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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Hügel blieb sie stehen und hob den Kopf, um die
Spitze zu sehen. »Was ist das?« fragte sie mit rauher Stimme.
    »Das weiß niemand. Menschen, die vor vielen tausend Jahren hier
lebten, haben sie geschaffen. Die Abenaki sagen, es waren die
Austernschalenmenschen. Niemand weiß, was sie mit den Austern gemacht haben ...
gegessen oder als Dünger benutzt oder ...«
    »Wie lange ist das her?«
    Tyl hob die Schultern, und eine Haarsträhne fiel ihm über die
Augen. »Das weiß niemand ...«
    »Seit wann
liebst du mich?«
    »Seit dem Nachmittag in Falmouth Neck, vielleicht auch schon, seit
ich gesehen hatte, wie du mit dem alten Indianer in dem See Forellen gefangen
hast ... oder als du so unverfroren, aber verführerisch in meinem Bett in
Boston lagst.«
    »Du bist verrückt! Warum hast du so lange gewartet, um es mir zu
sagen? Du hast mich angeschrien und mir beteuert, daß du mich nicht liebst.
Du wolltest, daß ich einen anderen Mann heirate. Ich hoffe nur, daß es
dir jetzt schlecht geht und daß du leidest.«
    »Ich leide, Delia.«
    Er sah sie an. Seine Haut sah fahl aus, und die Augen hatte entzündete
Ränder. Er hatte offensichtlich zuviel getrunken oder ...?
    Er leidet wirklich, dachte sie erschrocken.
»Ich leide, Delia«, flüsterte er.
    »Gut!« Sie drehte sich um und ging weiter.
Braune glitschige Algen türmten sich auf dem Sand. Als sie stolperte, stützte
er sie, aber sie machte sich sofort wieder los.
    »Warum folgst du mir? Soll ganz Merrymeeting wissen, daß du hinter
der Frau deines Nachbarn her bist?«
    Aber im Augenblick konnte sie niemand sehen,
denn die Austernschalen versperrten den Blick auf die Feuer.
    »Ich bin nicht hinter dir her«, sagte Tyl.
    »Verdammt noch mal, du ...«
    »Hör auf zu fluchen. Du weißt genau, das
klingt schlimmer als ...«
    »Als aus dem Mund einer Hure?« Sie blieb
stehen, riß sich die Haube herunter, schüttelte den Kopf, und der Wind fuhr ihr
durch die langen schwarzen Haare. Die Sonne ließ ihre Locken schimmern, die
Gischt machte die Lippen feucht, und der Wind überzog die Wangen mit einem
betörenden Rosa.
    »Also gut, ich will dich haben«, stieß er stöhnend hervor. »Aber,
Delia, ich weiß jetzt, es ist mehr als das. Ich liebe dich. Ich will mit dir
zusammenleben, und ich will dich heiraten.«
    »Ich bin mit Nat verheiratet.«
    »Du liebst Nat nicht.«
    »Meine Gefühle für Nat gehen dich nichts an.«
    Er hatte sich halb abgewandt, aber jetzt drehte er sich heftig um.
Sein Arm schlang sich um sie, er zog sie an sich und verschloß ihr mit seinem
Mund die Lippen, noch ehe sie sich wehren konnte.
    Und dann war es zu spät dazu. Sie wehrte sich
nicht. Ihr Herz wollte ihn ebenso sehr wie ihr Körper. Er küßte sie, und sie
erwiderte seine Küsse leidenschaftlich. Sie klammerte sich an sein Hemd, um
nicht in den Sand zu sinken. Sie wollte ihn küssen bis an das Ende aller
Zeiten. Aber schließlich mußten sie sich voneinander lösen und rangen keuchend
nach Luft.
    Er drückte
sein Kinn in ihre Haare. »Delia, komm mit mir ...«
    »Ich kann nicht. Du weißt, daß ich das nicht kann ...«, rief sie.
Sie hatte ihn quälen wollen, er sollte sich nach ihr verzehren. Aber diese
Rache war nicht süß, sondern bitter, sehr bitter, denn sie litt inzwischen
mehr als er.
    »Ich kann nicht«, stöhnte sie.
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, ihm in die Augen
zu sehen. »Dann sag mir, daß du mich nicht liebst.«
    Das war der einzige Ausweg! Sie mußte ihn von sich stoßen und ihm
sagen, daß sie ihn nicht liebte, denn nur dann würde er sie in Frieden lassen.
    »Ich ... darauf kommt es nicht an. Ich bin
verheiratet. Ich ...«
    Er wollte sie wieder küssen, aber sie drehte
den Kopf schnell zur Seite. Seine Hand liebkoste ihren Nacken,
griff unter ihr Kinn, und dann fuhr er langsam und zärtlich mit dem Daumen über
ihren Hals.
    »Laß mich ...«, flehte sie.
    »Und wenn ich es nicht tue? Wenn ich dich mit
mir nehme, jetzt, auf der Stelle? Wenn ich dich mitnehme in die Wildnis, wo uns
niemand findet?«
    Ihr Blut schien zu einer Sturmflut zu werden, die in ihren Ohren
brauste. Sie hörte kaum ihre Stimme. »Das tust du nicht ...«
    »Wirklich nicht?« Sein Daumen liebkoste sie,
und seine Lippen waren nur einen Fingerbreit von ihrem Mund entfernt. Sie glaubte,
ohnmächtig zu werden. »Ein Abenaki-Krieger würde dich entführen und sich nicht
um die verlogenen Gesetze und Sitten der Weißen kümmern«, flüsterte er, ohne
seine Liebkosungen zu unterbrechen.

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