgeschlossen vorkommen.«
    Er nahm den breitkrempigen Hut ab, fuhr sich
durch die strohblonden Haare und drückte ihn wieder fest auf den Kopf. »Es
sind nur Mädchen. Wozu brauchen sie eine Schulbildung? Außerdem kann ich nicht
auf sie verzichten. Wir haben so viel zu tun. Wenn du natürlich ...« Er sprach
nicht weiter, aber Delia wußte, daß es der alte Vorwurf war. Sie war für Nat
nicht nur als Frau, sondern auch als Arbeitskraft eine Enttäuschung.
    Er schulterte die lange Holzfälleraxt und stapfte über die Lichtung.
Seine große schlanke Gestalt in dem hellblauen langen Rock zeichnete sich
deutlich vor dem bunten Herbstlaub der Bäume ab.
    Delia lief ihm nach. »Denk daran, daß unser Pfarrer gesagt hat, es
sei die Pflicht christlicher Eltern, ihren Kindern das Lesen beizubringen,
damit sie die heiligen Schriften besser verstehen können.«
    Er drehte sich um und sah sie wütend an. »Bring du ihnen doch das
Lesen bei. Oder hast du in all den Stunden bei den Bishops nichts gelernt?«
Er ging weiter.
    Delia blieb stehen und hob trotzig den Kopf. »Ich werde die

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