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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Handflächen dick genug waren,
um die Axt schwingen zu können, ohne daß man Blasen bekam.
    Nat beteiligte sich bei der Essenspause nicht am Lachen und den
Gesprächen der anderen Holzfäller um ihn herum. Er kannte nur wenige
Männer aus Topsham, und ihn interessierte nicht, worüber sie sich unterhielten.
Er dachte an Delia und daran, was sie ihm beim Abschied gesagt ... nein, ins
Gesicht geschrien hatte ... Delia .. .
    Er wünschte sich, seiner Gefühle für sie sicher zu sein. Sie
reizte ihn manchmal zur Weißglut. Aber er mußte zugeben, daß sie sich mit den Kindern bestens verstand. Sie war liebevoll und gut zu
ihnen. Und Delia war hübsch. Wenn er sie manchmal flüchtig ansah, stockte ihm
der Atem. Selbst während der Verlobungszeit hatte Mary nie solche verwirrenden
Empfindungen bei ihm ausgelöst ...
    Schnell unterbrach er den gefährlichen Gedankengang und dachte an
Söhne. Er könnte auf der Farm wirklich ein paar Söhne gebrauchen. Es hatte ihn immer ein wenig enttäuscht, daß Mary ihm
nur Mädchen schenkte. Delia war schlank, vielleicht zu schlank für eine
einfache Geburt, aber ihre Sinnlichkeit ließ vermuten, daß sie ihm Söhne
schenken würde ...
    Bei der Vorstellung, mit Delia zu schlafen, damit sie ihm Söhne
gebar, bekam er eine Erektion. Das geschah nicht zum ersten Mal, aber nie
wurde dieser Drang richtig stark, denn seine Schuldgefühle stellten sich jedesmal wieder ein, und dann war es schnell mit
solchen Gefühlen vorbei. Er konnte Mary nicht verraten, nicht verletzen, indem er mit einer anderen schlief. Wie sollte er Delia bei
dem Gedanken, daß Mary im Himmel sie dabei sah, in die Arme schließen, sie
leidenschaftlich küssen und ...?
    Er beschloß seufzend, an etwas Harmloses zu denken, zum Beispiel
an das Schlachten. Das mußte nächste Woche geschehen. Die Schweine mußten geschlachtet und das Fleisch für den kommenden
Winter in die Fässer eingelegt werden. Und dann mußte er die Felder noch vor
dem ersten Schnee abbrennen ...
    In diesem Augenblick sah er Oberst Bishop. Er
kam aus dem Lager der Männer von Merrymeeting, das etwa drei Meilen östlich von
ihnen lag. Der Oberst schritt forsch aus und hielt die Muskete in der einen
Hand. Nat hatte seine Büchse an diesem Tag nicht mitgenommen, aber plötzlich
wünschte er sich, sie bei sich zu haben. Er wußte nicht warum. Möglicherweise
hatte es etwas mit dem Wolf zu tun, der gerade wieder markerschütternd heulte.
    Nat blickte unwillkürlich zu dem jungen Mann auf der anderen Seite
des Feuers, der aufgesprungen war. Der Junge spürte es auch. Es lag etwas
Unheimliches in der Luft, aber was es auch sein mochte, diesmal zitterte Nat.
    Plötzlich zischte etwas durch die Luft. Oberst
Bishop riß beide Hände hoch und fiel bäuchling auf die Erde. Zwei Sekunden
blieb alles totenstill, dann explodierte der Wald unter einem durchdringenden
Kriegsgeheul, bei dem einem das Blut in den Adern erstarrte. Noch schauriger
klangen die Todesschreie der ersten Opfer.
    Die Abenaki-Krieger tauchten nackt und in
Kriegsbemalung zwischen den Bäumen auf. Sie schwangen Knüppel und Tomahawks und
fielen wie ein wilder Hornissenschwarm über die Holzfäller her. Einen
Augenblick blieb Nat wie angewurzelt stehen und sah zu, wie sich einer der
Indianer über den Oberst beugte und seinen Skalp nehmen wollte, zu seiner
Überraschung jedoch die Lockenperücke in der Hand hielt. Beim Anblick des
verblüfften Indianers hätte Nat am liebsten laut aufgelacht, aber ihm blieb das
Lachen im Hals stecken, als ein Mann aus Topsham leblos vor seinen Füßen
zusammenbrach.
    Gott, dachte Nat voll Entsetzen, ich werde sterben und machte
einen Satz in Richtung der Axt auf dem Baumstumpf.
    Er kam zu spät. Ein Abenaki riß sie an sich, hob sie mit Triumphgeschrei
hoch über den Kopf und schleuderte sie einem Mann in den Rücken, der an ihm
vorbeirennen wollte. Vereinzelte Schüsse mischten sich unter das laute
Trillern, und schwarze, stinkende Rauchwolken zogen über das Lager. Nat hörte
den jungen Mann, seinen Partner, laut schreien. Er drehte sich um und sah, wie
ein großer nackter Indianer die Keule in der dunkelbraunen Hand hielt und zum
Schlag ausholte.
    Nat rannte ...
    Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu, er rang vergebens nach
Luft, und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Früher einmal war er ein
schneller Läufer gewesen, aber mit dem einen Fuß kam er nur langsam vorwärts,
als er zum Rand des Lagers rannte, um Deckung hinter den Ästen und Zweigen der
Bäume

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